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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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landete ich auf der Ladung. Ich stach förmlich in sie hinein, denn sie gab unter dem Druck meines Körpers nach. Es waren keine Kohlenstücke, die der Waggon geladen hatte, sondern kleine Steine. Bis zu den Schienbeinen sackte ich ein. Geschafft!
    Auch Spinosa stand auf einem Splitthügel. Er wußte nicht, was er machen sollte. Noch immer zeigte sein Gesicht diese unnatürlich helle Farbe. Den roten Mund hatte er verzogen.
    Eine bitterböse Fratze.
    Eine Waffe sah ich nicht bei ihm.
    Als ich hinter mir Sukos Ruf hörte, griff ich Spinosa an. Trotz der weichen Unterlage kam ich gut weg. Meine Faust rammte gegen seine Brust und stieß ihn zurück.
    Splitt umwühlte uns. Spinosa war mit dem Rücken gegen die Wagenwand geschlagen. Er traf auch keine Anstalten, sich wieder aufzurichten und gegen uns vorzugehen. Erstarrte uns an und mußte dabei in die Mündungen der Berettas glotzen.
    »Aus«, sagte ich, »es ist aus, Spinosa!«
    Sein Gesicht bewegte sich, als wäre es aus Gummi. »Hat sie mich endlich gefunden?«
    »Wer?«
    »Na sie.«
    »Ich weiß nicht, von wem Sie reden!«
    Er lachte brüllend. »Sie ist schlau, sie ist raffiniert, sie ist so verdammt…« Ein Hustenanfall unterbrach ihn.
    »Den Ring, Spinosa!« erklärte Suko, »wir wollen den Ring. Geben Sie ihn uns freiwillig?«
    Er ging überhaupt nicht auf die Frage ein. »Schaut mich an!« keuchte er, »schaut mich an.«
    »Das tun wir schon die ganze Zeit.«
    »Fällt euch etwas auf?«
    Diesmal antwortete ich, schrie gegen den Wind an, der von allen Seiten in den oben offenen Wagen hineinheulte. »Ihr Gesicht ist weiß, Spinosa, unnatürlich weiß.«
    »Schön!« kreischte er, »schön. Das hat seinen Grund. Ich werde ihn euch zeigen!«
    Er hob beide Arme. Da wir in seinen Händen keine Waffe sahen, blieben wir gelassen.
    Diese Gelassenheit verging uns allerdings rasch, als wir mitbekamen, was er vorhatte.
    Er hatte die Finger gespreizt, drückte die Spitzen von zwei Seiten gegen sein Gesicht. Er krallte sich fest.
    Vor unseren entsetzt geöffneten Augen zog er sich die Haut vom Gesicht ab.
    Zurück blieb eine blutige Masse, durch die helle Knochen schimmerten.
    »Das bin ich!« brüllte er. »Das bin ich…«
    Es waren seine letzten Worte, bevor er zur Seite kippte und mit dem, was einmal sein Gesicht gewesen war, zuerst in den Splitt fiel. Er rührte sich nicht mehr.
    Zugleich waren wir bei ihm, nahmen eine kurze Untersuchung vor, und Suko schüttelte den Kopf. »John, er ist tot. Verflixt, kannst du das verstehen?«
    »Nein.«
    Spinosa war nicht mehr am Leben, das stand fest. Er konnte es auch nicht sein, wenn ich mir das Gesicht anschaute. Dann untersuchte ich die weiße Maske, die er getragen hatte.
    Sie fühlte sich tatsächlich wie eine dünne Gummihaut an. Ich wollte es genau wissen, nahm mein Kreuz und hielt es dagegen. Das heftige Zischen ließ mich hastig zurückfahren. Stinkender Rauch quoll in die Höhe und vermischte sich mit den grauen Nebelschleiern, ich verstand die Welt nicht mehr.
    »Eine dämonische Maske«, sagte Suko, der auf die qualmenden Reste schaute. »Ja — aber woher hat er sie?«
    »Keine Ahnung.«
    Vor Wut ballte ich die linke Faust. »Wenn uns Sir James nur richtig eingeweiht hätte, zum Henker!«
    Der Inspektor hob nur die Schultern. »Er wird seine Gründe gehabt haben. Schau nach dem Ring.«
    Das tat ich und fand ihn in der rechten Hosentasche des loten. Die Fassung selbst brauchten wir nicht zu suchen. Sir James wares allein um den Stein gegangen.
    Ein Drittel davon hielt ich in der Hand und schaute ihn mir sehr genau an.
    Der Stein zeigte eine ovale Form, wobei er an seinen Enden jedoch spitzer zulief, ohne allerdings so spitz zu sein, daß er in die Haut stechen würde. Im Licht von Sukos Lampe sahen wir uns die Farbe an. Sie schimmerte beigegrün, obwohl das Feil auch etwas Perlmuttartiges besaß.
    »Nun?« fragte Suko, »ungewöhnlich?«
    »Das kannst du wohl sagen.«
    »Dann steck ihn ein.«
    Ich verstaute ihn sorgfältig in meiner Brieftasche. Suko lehnte an der Wand und grinste mich an. »Ich würde vorschlagen, daß wir diesen gastlichen Zug verlassen.«
    »Zwischendurch?«
    »Meinetwegen.«
    »Nein, wir werden bis zum nächsten Halt warten und dort mit der Polizei reden. Man hat sowieso gesehen, daß wir auf den Zug geklettert sind. Außerdem habe ich keine Lust, mich von der spanischen Polizei jagen zu lassen.«
    »Dann mußt du bis Bilbao warten.«
    »Ist mir auch egal.«
    Etwa eine Stunde später, es war längst

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