Kassandra Verschwörung
aufregen würde, wenn sich noch mal jemand meine Karre unter den Nagel reißen würde... Aber ich bin unhöflich – darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten?«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber wir haben schon genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie mit uns geredet haben.«
»Keine Ursache.«
Dominique stand auf. Barclay erhob sich ebenfalls. Er war froh, dass sie nichts trinken mussten. Sein Kopf dröhnte noch von dem Pastis. Separt schien enttäuscht, dass sie schon gehen wollten.
»Wenn die Erfassung abgeschlossen ist«, sagte Dominique, »muss ich Ihnen vielleicht noch ein paar abschließende Fragen stellen... allerdings komme ich dann ohne meinen Kollegen, fürchte ich.«
»Ach ja?«, entgegnete Separt. »Sie sind jederzeit willkommen, ehrlich.«
Barclay hatte noch nie erlebt, dass jemand eine Polizistin im Dienst anbaggerte. Den Franzosen war eben alles zuzutrauen. Separt nahm Dominiques Hand und führte sie an seine Lippen. Dann schüttelte er Barclay herzlich die Hand und rang sich ein paar englische Worte ab.
»Äh... viel Glück. Einen schönen Tag wünsche ich.«
»Merci« , erwiderte Barclay und beschrieb einen Bogen mit seinem Arm. »Sie haben eine schöne Wohnung.«
Nickend, grinsend und immer wieder in sich hineinlachend führte der Cartoonist sie hinaus. Als Dominique und Barclay im Fahrstuhl nach unten fuhren, sagte er:
»Scheint ein ganz netter Kerl zu sein.«
»Und wie ist es um seine Ehrlichkeit bestellt?«
»Eher schlecht.«
»Er hat sich total verstellt. Er hatte eine Heidenangst, deshalb die ganze Zeit diese komische Lache. Es war nervöses Lachen.«
»Glauben Sie, er weiß was? Was sollen wir jetzt tun? Ihn im Auge behalten?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Noch lieber würde ich seine Wohnung verwanzen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Vorgesetzten dazu ihre Einwilligung geben.«
»Warum nicht?«
»Weil Separt ein politischer Cartoonist ist. Wenn rauskäme, dass er abgehört wurde, wäre das für die Linke... wie sagt man?«
»Ein gefundenes Fressen.«
Sie nickte. »Genau, ein gefundenes Fressen.«
Barclay hatte eine Idee. »Was wäre, wenn Sie ihn nicht verwanzen würden?«, fragte er.
»Wie meinen Sie das?«
»Wissen Sie, wie man eine Abhöranlage baut?«
»Nein.«
Er nickte. »Was wäre, wenn jemand auf eigene Faust eine Abhörvorrichtung in der Wohnung anbringen würde? Nicht der französische, sondern vielleicht der britische Geheimdienst.«
Ihr stockte der Atem. »Sie sind wohl verrückt. Wenn Ihre Vorgesetzen das rausfänden...«
»Oder wenn Ihre Vorgesetzten rausfänden, dass Sie mir geholfen haben...«
Sie schwiegen beide einen Moment und ließen sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Dann sagte Dominique: »Was würden Sie brauchen?«
»Einen Laden, in dem Elektronikartikel verkauft werden, einen Laden für Elektronikfreaks. Und Zugang zu Separts Wohnung, vorzugsweise, wenn er nicht da ist.«
»So ein Laden lässt sich finden«, erwiderte sie. »Und was den Zugang zu Separts Wohnung angeht – ist Ihnen aufgefallen, dass es keine Alarmanlage gibt?«
»Nein, das ist mir nicht aufgefallen.«
Sie nickte. »Und die Haustür verfügt nur über zwei Schlösser. Die zu knacken dürfte nicht so schwer sein. Immerhin bin ich auch in Ihr Hotelzimmer gekommen, oder?«
»Ich dachte, Sie hätten gesagt...«
»Der Hoteldirektor? Der hat mir nur Ihre Zimmernummer genannt. Also bin ich hochgegangen, um zu sehen, ob Sie da sind. Sie waren nicht da, also habe ich die Tür geöffnet.«
»Wo haben Sie so etwas gelernt? Gehörte das zu Ihrer Ausbildung?«
Sie schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat es mir beigebracht«, sagte sie leise. »Vor langer Zeit.«
Ein Anruf bei einem Elektrofreakfreund, und Dominique hatte die Adresse, die sie brauchte. Der Laden stellte ein Paradies für Käufer von Chips, Prozessoren, Drähten und diversem Handwerkszeug dar. Und der Verkäufer war hilfsbereit, obwohl Dominique bei einigen der von Barclay verlangten Dinge Schwierigkeiten hatte, sie ins Französische zu übersetzen. Sie wusste nicht genau, was ein Lötkolben war, geschweige denn, wie das Ding wohl auf Französisch hieß. Doch schließlich hatte Barclay nahezu alles, was er benötigte. Es würde kein handwerkliches Meisterstück werden, aber es würde funktionieren.
»Vielleicht sollten wir auch noch ein paar Disketten mitnehmen«, meinte er. Er begutachtete das Angebot und wählte den Diskettentyp aus,
Weitere Kostenlose Bücher