Kassandras Fluch
Suko gleich mit.
»Das kann ich mir denken. Der Bulgare war gefahrlich, ein gnadenloser Killer und Doppelagent, der aus irgendwelchen Quellen über die Funktion des Rings Bescheid wußte. Er hat ihn mir genommen, den Stein gedrittelt und ihn an seine Agenten verteilt, die für ihn arbeiteten. An zwei Männer und eine Frau. Die Frau war Tänzerin in Istanbul und hieß Fatima. Die Männer hörten auf die Namen Spinosa und Kramer. Sie merkten schon bald, welche Kraft der Ring besaß, denn sie lebten weiter, ohne dabei zu altern. So konnte die Tänzerin ihrem Job nachgehen, und auch die Männer wurden immer wieder eingesetzt. Sie überlebten als junge Leute die anderen, die älter wurden.«
»Fiel es nicht auf?« fragte Suko.
Lady Kassandra hob die Schultern. »Das kann ich nicht genau sagen. Und wenn schon, in unseren Kreisen redet man nicht davon. Ich hatte mich ebenfalls mit dem Schicksal abgefunden und alterte wie andere Menschen auch. Meinen Mann sah ich kaum noch, denn er war zu Scotland Yard gegangen und hatte dort einen Job angenommen.«
»Das stimmt«, sagte Sir James. »Aber ich habe das Erlebnis mit dem Ring niemals vergessen. Aus diesem Grunde auch sorgte ich dafür, daß wir eine Spezialeinrichtung schufen, die sich mit der Bekämpfung übersinnlicher Phänomene befaßt. Daß sich diese Abteilung dermaßen ausweiten würde, daran habe ich nie gedacht, das hat mich selbst überrascht, doch ich brauche es Ihnen beiden nicht zu sagen. Sie haben es ja selbst miterlebt.«
Für eine Weile schwiegen wir. Jeder hing seinen Gedanken nach, und ich formulierte schließlich eine Frage. »Wie haben Sie es denn geschafft…« Ich schüttelte den Kopf, war noch ganz durcheinander. »Anders gefragt. Wieso kamen Sie erst jetzt auf den Gedanken, Sir, den Ring wieder suchen zu lassen?«
»Das ist ganz einfach. Einer unserer Leute fand eine Spur. Die führte uns zu Spinosa. Dem Mann gelang es, mehr zu erfahren, und plötzlich wußte ich Bescheid.«
»War der andere auch ein Doppelagent?«
»Ja. Für Sie, John und Suko, war er nicht wichtig. Ich besaß schließlich die Namen derjenigen, die die Ringteile besaßen, und es waren noch die gleichen wie früher. Da der Stein magisch aufgeladen war und er seine Magie auch nicht verloren hatte, ist die Suche nach ihm zwangsläufig ein Fall für Sie geworden, und Sie beide haben mich nicht enttäuscht. Dafür möchte ich Ihnen noch einmal danken, und dies auch im Namen meiner Frau, denn wirsind in der ganzen Zeit nicht geschieden worden.« Er warf ihr einen lächelnden Blick zu, wobei sich sein Gesicht sehr schnell verdüsterte und er auch gleich eine Erklärung mitgab. »Du bist eine schöne Frau, Agathe, so habe ich dich kennengelernt. Die Kraft des Ringes hat dich verjüngt, während ich weiterhin altere, was ganz natürlich ist.«
Das waren in der Tat Probleme. Jeder von uns dachte darüber nach. Wie sollte sich Sir James verhalten? Wie hätte ich mich in seinem Fall verhalten?
Nein, darauf eine Antwort zu finden, war für mich schwer genug, so etwas schaffte ich nicht in einer kurzen Zeitspanne. Wenn ich ehrlich sein sollte, wollte ich nicht in der Haut meines Chefs stecken.
Doch er gehörte zu den Menschen, die nichts auf die lange Bank schoben und sich schnell entschlossen, was er mit einem Nicken andeutete, als er seine Frau ansprach. »Ich möchte nicht, Agathe, daß sich etwas ändert zwischen uns.«
Ihre Stirn umwölkte sich. »Du sprichst dabei indirekt die räumliche Trennung an.«
»So ist es. Du fühlst dich hier wohler, ich habe meinen Platz in London beim Yard.«
»Ja, das habe ich mir gedacht.« Sie lächelte etwas verloren. »Nur hat sich für mich in der letzten Stunde einiges verändert. Ich bin wieder so geworden wie früher, und ich besitze noch das gesamte Wissen. Es ist nichts verlorengegangen.«
»Willst du wieder in deinem alten Job arbeiten?«
»Ebnest du mir den Weg, James?«
»Das wird schwer sein, sehr schwer, Agathe. Es hat sich vieles verändert, die Geheimdienste arbeiten nicht mehr auf der Basis, wie sie es damals getan haben. Junge Männer sind nachgerückt, die Technik hat ungemein an Land gewonnen und übt einen großen Einfluß aus.«
»Aber sie hat die Magie nicht verdrängen können, James.«
»Das stimmt allerdings.«
»Deshalb könnte ich weitermachen.«
»Leider ohne Unterstützung. Man wird dich nicht mehr begreifen, das ist nun mal so.«
»Und was soll ich tun?«
Da lächelte der Superintendent und strich mit einer
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