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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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wenigen Glücklichen«, fuhr sie jetzt fort, »denen ihr Auto nicht nur gestohlen wurde, sondern die es auch wiederbekommen haben.«
    »Ja, scheint wohl so zu sein. Wenngleich es ein altes Auto ist.« Er zuckte mit den Achseln. »Es wäre auch keine Katastrophe gewesen, wenn die Karre für immer aus meinem Leben verschwunden wäre!«
    »Haben Sie den Diebstahl nicht ziemlich spät angezeigt?«
    »Nicht spät, kurz vor Mittag, glaube ich.« Er kicherte.
    Dominique setzte das matteste nur denkbare Dienstlächeln auf. »Monsieur, ich meinte...«
    »Ja, ja, ich weiß, was Sie meinten.« Ein erneutes Schulterzucken. »Ich habe den Diebstahl angezeigt, als ich gemerkt habe, dass mir der Wagen gestohlen worden war. Sie haben ja selber gesehen, wie es hier in der Gegend mit Parkplätzen aussieht. Ein Alptraum. Ich hatte den Wagen in der Straße um die Ecke geparkt, in der Rue de Fêtes. Ich konnte ihn von meiner Wohnung aus nicht sehen.« Er lachte und deutete auf die riesigen Fenster. »Im Gegensatz zu den meisten Autos, die in Paris rumkurven.«
    Sie lächelte kühl und kritzelte etwas auf ihr Blatt. »Sie waren krank, ist das richtig?« Das hatte sie in dem Polizeibericht in Calais gelesen.
    Separt nickte. »Ich habe meine Wohnung vier Tage lang nicht verlassen. Irgendein Bazillus. Ich weiß nicht genau, was es war.«
    »Was hat denn der Arzt gesagt?«
    »Arzt?« Er verzog das Gesicht. »Ich gehe nicht zum Arzt. Wenn es mir wieder besser geht, gut, und wenn ich krepiere, auch gut. Ich würde mein Geld eher einem Penner auf der Straße geben als es irgendeinem Arzt in den Rachen zu werfen.«
    »Und die Penner würden Ihnen vielleicht sogar eine bessere Diagnose stellen«, fügte Dominique hinzu, woraufhin Separt einen Lachanfall bekam, der in einen Hustenanfall überging. Er stand auf und schüttelte den Kopf.
    »Der Tag ist gerettet«, sagte er, »wirklich. Das muss ich mir notieren. Es ist eine Superidee für einen Cartoon. Gebt den Bettlern euer Geld anstatt den Ärzten, und die Bettler stellen euch eine Diagnose – über den Gesundheitszustand der Gesellschaft.«
    Barclay und Dominique blieben schweigend sitzen, während Separt an seinen Arbeitstisch ging und etwas auf ein Blatt Papier kritzelte, das er dann vom Block abriss und an die Wand pinnte.
    »Wissen Sie«, rief er, »dass mir meine besten Ideen auf diese Weise einfach zufliegen – von anderen Leuten. Manchmal habe ich den Anflug eines schlechten Gewissens, dass so wenig von meiner Arbeit auf meinem eigenen Mist wächst.«
    Als er zurückkam, setzte er sich in den Sessel anstatt auf den Boden, ließ sich tief hineinsinken und legte die Füße übereinander. Jetzt, da er auf gleicher Höhe mit Dominique saß, entspannte sie sich und presste ihre Knie nicht mehr so fest zusammen.
    »Also kann der Wagen während dieser vier Tage jederzeit gestohlen worden sein?«, fragte sie.
    »Das ist richtig. Ich bin erst am fünften Tag wieder rausgegangen und war im ersten Moment ein bisschen verwirrt. Ich hab mich gefragt, ob ich wirklich da geparkt hatte, wo ich glaubte, geparkt zu haben. Ich bin in den benachbarten Straßen herumgelaufen und habe mein Auto gesucht, aber es war nirgends zu finden. Also rief ich die Polizei an.«
    »Das war am ersten Juni?«
    »War es der erste Juni? Ich verlasse mich da ganz auf Sie.«
    »Meinen Unterlagen zufolge war es am ersten Juni.«
    »Dann war es am ersten Juni.«
    »Und jetzt steht Ihr Wagen da draußen?«
    »Und ist so rostig wie eh und je. Außerdem hat er ein paar Kratzer abbekommen, die vorher nicht da waren. Na ja, um ehrlich zu sein, vielleicht waren sie ja doch schon da – wer weiß das schon?«
    »Und Sie vermissen nichts aus dem Wagen?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben auch nichts gefunden, das vorher nicht da war?«
    Er lachte erneut. »Sie meinen, ob der Dieb irgendetwas für mich dagelassen hat? Nein, keinen Sou.«
    »Was glauben Sie, warum jemand ein Auto aus diesem Arrondissement stiehlt und damit nach Calais fährt?«
    Separt zuckte mit den Schultern. »Um eine Spritztour zu machen. Vielleicht sind sie auch kreuz und quer durch die Gegend gekurvt, und in Calais ist ihnen der Sprit ausgegangen. Oder sie hatten vor, einen Trip nach England zu machen und haben es sich dann anders überlegt. So was in der Art, denke ich.«
    Dominique nickte. »Unterm Strich, Monsieur, sind Sie froh, dass Sie Ihr Auto wiederhaben?«
    Separt dachte kurz darüber nach. »Unterm Strich bin ich das wohl. Nicht dass ich mich übermäßig

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