Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hinweg lächelte sie uns zu. »Trinken wir auf das Leben, auf die Jugend und darauf, daß Sie beide das eigentlich Unwahrscheinliche geschafft haben und mir den Stein zurückbrachten. Cheers!«
    Wir tranken. Ich sah ihr Lächeln und fühlte, wie glücklich diese Frau war.
    »Hatten Sie den Ring verloren, Lady?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Man nahm ihn mir ab, man raubte ihn mir, es war sehr schlimm.«
    »Sie können sich bestimmt denken, daß wir darüber gern mehr erfahren hätten.«
    »Natürlich, das wird auch geschehen, allerdings nicht jetzt, denn ich möchte warten, bis noch jemand zu unserer Runde gestoßen ist ein sehr lieber Mensch, dem ich viel verdanke und der die ganzen Jahre um mich gezittert hat.«
    »Wann kommt er denn?« fragte Suko.
    Sie schaute auf die Uhr. Lächelnd hob sie den Kopf wieder an. »Wie ich ihn einschätze, müßte er eigentlich hier sein, denn Unpünktlichkeit hat er immer gehaßt.«
    Da war ich aber gespannt, wen sie uns präsentieren wollte. Fine der Türen öffnete sich nach einem zaghaften Klopfen, und Malcolm schaute in den Raum.
    »Er ist bereit, Mylady.«
    »Dann bitten Sie ihn herein.« Sie stellte sich nach diesen Worten etwas abseits, um uns den Blick auf die Tür nicht zu versperren. Wir hörten die Schritte. Ich lauschte ihrem Klang und dachte daran, daß ich sie kannte.
    »Das ist doch«, flüsterte ich, »das ist doch…« Den Satz sprach ich nicht zu Ende, denn auf der Türschwelle erschien jemand, den Suko und ich sehr gut kannten.
    Es war Sir James, unser Chef!
    ***
    Da wurde doch der Hund in der Pfanne verrückt. Uns dermaßen reinzulegen, uns nichts davon zu sagen, daß auch er den Weg nach Gibraltar gefunden hatte. Es wollte mir nicht in den Kopf, und auch Suko war völlig perplex. Er bekam kein Wort hervor.
    Sir James nickte uns zu, lächelte und sah eigentlich aus wie immer. Er hatte sich nicht den hier vorherrschenden Witterungsverhältnissen gemäß angezogen.
    Er trug einen grauen Anzug, darunter das obligatorische Streifenhemd, alles geschneidert in der Savile Road, London, aus bestem Tuch. Schweiß glänzte nicht auf seiner Stirn. Er behielt das Lächeln bei, nickte uns zu und kümmerte sich dann um die Frau, die ihm beide Arme entgegenstreckte.
    »Lieber James«, sagte sie. »Mein lieber James, ich freue mich, dich endlich wiedersehen zu können.«
    »Es hat auch lange genug gedauert, Agathe.«
    »Sicher — Jahre sind vergangen. Aber du hast die Zeit doch nicht vergessen, James?«
    »Wie könnte ich das? Wie oft habe ich an dich gedacht und auch an die Dinge, die damals leider nicht möglich waren.«
    »Ja, das stimmt.«
    Suko und ich standen wie zwei Ölgötzen da, starrten uns an, staunten und wußten nicht, was wir davon halten sollten. Es war für uns unbegreiflich, denn so hatten wir unseren Chef noch nie erlebt. Daß er und eine Frau sich dermaßen gut kannten, konnten wir nicht fassen. Aber letztendlich war auch Sir James ein Mensch, mit allen Vor-und Nachteilen, die das Menschsein eben mit sich brachte. Er ging ihr entgegen, für uns hatte er keinen Blick übrig. Waren seine Augen hinter den dicken Gläsern der Brille feucht geworden, oder täuschten wir uns nur?
    Genau konnten wir es nicht erkennen und schauten zu, wie Sir James auf Lady Kassandra zuschritt, die ihm auch weiterhin die Arme entgegenstreckte.
    Sie war jung, er relativ alt. Sie konnte seine Tochter sein. Auf mich wirkte es schon etwas befremdend, als sich beide schließlich in die Arme nahmen und sie ihn küßte.
    »Mann o Mann«, staunte Suko laut. »Da muß man so lange zusammenarbeiten, um so etwas zu erleben. Ich begreife die Welt nicht mehr, John, ich nicht.«
    »Ich ebenfalls.«
    Sie küßten sich, und die Hände der Frau streichelten dabei die Wangen unseres Chefs.
    Wir standen herum wie zwei Schulbuben, die dem Direktor vorgeführt worden waren, und ich mußte meinem Gefühl recht geben. Die Überraschungen rissen wirklich nicht ab.
    Erst die ungewöhnliche Verjüngungskur der Frau, und nun das Erscheinen des Sir James.
    Sie lösten sich voneinander. Ein letztes Mal glitten Agathes Hände streichelnd über sein Gesicht, dann atmete sie tief durch. »Es ist wirklich nicht zu fassen, daß ich dich wiederhabe, James. Ich… ich kann dir meine Freude kaum beschreiben.«
    Sir James nickte. »Nur bin ich älter geworden, viel älter, meine Liebe.«
    »Das war ich auch. Dann aber brachte man mir den Stein. Und du hast dafür gesorgt.«
    »Richtig.« Er atmete tief ein. »Meine Güte,

Weitere Kostenlose Bücher