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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über den glatten Boden. Die Arme hatte sie hochgehoben, die Hände über dem Kopf verschränkt. In den rasierten Achselhöhlen glänzte Silberflitter. Dann beugte sie ihren Kopf vor, warf mit Schwung ihre langen Haare zurück, so daß ihr Gesicht für einen Moment zu sehen war.
    Der Scheinwerfer verfolgte sie die ganze Zeit über. Rauchwolken trieben über die Fläche, die Menschen klatschten, die Musik steigerte sich, nahm aggressive Töne an. Ich rechnete damit, daß sich das Finale und damit das Ende des Tanzes nähern würde.
    Sie schwang noch näher. Ihr Gesicht zeigte die Anstrengung, obwohl das Lächeln auf ihren Lippen blieb, das mir allerdings sehr verzerrt vorkam. Sie warf ihren Kopf in wilden Bewegungen herum. Die langen Haare peitschten von einer Seite zur anderen, dieser Tanz faszinierte uns, und sie schaffte es auch, noch näher an uns heranzukommen. Vor unserem Tisch blieb sie stehen, bewegte tatsächlich nur ihren Bauch, ließ ihn kreisen, schob ihn vor und zurück, eindeutige Bewegungen, bei denen sie auch ihren Oberkörper nach vorn beugte, uns anschaute und wir zum erstenmal ihre dunklen Augen sahen. »Ich muß Sie sprechen!«
    Meine Worte erreichten sie bei einer wilden Bewegung. Ich hatte das Gefühl, als wollte sie nicht weitertanzen, denn niemand sprach sie so an wie ich, aber sie hatte sich gut in der Gewalt, ging einen langen Schritt zurück, bewegte den Kopf nach vorn, was mir vorkam wie ein zustimmendes Nicken.
    Das hatte auch Suko gesehen. »Meinst du, daß sie zugestimmt hat?«
    »Das hoffe ich für uns.«
    »Und wo willst du mit ihr reden?«
    Ich schaute quer über die Tanzfläche. »Da, wo sie hergekommen ist«, sagte ich.
    »Meinetwegen.«
    Fatima drehte sich mitten auf der Fläche. Wir erlebten einen gewaltigen Wirbel, eine schon artistische Leistung, was sie da vorführte, und die Gäste begannen zu klatschen, bis zu dem Augenblick, wo Fatima ihren Tanz mit einem langen Schritt beendete und gleichzeitig im Spagat zusammenbrach, wobei sie den Kopf nach vorn drückte und das lange Haar bis auf den Boden fiel.
    Ein ohrenbetäubender Applaus brandete auf, von dem wir uns nicht ausschlossen, schon allein deshalb nicht, weil wir nicht auffallen wollten.
    »Nicht schlecht«, sagte Suko und strich über seine Wangen. »Wirklich nicht übel.«
    Fatima stand auf. Sie verbeugte sich in alle Richtungen, auch in unsere. Ich hatte sie angesprochen und wartete auf eine Geste ihrerseits, da kam nichts. Ihr Lächeln veränderte sich nicht. Alles wirkte genau einstudiert. Mit leichten, schwebenden Schritten entschwand sie dorthin, wo sie auch hergekommen war.
    Nun hatte das Personal wieder alle Hände voll zu tun, was uns entgegenkam. So würde kaum jemand auf uns achten, wenn wir der Tänzerin nachgingen.
    Ich klemmte sicherheitshalber einen Schein unter die Metallkanne und folgte Suko, der bereits den Weg eingeschlagen hatte. Er ging nicht direkt auf das Ziel zu, sondern erst einmal in Richtung Theke, an der er dann parallel entlangschritt.
    Andere Gäste wollten ebenfalls an der Bar etwas trinken. Sie kreuzten meinen Weg und schauten mich — noch unter dem Eindruck des Tanzes stehend — aus glänzenden Augen an, ohne mich allerdings direkt zur Kenntnis zu nehmen, was auch gut war, denn es sollte niemand sehen, daß wir Fatima einen Besuch abstatteten. Einfach würde es für uns nicht werden, das stand für mich fest. Ich hatte zwar keine festen Vorstellungen, wie die Sache ablaufen sollte, aber ich konnte mir denken, daß sich Fatima nicht so ohne weiteres von ihrem Markenzeichen trennen würde.
    Suko hatte den Spalt im Vorhang gefunden und wurde von einem düsteren Gang geschluckt, in dem weiter hinten eine Lampe von der Decke hing und ihr Licht auf schmutziggraue, mit Spinnweben übersäte Wände warf. Die Toiletten besaßen keine Türen. Viereckige Löcher, aus denen ein widerlicher Gestank drang, wies demjenigen den Weg, derein menschliches Rühren verspürte, was Suko und mir erspart blieb. Im zweiten Teil des Gangs wurde es besser. Er war etwas sauberer, und dort befanden sich auch mehrere Türen. Eine mußte zur Garderobe der Fatima führen.
    Aber welche?
    Drei standen zur Auswahl, und an keiner entdeckten wir einen entsprechenden Hinweis.
    »Sollen wir würfeln?« fragte Suko.
    Das brauchten wir nicht, denn Fatima selbst hatte nicht vergessen, daß sie angesprochen worden war. Sie öffnete die rechte der drei Türen spaltbreit. Wir sahen einen Ausschnitt ihres Gesichts und die heftige

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