Kassandra Verschwörung
möchte jetzt bitte gehen.«
»Kein Problem. Falls Ihnen noch etwas einfällt, das Sie Ihrer Beschreibung der beiden Angreifer noch hinzufügen möchten, …«
»Lasse ich es Sie wissen.«
Er schrieb seinen Nachnamen und die Telefonnummer der Wache auf einen Block, riss das Blatt ab und reichte es ihr.
»Normalerweise«, erklärte er, »wäre die Kripo für die Angelegenheit zuständig. Vielleicht wird sie auch noch eingeschaltet, aber im Augenblick haben sie alle Hände voll zu tun.«
»Ja, sagten Sie nicht etwas.... von einem Holländer?«
»Richtig. Aber fragen Sie mich nicht, was es mit dem auf sich hat. Ich arbeite hier schließlich nur.«
Sie lächelte. »Wenn mir noch was einfällt, melde ich mich bei Ihnen.«
»Das wäre schön. Sollen wir Ihnen ein Taxi rufen?«
»Nicht nötig, ich glaube, ich gehe lieber zu Fuß. Ein bisschen frische Luft tut mir bestimmt gut.«
»Frische Luft? In dieser Gegend? Sehr optimistisch.«
Sie schüttelte den beiden Polizisten die Hand, was ihnen peinlich zu sein schien, und verabschiedete sich sogar mit einem höflichen auf Wiedersehen vom diensthabenden Sergeant. Sie wollte gerade die Eingangstür der Wache aufziehen, als sie kraftvoll von außen aufgestoßen wurde. Sie trat zwei Schritte zurück.
»Entschuldigung«, sagte der hereinstürmende Mann. Doch es schien ihm nicht sonderlich leidzutun. Sie schüttelte den Kopf und schwieg. Er blieb stehen, fasste ihr Schweigen als Vorwurf auf und hielt ihr die Tür auf.
»Danke«, sagte sie und eilte an ihm vorbei.
Draußen war ihr auf einmal schwindlig. Sie überquerte schnell die Straße und reihte sich in eine Schlange an einer Bushaltestelle ein. Sie behielt den Eingang der Polizeiwache im Auge, doch er kam nicht wieder heraus. Er hatte sie nicht erkannt.
Er schien alt geworden zu sein. Nicht kraftlos, aber mit Sicherheit alt. Er sah älter aus, als er war. Sie lächelte, denn sie wusste, warum. Aber er war es gewesen, unverkennbar. Dominic Elder. Sie fragte sich, ob er ihre in diesem Pub in Cliftonville hinterlassene Nachricht erhalten hatte. Bestimmt. Vielleicht war er sogar der Kirmes gefolgt und hatte mit dem Boss gesprochen, mit Ted. Eine Sackgasse. Von den Kirmesleuten würde er nichts erfahren. Und jetzt musste er sich mit dem Holländer beschäftigen, ihn verhören, mithilfe von Interpol seine Geschichte zurückverfolgen. Ja, Elder würde beschäftigt sein, was ihr sehr gelegen kam. Es ließ ihr freie Hand bei dem, was sie vorhatte. Am besten legte sie gleich los. Sie musste ein Auto stehlen... zwei Autos … und sie musste ein paar Strecken abfahren. Sie hatte nur bis morgen Zeit. Morgen, irgendwann gegen Mittag, würde der Korso mit den bedeutendsten Staatschefs der Welt langsam die Victoria Street entlangfahren, auf dem Weg zum Lunch im Buckingham Palace. Direkt vor ihrer Nase.
Ein Bus hielt an, und sie stieg ein, aus dem einzigen Grund, dass sie noch über einiges nachdenken und bis zum Abend Zeit totschlagen musste. Sie erklomm das Oberdeck und fand fast ganz vorne einen Sitzplatz für sich allein. Zwei Dinge bereiteten ihr Kopfzerbrechen, zwei Dinge, die sie nicht mehr in der Hand hatte. Erstens hatte sie der Polizei Christine Jones’ Namen und Adresse genannt. Auf der Wache war es ihr vernünftig erschienen. Schließlich hätten sie nur einen Blick in ihre Tasche oder auf das Schildchen an ihrer Aktentasche werfen müssen. Doch jetzt hatten sie den Holländer, und falls sie ihn mit dem Überfall in der Gasse in Verbindung brächten, hätten sie einen Namen und eine Adresse.
Und zweitens, na ja, die zweite Sache war nicht annähernd von Bedeutung. Trotzdem konnte sie nicht umhin, sich zu fragen, ob jetzt, da der Holländer in Polizeigewahrsam saß, noch irgendjemand Christine Jones mit etwas zu essen und zu trinken versorgte.
Elder hielt eine Tasse Tee in der Hand und redete mit den Kripobeamten, als Greenleaf eintraf.
»Hallo, John.«
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte Greenleaf. »Doyle konnte ich nicht ausfindig machen.«
»Dann müssen wir wohl ohne ihn auskommen, oder? Nennen wir es eigenständig handeln. Apropos eigenständiges Handeln, John, haben Sie Mr. McKillip erreicht?«
Greenleaf nickte. »Ich habe ihm angeboten, ihn abholen zu lassen, aber er wollte sich lieber selbst um seine Anreise kümmern. Er kommt mit dem Zug in der Victoria Station an.«
»Wie praktisch für Scotland Yard.«
»Weshalb ich ihm vorgeschlagen habe, ihn dort abzuholen.«
»Um wie viel
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