Kassandra Verschwörung
setzt sie ihren Anteil ein, um ihre... anderen Aktivitäten zu finanzieren. Zum Beispiel die Sache mit dem NATO-General. Keine Gruppierung hat sich je zu dem Mord bekannt. Es gibt keinerlei Hinweise, dass irgendeine Organisation seinen Tod wollte.«
»Eine feministische Killerin«, grübelte Barclay.
»Ist vielleicht gar nicht so weit hergeholt.«
»Und das ist sie?« Barclay wedelte mit dem Foto.
»Das glaube ich . Andere sind sich da nicht so sicher. Joyce glaubt, dass sich hinter der Hexe eine Gruppe verbirgt, und ich weiß, dass andere diese Einschätzung teilen. Tatsache ist, dass dieses Bild während einer Kundgebung des Oppositionsführers eines der instabilsten Länder Südamerikas entstanden ist.«
Es war ebenfalls eine Aufnahme einer Menschenmenge, im Fokus eine junge Frau mit von der Sonne gebräuntem Gesicht und kurz geschnittenem, blond gefärbtem Haar. Ihre Wangen waren rund, ihre Augen klein, ihre Augenbrauen fast nicht vorhanden.
»Wir wussten, dass ein Plan existierte, ihn zu ermorden. Es lag in niemandes Interesse, dass eine solche Verschwörung Erfolg hatte. Deshalb gab es gemeinsame Anstrengungen, den Mordanschlag zu vereiteln.«
»Operation Hexenmeister.«
»Genau, Operation Hexenmeister. Im Anschluss an diese Kundgebung und all unseren Warnungen zum Trotz sollte ein Autokorso stattfinden. Ein paar Stunden später war der Oppositionsführer tot. Gift. Auf seinem Handrücken wurde ein Nadelstich entdeckt. Unter denen, die ihm sozusagen »die Hand gedrückt« hatten, war eine junge Anhängerin mit blond gefärbtem Haar. Doch trotz ihres auffälligen Aussehens wurde sie nie wieder gesehen.«
Barclay drehte Elder das Foto hin, der langsam nickte, bevor er die Aufnahme von Wolf Bandorff über den Tisch schob.
»Sehen Sie noch einmal hin, Mr. Barclay. Schauen Sie sich Bandorffs Begleiterin an.«
»Sie meinen, es ist dieselbe Frau?«
»Ich bin mir sicher.« Elder beobachtete, wie Barclay die beiden Fotos verglich. »Sie sind nicht überzeugt.«
»Ich sehe wirklich absolut keine Ähnlichkeit.«
Elder nahm die beiden Fotos an sich und starrte sie an. Barclay hatte den Eindruck, dass Elder dies in den vergangenen Jahren schon oft getan hatte. »Nein, vielleicht haben Sie recht. Die Ähnlichkeit befindet sich unter der Haut. Und die Augen natürlich. Dieser Blick... Ich weiß, dass sie es ist. Es ist die Hexe.«
»Ist sie so zu ihrem Namen gekommen? Durch die Operation Hexenmeister?«
»Ja. Aus Hexenmeister wurde Hexe, nachdem wir uns über ihr Geschlecht im Klaren waren.«
»Aber es gab keine Beweise, dass die Frau für die Ermordung des Oppositionsführers ver...«
»Nichts, absolut gar nichts. Habe ich auch nie behauptet. Mutmaßungen, Mr. Barclay.«
»Dann sind wir nicht wirklich groß weitergekommen, oder?« Barclay reichte es. Was hatte er heute Abend erfahren? Geschichten, das war alles. Nur Geschichten.
»Vielleicht nicht«, entgegnete Elder eingeschnappt. »Sie müssen es ja wissen.«
»Ich wollte nicht...«
»Nein, nein, ich weiß, was Sie meinen, Mr. Barclay. Sie meinen, dieses Dossier enthalte nichts als dürftigste Spekulationen. Vielleicht ist es so.« Er starrte Barclay an. »Vielleicht bin ich paranoid, ein Symptom, unter dem ja bekanntlich der gesamte Geheimdienst leidet.«
Sie schwiegen. Elder starrte Barclay weiter an. Der hatte diese Worte schon mal gehört. Plötzlich fiel ihm ein, dass es seine eigenen Worte waren, die Worte, die er während seines Bewerbungsgesprächs benutzt hatte.
»Sie«, sagte er, »waren bei meinem Einstellungsgespräch in der Auswahlkommission, stimmt’s?« Elder grinste und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Sie haben die ganze Zeit nichts gesagt, kein einziges Wort.«
»Und das hat Sie nervös gemacht«, stellte Elder fest.
»Natürlich.«
»Aber es hat Sie nicht davon abgehalten, Ihren kleinen Vortrag zu halten. Und wie Sie sehen, habe ich zugehört.«
»Ich habe mir gleich gedacht, dass Ihr Name mir irgendwie bekannt vorkam, ich wusste nur nicht, woher.«
Elder hatte angefangen, die Fotos wieder in die Mappe einzusortieren. Barclay wurde auf einmal klar, wie viel Elder dieses Dossier bedeutete.
»Mr. Elder, könnte ich Ihr Dossier vielleicht mitnehmen, um es mir in Ruhe anzusehen?«
Elder dachte darüber nach. »Ich glaube nicht«, erwiderte er. »Sie sind noch nicht so weit.« Er stand auf und klemmte sich die Mappe unter den Arm. »Sie haben noch eine lange Fahrt vor sich. Lassen Sie uns noch einen Kaffee trinken. Kommen
Weitere Kostenlose Bücher