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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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mit gewissen Befugnissen ausgestattet. Sie sind nomineller Natur, aber dennoch rechtskräftig. In Abwesenheit des Kanzlers sehe ich mich als Vizekanzler dazu genötigt, der Amarant-Gesellschaft wenigstens einen provisorischen Verweis aufgrund grober Verletzung der Menschenrechte zu erteilen.«
    Der Roland Zygmont runzelte die Stirn. »Was soll dieser Unfug?«
    »Sie halten erwachsene Menschen gefangen, nicht wahr? Aus diesem Grund erteile ich Ihnen hiermit die Durchführungsanordnung, diese Grundrechtsverletzung sofort einzustellen. Sie müssen die Menschen unverzüglich freilassen oder werden andernfalls angemessen dafür bestraft.«
    Aus der gemurmelten Empörung wurde ein Lärmorkan der Entrüstung. »Sie sind verrückt«, sagte der Vorsitzende mit bebender Stimme.
    Die Kammer, von der aus Waylock zur Konklave sprach, war nur matt beleuchtet. Sein Gesicht schwebte wie eine dunkle, steinerne Maske auf dem Zentralschirm. »Die von mir vorgetragenen Beschuldigungen gründen sich auf Ihr eigenes Eingeständnis. Sie müssen wählen. Entweder sind die Surrogate Individuen, oder aber es handelt sich bei ihnen um Identitäten des Proto-Amarant.«
    Der Vorsitzende wandte den Blick ab. »Ich würde gern anderen Mitgliedern der Gesellschaft das Wort zur Kommentierung dieser lächerlichen Bemerkungen erteilen. Der Sexton Van Ek?«
    »Ich schließe mich Ihren Worten an«, erwiderte Der Sexton Van Ek nach kurzem Zögern. »Die Bemerkungen sind in der Tat lächerlich und närrisch. Schlimmer noch: Sie sind beleidigend.«
    »Ganz bestimmt«, seufzte der Vorsitzende. »Die Jacynth Martin?« Es kam keine Antwort. Die Mosaikfacette Der Jacynth war leer.
    »Der Grandon Plantagenet?«
    »Ich stimme dem Sexton Van Ek zu. Man sollte die Ausführungen dieses Verbrechers einfach ignorieren.«
    »Er ist erst dann ein Verbrecher, wenn eine rechtskräftige Verurteilung vorliegt«, seufzte Der Roland.
    »Was will er eigentlich?« fragte Der Marcus Carson-See mit ungehaltenem Nachdruck. »Offen gesagt, ich bin verwirrt.«
    »Ganz einfach«, antwortete Waylock. »Erkennen Sie mich als Amarant an, oder lassen sie Ihre Surrogate frei.«
    Schweigen folgte seinen Worten, dann ertönte hier und dort gedämpftes Gelächter.
    »Sie wissen, daß wir auf keinen Fall unsere Surrogate preisgeben werden«, antwortete Der Roland. »Ihr Verlangen ist einfach grotesk!«
    »Dann akzeptieren Sie mein Recht, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden?«
    Der Tabulator glühte zunächst orangefarben, dann rot. »Nein!« ertönten schrille Stimmen.
    Waylock lehnte sich zurück, und in seinem Gesicht zeigte sich ein plötzlicher Schatten von Verblüffung. »Ihr Verhalten entbehrt jeder vernünftigen Einsicht.«
    »Wir lassen uns von Ihnen nicht einschüchtern!« ertönte es in der Ferne. »Wir fügen uns keiner Erpressung!«
    »Ich warne Sie: Diesmal bin ich nicht hilflos. Ich wurde schon einmal geopfert und verbrachte daraufhin Jahre voller Elend und Not.«
    »Wie können wir Sie geopfert haben?« fragte der Vorsitzende. »Wir tragen nicht die Schuld für die Verbrechen Des Grayven Warlock.«
    »Für ein nur geringfügiges Vergehen, dem sich Hunderte von Ihnen selbst schuldig gemacht haben, gaben Sie mir die höchstmögliche Strafe. Der Abel Mandeville löschte zwei Seelen aus – aber er lebt unbehelligt in seinen Surrogaten weiter.«
    »Ich kann dazu nur sagen«, erwiderte Der Roland, »daß sich der Grayven hätte vorsehen sollen, bis seine Surrogate bereitstanden.«
    »Ich lasse mich von Ihnen nicht zurückweisen!« rief Waylock leidenschaftlich. »Ich bestehe auf meinem Anspruch. Wenn sie mir mein Recht vorenthalten, dann werde ich mit der gleichen Erbarmungslosigkeit vorgehen, die Sie mir gegenüber gezeigt haben.«
    Die Gesichter in den Mosaikfacetten drückten Erstaunen aus. »Wenn Sie es wünschen«, sagte Der Roland in einem halb versöhnlichen Tonfall, »werden wir Ihren Fall noch einmal prüfen, obgleich ich bezweifle …«
    »Nein! Ich setze meine Machtmittel jetzt ein: Entweder entschließe ich mich zu einem Vergeltungsschlag, oder ich verhalte mich ruhig.«
    »Was können Sie schon unternehmen?«
    »Ich kann Ihre Surrogate freilassen.« Waylock blickte mit einem grimmigen Lächeln über das Mosaik. »Tatsächlich werden Sie bereits in diesem Augenblick aus den Zellen befreit, da ich Ihre Unnachgiebigkeit vorausgesehen habe. Und diese Aktion geht weiter, bis Sie mir entweder meine Rechte zugestehen – oder bis alle Surrogate eines jeden Amarant frei

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