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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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hatten die Polizisten recht: Warum sollte sie nicht helfen, die beiden Straßenräuber zu erwischen? Der Gedanke, dass sie womöglich jemand anders attackierten, machte sie wütend. Wäre ihr das schon während des Überfalls bewusst gewesen, hätte sie die beiden dauerhafter außer Gefecht gesetzt.
    »Und der Weiße«, fügte sie hinzu, »ist beim Weglaufen gestolpert. Ich glaube, er hat sich das Handgelenk verletzt. Er sagte so etwas wie, dass es gebrochen sei.«
    »Ein gebrochenes Handgelenk? Ha! Das wäre nicht schlecht. Wir müssten uns nur die Unfallstationen der städtischen Krankenhäuser vornehmen.«
    Der andere Polizist lachte. »Ein gebrochenes Handgelenk... Sehr schön.«
    Von irgendwo anders in der Wache war auf einmal aufgeregte Geschäftigkeit zu vernehmen. Einer der Polizisten verschwand, um nachzusehen, was los war. Er kam zurück und zuckte mit den Achseln.
    »Laut dem Sergeant haben sie gerade irgendeinen Holländer angeschleppt. Scotland Yard ist auf dem Weg, um ihn abzuholen. Die Antiterrortruppe oder so was.«
    »Tatsächlich?« Sein Kollege schien das Interesse an der Hexe zu verlieren. Endlich war mal richtig was los. Doch der Hexe war sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie, »könnte ich mal Ihre Toilette benutzen?«
    Sie wiesen ihr den Weg über den Flur. Während sie ihn entlangging, warf sie einen Blick in die Büros, an denen sie vorbeikam. Ein paar Männer stießen eine Schwingtür auf und führten einen zerzausten Mann in ein Büro. Hinter ihnen wurde die Tür zugezogen. O Scheiße, es war der Holländer. Wie zum Teufel...? Wer...? Elder? Dominic Elder? War er so gerissen, dass er...? Sie wusste, dass sie von dem Holländer nichts zu befürchten hatte. Vielleicht hielt er nicht ewig durch, aber bevor die Operation nicht abgeschlossen war, würde er mit Sicherheit dichthalten. Jedenfalls, wenn er seine Haut retten wollte, und das wollte er bestimmt. Er würde lieber Vernehmungen und eine Gefängnisstrafe in Kauf nehmen, als sich auch nur vorzustellen, dass seine Exauftraggeber ein Kopfgeld auf ihn aussetzten. Und genau das würden sie tun, wenn er redete. Nein, er würde dichthalten. Absolut dicht.
    Aber trotzdem, es war ein weiterer Rückschlag. Die Schwingtür wurde erneut aufgestoßen, und es erschien ein Mann mit zwei großen Plastiktüten, gefolgt von einem weiteren Mann, der ebenfalls eine Plastiktüte trug. Sie transportierten die Tüten mit äußerster Vorsicht, als ob sie rohe Eier enthielten, und verschwanden in dem Büro, in das der Holländer geführt worden war.
    Sie wusste, was sich in den Plastiktüten befand. Keine Eier, sondern zwei Weingläser und eine Flasche. Also hatten sie jetzt ihre Fingerabdrücke. Nicht dass das eine Rolle spielte. Sie hatte ihre Fingerabdrücke schon einmal verändern lassen und konnte es wieder tun. Es war schmerzhaft und teuer, aber möglich. Sie überlegte, ob sie vielleicht... ob sie riskieren sollte, sich näher an die Tür heranzuschleichen und zu lauschen.
    In diesem Moment rief jemand von hinten: »Sie sind vorbeigegangen, Miss. Es ist die Tür hinter Ihnen.«
    Sie drehte sich um. Einer der Polizisten stand im Türrahmen und deutete auf eine Tür hinter ihr. Sie lächelte entschuldigend: Tut mir leid, ich stehe noch ein bisschen unter Schock. Er nickte ihr zu, und sie öffnete die Tür zur Damentoilette. Sie schloss sich ein paar Minuten lang in eine der Klokabinen ein und überlegte, was sie als Nächstes tun solle. Vor allem eine Sache beherrschte ihre Gedanken: Scotland Yard war auf dem Weg hierher, was aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutete, dass auch Dominic Elder nicht mehr lange auf sich warten ließ. Ob er sie nach all der Zeit wiedererkennen würde? Wenn irgendjemand es konnte, dann er . Es war zu riskant. Sie musste sofort verschwinden.
    Sie betätigte die Spülung, betrachtete sich in dem fleckigen Spiegel über dem Waschbecken und setzte wieder ihre Opfermiene auf. Sie hatte ihnen Christine Jones’ Namen und Adresse genannt, aber darauf hingewiesen, dass sie später noch wegfahren und erst morgen Abend wieder in London sein würde. Sie hatten sie nicht gefragt, wo sie in der Zwischenzeit zu erreichen wäre. Als sie den Flur entlang zurückging, war ihr klar, dass sie nicht länger warten konnte. Der Anschlag musste bereits morgen stattfinden, am Dienstag. Sie konnte nicht mehr bis Mittwoch warten.
    Morgen.
    »Fühlen Sie sich besser, Miss?«, fragte der Polizist.
    »Ja, danke. Ich

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