Kassandra Verschwörung
Greenleaf antwortete. »McKillip zufolge war er blond mit beginnender Glatze.« Elder nickte.
»Scheint zu offensichtlich, um Zufall zu sein«, bemerkte Trilling und reichte Doyle eine Kopie des aufgrund von McKillips Beschreibung entstandenen Phantombilds, damit Doyle die Ähnlichkeit selbst feststellen konnte.
»Es ist gut möglich, dass dieser Holländer das Verbindungsglied zwischen der Killerin und den Auftraggebern ist«, erklärte Elder.
»Sie meinen ihre Auftraggeber für das Khan-Attentat?«
Elder schüttelte den Kopf. »Niemand schafft so eine teure Killerin wie die Hexe für so einen Mord ins Land. Es muss einen anderen Auftrag geben, und die Auftraggeber dafür dürften die Dienste des Holländers in Anspruch genommen haben.«
»Ich dachte«, warf Greenleaf ein, »sie begeht immer einen bezahlten Auftragsmord, um mit dem Honorar ihre persönlichen Rachefeldzüge zu finanzieren. Haben Sie uns das nicht selber so erzählt?«
»Ja, aber einige Aspekte der gegenwärtigen Operation lassen diese einmalig erscheinen. Manches passt nicht ganz zu ihrem bisherigen Profil.«
Doyle zupfte an seiner Nase. »Wollen Sie damit sagen, dass wir unsere Taktik komplett ändern sollen? Dass wir die Hexe vergessen und uns auf die Suche nach diesem Holländer machen sollen? Neue Plakate in Auftrag geben, wieder Hotels und Pensionen abklappern...«
»Und am besten fangen wir gleich hier in London an«, fügte Greenleaf hinzu. »Es ist der wahrscheinlichste Aufenthaltsort.«
»Wahrscheinlich genau der Grund dafür, dass er sich seinen Unterschlupf woanders gesucht hat«, stellte Elder fest. »Vielleicht in einem der Randbezirke, wo er sich als Vertreter einer holländischen Firma ausgibt oder etwas in der Art.«
Doyle zählte mit den Fingern. »Samstag, Sonntag, Montag. Drei Tage bis zum Beginn des Gipfels. Das ist ein zu weites Feld, um auch nur mit der Suche anzufangen.«
»Was sollen wir also tun? Die Information ignorieren?«
»Sie wissen genau, dass ich das damit nicht sagen will.«
»Ich weiß, was Sie sagen wollen, Doyle. Sie wollen sagen, dass Sie das Arbeitspensum scheuen, dass Sie keine Lust haben, schon wieder das ganze Wochenende durchzumalochen. Sie sind ausgelaugt und brauchen eine Verschnaufpause. Habe ich recht?«
Doyle rutschte auf seinem Stuhl herum.
»Wir brauchen alle eine Verschnaufpause«, warf Trilling ein. Dann lächelte er. »Aber vielleicht beschert uns unser holländischer Freund genau den Durchbruch, den wir brauchen.«
»Lassen Sie uns den Holländer aufspüren!«, sagte Elder ruhig, »und wir wissen, auf wen die Hexe es abgesehen hat. Vielleicht schnappen wir sie dabei sogar selbst.«
Trilling nickte. Doyle nickte ebenfalls.
»Also gut«, sagte er und stand auf. »Worauf warten wir? Ich rufe nur noch schnell meine Süße an, um ihr mitzuteilen, dass ich an diesem Wochenende als Lover nicht zur Verfügung stehe.«
Greenleaf seufzte. »Und ich rufe wohl besser Shirley an. Wir haben uns in letzter Zeit sowieso kaum gesehen. Sie wird ausrasten.«
»Und ich«, warf Trilling ein, »muss meine Teilnahme an einem Pferderennen absagen. Wie Sie sehen, müssen wir alle Opfer bringen.«
Elder war zufrieden, ließ es sich aber nicht anmerken. Er fragte sich, wie er seinen Kollegen beibringen sollte, dass Joyce Parry am Abend einen Lagebericht erwartete – und dass er diese Besprechung unmöglich absagen konnte. Dann fiel Doyle noch etwas ein.
»Oh«, sagte er. »Ich weiß übrigens, wer dieses amerikanische Model ist. Ein alter Kumpel von mir, Peter Allison, mit dem ich bei der Kripo zusammengearbeitet habe, hat inzwischen seine eigene Sicherheitsfirma. Er rief mich an und erzählte mir, dass er für Khan gearbeitet hat. Er sollte etwas über Shari Capri herausfinden.«
»Warum wollte er Sie das wissen lassen?«
Doyle zuckte mit den Schultern. »Er ist nervös geworden, weil Khan so kaltblütig umgelegt wurde. Nach einigem Nachdenken ist er zu dem Schluss gekommen, dass er besser reinen Tisch macht.«
»Und? Was hat er herausgefunden?«
»Sie ist eine Nutte, und keine von der billigen Sorte. Diese ganze Geschichte, dass sie angeblich ein Model sei, war ein glattes Lügenmärchen. Wie Pete in Erfahrung brachte, ist sie von einer anderen Sicherheitsfirma angeheuert worden, um Khan auszuspionieren.«
»Geschäftsspionage?«
Doyle nickte. »Frauen und Geld, darauf läuft es letzten Endes hinaus. Eine andere Bank wollte wissen, was Khan im Schilde führte, also haben sie eine Spionin
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