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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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ein Anarchist. Er heißt John Peter Wrightson. Er lebt seit Jahren in Frankreich. Klingelt da was bei Ihnen?«
    »John Peter, Jean-Pierre.«
    »Genau. Ergibt doch Sinn, oder?«
    »Der Anrufer bei Separt klang für mich nicht wie ein Australier.« Sie zuckte mit den Schultern. Das Klebeband hatte ziemlich gut gehalten. Er hoffte nur, dass sie nicht ins Schwitzen geriet. »Alles klar«, sagte er. »Sie können das T-Shirt wieder runterziehen. Sieht alles bestens aus.«
    »Sie hören sich an wie ein Arzt.«
    Er lächelte. »Klingt so, als ob Ihr Kollege ganz schön auf Draht wäre. Er scheint effizient zu arbeiten.«
    »Es war ein Kinderspiel. Die Bar stand im Telefonbuch. Dann hat er den Namen der Straße in den Computer eingegeben, um herauszufinden, ob es irgendwelche weiteren Informationen gibt, und der Computer hat Wrightsons Namen ausgespuckt.«
    »Apropos Computer...«
    »Es wird alles in meinem Büro ausgedruckt. Wir können die Ausdrucke später abholen. Das war eine clevere Idee von Ihnen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein Computer macht es einem leicht.« Nicht dass er glaubte, die Disketten von Separt würden irgendetwas Wichtiges zutage fördern. Dominique sah abmarschbereit aus. »Wir haben den Sender noch nicht ausprobiert.«
    »Ihre Wanzen haben gestern funktioniert. Dann wird dies Ding auch funktionieren. Ich vertraue Ihnen.«
    »Um die müssen wir uns auch noch kümmern. Wir müssen zurück zu Separts Wohnung und die beiden...«
    »Später, später.« Sie nahm seine Hand. »Jetzt lassen Sie uns gehen, sonst wird Mama noch misstrauisch, was wir so lange hier machen.« Sie führte ihn kichernd in den Flur und rief ihrer Mutter einen Abschiedsgruß zu. Dann hielt sie inne. »Warten Sie einen Moment«, sagte sie und verschwand noch einmal in ihrem Zimmer. Als sie wieder rauskam, befestigte sie einen Anarchistenbutton an ihrem T-Shirt.
    »Macht sich gut«, sagte er.
    Die Punkerin, die am Steuer des 2CV saß, zog mit Sicherheit die Blicke sämtlicher männlicher Autofahrer auf sich, wann immer sie vor einer Ampel anhielten oder in einem Stau steckten. Eins musste Barclay ihr lassen: Wenn Separt und Jean-Pierre sich erneut miteinander unterhielten, würden ihre Beschreibungen der beiden Frauen, von denen sie Besuch bekommen hatten, sich nur schwerlich zu einer einzigen Frau zusammenfügen lassen. Die hochhackigen Stiefeletten machten sie noch gut zweieinhalb Zentimeter größer. Ihr Haar hatte die gleiche Farbe wie am Vortag, aber damit hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf. Ansonsten war sie ein komplett anderer Mensch.
    Sie hatten vereinbart, dass sie Jean-Pierre allein aufsuchen würde; Barclay würde zu sehr auffallen. Dominique konnte sich verkleiden, Barclay nicht. Aber er bestand darauf, dass sie verdrahtet war, sodass er im Auto mithören konnte. Er wollte nicht, dass sie in Schwierigkeiten geriet.
    Auf dem Weg gingen sie Dominiques Geschichte noch einmal durch. Die Tatsache, dass es sich bei Jean-Pierre wahrscheinlich um den Anarchisten John Wrightson handelte, war ein neuer Gesichtspunkt, den sie in die Geschichte einfließen ließen, die sie ihm auftischen wollte. Die Straße, in die sie schließlich einbogen, war schmuddelig und durch die auf beiden Seiten parkenden Autos unglaublich eng. Es gab nur noch eine einzige Spur und keine Ausweichmöglichkeit, falls einem jemand entgegenkam. Der Lenker eines vor ihnen fahrenden Autos zögerte kurz neben einer Lücke zwischen zwei geparkten Autos, überlegte, ob er wohl hineinpassen würde, und fuhr dann weiter. Die Lücke war gerade groß genug für ein Motorrad oder Moped, jedoch keinesfalls für ein Auto.
    »Wir haben Glück«, stellte Dominique fest, fuhr an der Lücke vorbei und hielt an. »Ein Parkplatz.«
    »Das glauben Sie doch nicht im Ernst.«
    Aber sie hatte schon den Rückwartsgang eingelegt, verrenkte sich den Hals, um durchs Rückfenster sehen zu können, kurbelte mit aller Kraft am Lenkrad und steuerte den Wagen rückwärts in Richtung Bordsteinkante. Barclay starrte durch die Windschutzscheibe und sah, dass ihr Abstand zum vorderen Auto nur einen Zentimeter betrug. Es folgte eine leichte Erschütterung: Sie hatten den hinter ihnen stehenden Wagen gerammt, doch Dominique fuhr unbeirrt rückwärts und schob das Fahrzeug weiter zurück. Dann trat sie die Kupplung und kurbelte das Lenkrad mit aller Kraft zur anderen Seite. Sie manövrierte den Wagen langsam vorwärts, bis ihre Stoßstange das vor ihnen stehende Auto berührte, und

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