Kassandra Verschwörung
oder zwei.«
Er nickte. »Ich habe einen Minisender gebaut«, sagte er.
»Einen Minisender?« Gebäckkrümel fielen ihr aus dem Mund.
»Um Sie zu verdrahten, damit ich mithören kann.«
Sie nippte an ihrem Kaffee. »Wann haben Sie ihn gebaut?«
»Heute Nacht. Ich konnte nicht schlafen.«
»Ich auch nicht. Ich habe Ihr Dossier gelesen. Sehr interessant. Ich würde Dominic Elder gern einmal kennenlernen.«
Madame Herault, die die ganze Zeit mit abgewendetem Blick etwas vor sich hin gemurmelt hatte, redete jetzt mit erhobener Stimme auf ihre Tochter ein. Dominique antwortete in ähnlich scharfem Tonfall und drehte sich dann zu Barclay. »Meine Mutter sagt, ich beleidige sie vor einem Gast. Ich habe ihr erklärt, dass in London alle Frauen so herumlaufen. Sie wartet jetzt auf Ihre Bestätigung.«
Barclay zuckte mit den Schultern und nickte. Madame Herault schürzte die Lippen, rührte in ihrem Kaffee und schüttelte den Kopf. Der Rest des Frühstücks wurde mehr oder weniger schweigend eingenommen. Danach zogen Dominique und Barclay sich ins Gästezimmer zurück.
»Wir brauchen ein bisschen Klebeband«, sagte er.
»Hol ich.«
Sie war sofort mit einer Rolle dickem, braunem Paketklebeband zurück.
»Gut, dass Ihr T-Shirt so weit ist«, stellte Barclay fest. »Ansonsten könnte jeder sofort sehen, dass Sie verdrahtet sind.«
Sie stand da und hielt den Minisender in der Hand: ein kleines durch ein Stückchen Kabel mit einem Sender verbundenes Mikrofon. Die Apparatur war klobiger und zugleich empfindlicher, als Barclay sich gewünscht hätte. Seine Lötarbeit war nicht perfekt, aber sie würde halten … hoffte er zumindest.
»Heben Sie am Rücken Ihr T-Shirt hoch«, wies er sie an. Sie folgte seiner Aufforderung. Ihre Haut war ganz leicht gebräunt und glatt, und nur vereinzelt von unterschiedlich großen, braunen Muttermalen unterbrochen. Sie trug keinen BH. Das hier ist Arbeit, ermahnte er sich. Nur Arbeit.
Er riss mit den Zähnen ein Stück Klebeband ab und befestigte das Kabel damit an ihrem Rücken, sodass der Sender unter dem Klebeband frei herabbaumelte. Dann ging er um sie herum. Vorne war das T-Shirt noch weiter hochgezogen, sodass er ein wenig den Ansatz ihrer Brüste erkennen konnte. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Er führte das Kabel um sie herum zu ihrem Bauch und überlegte, ob er das Mikrofon direkt über dem Nabel oder höher, in der Senke ihres Brustbeins, befestigen solle.
»Haben Sie Ihren Spaß da unten?«, fragte Dominique.
»Tut mir leid, ich überlege nur, wo ich das Mikrofon am besten anbringe.« Er berührte mit der Spitze seines Zeigefingers erst ihren Bauch, dann ihr Brustbein. »Hier oder hier?«
»Ah, verstehe. Besser weiter oben, denke ich. Wenn der Mann kein Liliputaner ist, befindet sich das Mikrofon dann näher an seinem Mund.«
»Das ist ein Argument.« Er riss ein weiteres Stück Klebeband ab und befestigte das Mikrofon an der besagten Stelle knapp unterhalb der Brüste. Dann klebte er das Kabel mit weiterem Klebeband an der Seite ihres Körpers fest. »Gut«, sagte er schließlich. »Versuchen Sie einfach, sich möglichst nicht zu drehen oder vornüberzubeugen. Sonst könnte er das Knistern des Klebebandes hören.«
Sie zog ihr T-Shirt wieder herunter, betrachtete sich im Spiegel und drehte sich, um festzustellen, ob das Kabel durch den Baumwollstoff zu erkennen war. Sie ging ans Fenster und kehrte langsam zu Barclay zurück. Er schüttelte den Kopf.
»Nichts zu sehen«, erklärte er.
»Was ist, wenn ich mich strecke?« Sie straffte die Schultern und schob die Brust raus. Barclay sah immer noch nichts, weder das braune Klebeband noch das schwarze Kabel. Und was die leichte Wölbung des Mikrofons anging …
»Wenn Sie das tun«, meinte er, »glaube ich, dass Jean-Pierres Blick eher auf Ihre Brüste fallen dürfte als zwischen sie.«
Sie schlug ihm auf die Schulter. »Sie machen sich über mich lustig«, sagte sie. Er wollte es gerade abstreiten, als im Flur das Telefon klingelte. Dominique rannte aus dem Zimmer, redete aufgeregt mit jemandem und kam zurückgerannt.
»Das fünfte Arrondissement«, sagte sie. »Eine Straße im Quartier Latin. Dort gibt es eine Bar, die Janetta’s heißt.«
»Klingt gut. Heben Sie Ihr T-Shirt noch mal hoch. Mal sehen, ob nach der Herumlauferei noch alles sitzt.«
»Ob noch alles sitzt?«
»Ich meine das Klebeband.«
»Ach so.« Sie hob ihr T-Shirt. »Hören Sie«, sagte sie, »da ist noch was. In derselben Straße wohnt ein Australier,
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