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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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einer Kabine im Postamt tätigte Dominique mehrere Telefonate, bezahlte anschließend am Schalter und ließ sich eine Quittung geben.
    Es gab weitere Firmen zu überprüfen, weitere getürkte Fragen zu stellen, die wiederum allesamt mit Kopfschütteln und Schulterzucken beantwortet wurden. Er sah ihre Stimmung in den Keller sinken, und mit einem Mal durchschaute er sie. Er durchschaute sie insofern, als er wusste, wie es um sie stand. Sie war jung und hungrig, wie er selber, sie brannte darauf, erfolgreich zu sein, brannte darauf, die Fehler und Schwächen derjenigen zu entlarven, die vor ihr das Feld abgegrast hatten. Sie war nicht hier, um ihm zu »helfen« – sie war hier, um sich zu profilieren, damit sie auf der Karriereleiter ein paar Sprossen nach oben kam. Während er sie bei der Arbeit beobachtete, spürte er in seinem Inneren so etwas wie eine Leere, zugleich aber wuchs seine Entschlossenheit, dass sie auf keinen Fall aufgeben sollten.
    Bis es um fünf Uhr nachmittags plötzlich keine weiteren Leute mehr gab, die sie befragen konnten. Sie hatten alle Möglichkeiten ausgeschöpft, das heißt einen bestimmten Weg abgeschritten, aber es gab noch einen weiteren, solange ihr Kampfeswille bereit war weiterzumachen.
    Bei einem Glas Wein in einer Bar führte er eine Art Motivationsgespräch mit ihr. Sie willigte ein, es noch eine Stunde weiterzuversuchen. Dann würde er sie zum Essen ausführen – diesmal auf Kosten seiner Firma.
    Sie suchten das Polizeirevier auf und erkundigten sich dort am Empfangstresen nach stehen gelassenen Autos. Inspector Bugeaud, der bereits mehr Zeit damit verbracht hatte, der DST, der Special Branch und Barclay zu helfen, als ihm lieb war, stöhnte auf, als er sie sah. Aber er ließ sich dazu überreden, einen Blick in die Berichte zu werfen. Er förderte nur zwei Fälle zutage, die in Betracht kamen. Ein Motorrad, das in Marquise gestohlen und ein paar Kilometer außerhalb der Stadt von einer Klippe geworfen, und ein Auto, das in Paris geklaut und ebenfalls ein paar Kilometer außerhalb der Stadt von einem Bauern in einem Wald entdeckt worden war.
    »In Paris gestohlen?«, fragte Dominique mit glänzenden Augen. Der Inspector nickte.
    »Dieser Wagen«, meldete sich Barclay zu Wort, »wo ist der jetzt, Inspector?«
    Bugeaud warf einen Blick in seine Unterlagen. »Wieder bei seinem Eigentümer«, erwiderte er.
    »Wurde er auf Fingerabdrücke untersucht?«, fragte Dominique. Sie stand inzwischen auf Zehenspitzen. Barclay hatte das Gefühl, dass sie vor Aufregung am liebsten Luftsprünge gemacht hätte. Doch hier, auf dem Polizeirevier, riss sie sich halbwegs zusammen.
    Der Inspector zuckte mit den Achseln. »Warum sollte sich jemand die Mühe gemacht haben? Bis auf ein paar von den Bäumen herrührende Kratzer war der Wagen nicht beschädigt. Der Eigentümer war überglücklich, dass sein Auto wiedergefunden wurde. Ende der Geschichte.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dominique und schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich glaube ganz und gar nicht, dass es das Ende der Geschichte ist.« Sie wandte sich zu Barclay, »Ich glaube, es ist erst der Anfang.« Sie klopfte auf den Bericht. »Könnte ich bitte eine Kopie aller relevanten Informationen haben, Inspector? Zwei Kopien.« (Ein weiterer Blick in Barclays Richtung.) »Nein, am besten machen Sie gleich drei. Meine Vorgesetzten wollen sicher auch eine. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sie auch erfahren, wie sehr Sie uns geholfen haben.«
    »Nicht nötig«, stellte Bugeaud klar, während er nach oben ging, um den Kopierer anzuschmeißen. »Ich mag es lieber ruhig.«
     
    An diesem Abend rief Barclay nach einem weiteren opulenten Mahl aus seinem Hotelzimmer in London an. Sein Anruf wurde in ein Privathaus weitergeleitet – im Hintergrund waren die Geräusche einer ausgelassenen Dinnerparty zu hören -, wo er mit Joyce Parry sprechen konnte. Er berichtete ihr die Neuigkeiten, wobei er Dominiques Rolle herunterspielte und sich dabei nur ein bisschen wie eine falsche Schlange vorkam. Parry klang eher nachdenklich als begeistert.
    »Eine interessante Idee«, sagte sie, »ein Wagen, der in Paris gestohlen wurde...«
    »Genau, Ma’am.«
    Es trat eine Pause ein. »Was hält die DST davon?«, fragte Joyce Parry schließlich.
    »Sie verfolgen die Spur zurück nach Paris, um einige Dinge zu überprüfen.«
    »Na schön. Dann kann ich Sie also morgen zurückerwarten?«
    Er schluckte. Er hatte sich eine passende Antwort zurechtgelegt war, aber

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