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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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hasst.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Als ich bei Mr. Elder zu Hause war, stand dort ein Foto seiner Tochter.«
    Joyce Parry wurde sehr still. »Hat er über sie gesprochen?«
    »Er hat nur gesagt, dass sie tot ist. ›Verstorben‹ war das Wort, das er benutzte.«
    Joyce Parry nickte. »So ist es.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie hieß Susanne und war auf einer Klassenfahrt in Paris. Es gab eine Explosion in einer Einkaufspassage. Keine Gruppe hat sich je zu dem Anschlag bekannt. Unter den Toten befanden sich drei Kinder.«
    Barclay erinnerte sich daran, wie Dominiques Vater gestorben war. »Er glaubt, dass es die Hexe war?«
    Joyce Parry starrte aus dem Fenster. »Er weiß es nicht. Er kann es nicht wissen.« Sie drehte sich zu ihm um. Barclay sprach aus, was sie dachte.
    »Solange er sie nicht gefragt hat?«
    Sie nickte. »Das ist seine Obsession, Michael. Er muss ihr eine Frage stellen, die nur sie beantworten kann.«
    Er dachte an Dominique, die ihren Vater, und an Elder, der seine Tochter verloren hatte. Ihr Verlust würde Menschen wie Bandorff und der Hexe nichts bedeuten. Er begriff jetzt, warum Dominique, die zuvor nur so vor Aktivität gesprüht hatte, in Bandorffs Zelle kaum etwas gesagt hatte. Sie war mit einem Gespenst ihrer Vergangenheit konfrontiert gewesen, einer schrecklichen Angst, die sie seit ihrer Kindheit begleitete.
    »Gönnen Sie sich ein wenig Schlaf«, sagte Joyce Parry. »Sie sehen erschöpft aus.«
    Sie hatte recht, er war erschöpft. Trotzdem bezweifelte er, dass er schlafen würde.

Unternehmungsgeist und Initiative

Montag, 15. Juni
    Sie trafen ein. Oder waren bereits eingetroffen. Die meisten landeten mit ihren Staatsflugzeugen auf einem Stützpunkt der Royal Air Force außerhalb Londons. Einige ließen sich von dort per Hubschrauber in die City fliegen, der Rest wurde im Auto chauffiert, begleitet von einer gigantischen Polizeieskorte. Es waren die Staatschefs auf dem Weg zum Gipfel.
    Sie kamen jeweils mit großem und beeindruckendem Gefolge; es schien, als ginge es hauptsächlich darum, die anderen zu übertrumpfen. Alle brachten »Kulis« mit: Menschen ohne Namen, deren Aufgabe es war aufzutreiben und zu besorgen, was auch immer während des London-Aufenthalts benötigt wurde. Manche hatten sogar ihre persönlichen Hairstylisten dabei. Die Kulis waren meist ehemalige Diplomaten, die eine gewisse Zeit in England verbracht und sich dort ein Netzwerk von Kontakten aufgebaut hatten. Einige behaupteten, die Kulis seien die wichtigsten Leute überhaupt. Schließlich waren sie es, die die Staatschefs bei Laune hielten.
    Und wer bei dem Spiel, die anderen zu übertrumpfen, richtig dick auftragen wollte, musste, wie sich herausstellte, seinen eigenen Koch dabeihaben. Und der Koch brachte seinerseits seine équipe mit, und natürlich seine Töpfe, Pfannen und anderen Kochutensilien. Außerdem durften die Zutaten aus den jeweiligen Heimatländern der Staatschefs nicht fehlen; sie gingen allesamt stillschweigend als Diplomatengepäck durch, damit die Zollbeamten nicht in die Verlegenheit kamen, sie als illegal deklarieren zu müssen. Waffen waren natürlich auch mit von der Partie. Weiteres Diplomatengepäck traf in gut gesicherten Kisten ein. Hightechgeräte wie Verschlüsselungsgeräte, Decoder, Debugger, Kommunikationssysteme waren gesondert verpackt.
    Es gab nicht wenige, die beim Anblick all dieser Dinge froh waren, dass der Gipfel nur eine Woche dauerte. An der Luftwaffenbasis wurden Transporter bereitgestellt, die von den Mitgliedern der verschiedenen Delegationen beladen und gesteuert wurden. Einige der Transporter fuhren zum Queen-Elizabeth-II-Konferenzzentrum, andere zu den jeweiligen Botschaften, in denen man die Delegationen für die Woche untergebracht hatte. Ein lustiges Spielchen war, die Geheimdienstmitarbeiter unter den übrigen Mitgliedern einer jeweiligen Delegation zu orten. Manchmal machten sie es einem leicht, indem sie die fast schon obligatorische Sonnenbrille trugen, obwohl der Tag wolkenverhangen und regnerisch war. Das heiße Sommerwetter hatte nur kurz angedauert, und von Westen zogen Unwetter heran.
    Bisher war der Einzug der acht Delegationen in London reibungslos verlaufen. Es gab ein paar kleinere Demonstrationen vor bestimmten Botschaften, die unter Kontrolle zu halten waren. Sie boten den Geheimdienstmitarbeitern Gelegenheit, ihre diskrete Fotoausrüstung zu testen. Die Metropolitan Police hatte für die Woche des Gipfels mehrere hundert zusätzliche

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