Kaste der Unsterblichen
dem Zentralbildschirm erschien das Gesicht Der Jacynth. Ihre Augen funkelten, und sie machte einen angespannten Eindruck.
»Der Fall Gavin Waylock ist kennzeichnend für das Gesamtproblem, mit dem wir es zu tun haben. Aber vielleicht bin ich ihm gegenüber auch nicht ganz gerecht – denn Gavin Waylock ist ein außergewöhnlicher Mann, ein einzigartiger Mann!
Lassen Sie mich die gewaltsamen Devitalisationen auflisten, für die Gavin Waylock direkt verantwortlich ist: Der Abel Mandeville; ich selbst, Die Jacynth Martin. Vermutlich auch: Seth Caddigan, Rolf Aversham. Und erst gestern – der Berber Carleon. Das sind die uns bekannten Verbrechen. Zweifellos hat er auch noch andere begangen. Das Verderben folgt Waylock auf dem Fuße.
Warum dies alles? Haben wir es mit Zufällen zu tun, mit nicht vorsätzlich initiierten Unglücken? Ist Waylock ein unschuldiges Werkzeug des Schicksals? Oder ist Waylock von einem solchen Hochmut besessen, daß er mit voller Absicht zerstört, um seine selbstsüchtigen Ziele zu erreichen?«
Ihre Stimme klang jetzt beinah schrill, und sie stieß die Worte in einem abgehackten Stakkato hervor. Sie atmete schwer.
»Ich habe Gavin Waylock studiert. Er ist kein unschuldiges Werkzeug des Schicksals. Er ist ein Ungeheuer. Seine Moralvorstellungen lassen sich mit einem Satz umschreiben: Friß, oder du wirst gefressen! Und sie erfüllen ihn mit einem kalten, erbarmungslosen Zorn, der sich gegen die Bürger von Clarges richtet. Er stellt eine physische Bedrohung für uns alle dar!«
Das Mosaik knisterte und summte. Eine Stimme schrie: »Wieso?« Andere fielen in den Ruf mit ein. »Wieso? Wieso?«
»Gavin Waylock mißachtet unsere Gesetze«, antwortete Die Jacynth. »Er setzt sich über sie hinweg, wann immer es ihm beliebt. Erfolg ist ansteckend. Andere werden seinem Beispiel folgen. Er wird einem Virusmolekül gleich unsere Gemeinschaft verseuchen.«
Das Mosaik sirrte und flüsterte.
»Gavin Waylocks Ziel ist der Aufstieg in Amarant – daraus macht er kein Geheimnis.« Sie lehnte sich zurück, betrachtete die Facetten des Mosaiks, musterte Tausende von winzigen Gesichtern. »Wenn wir wollen, könnten auch wir die Gesetze von Clarges ignorieren und ihm seinen Wunsch erfüllen.« Und mit ruhiger Stimme fügte sie hinzu: »Wie ist Ihre Meinung dazu?«
Ein dumpfes Geräusch wie von einer heranrollenden Brandung drang aus dem Lautsprecher. Hände streckten sich nach den Votierern aus; eine Farbwoge ergoß sich über das Mosaik: hier und dort Blau, etwas mehr Grün, ein Hauch von Gelb und weite Flächen aus Orange und Rot. Die Registriertafel des Tabulators glühte zinnoberrot.
Die Jacynth hob die Hand. »Aber ich warne Sie: Wenn wir nicht vor diesem Mann kapitulieren, dann müssen wir gegen ihn kämpfen. Und unser Sieg kann nicht allein aus einer Abschreckung oder Entmutigung bestehen. Wir müssen …« Sie beugte sich vor und formulierte die Worte mit konzentrierter Brutalität. »Wir müssen ihn auslöschen!«
Das Mosaik gab nicht einen einzigen Laut von sich – jede Facette glich einer reglosen, farbigen Fliese.
»Einige von Ihnen sind schockiert und entsetzt«, sagte Die Jacynth, »aber wir müssen uns zu einem harten und unnachgiebigen Vorgehen entschließen. Wir müssen diesen Mann vernichten, weil er ein unmenschliches Raubtier ist.«
Sie lehnte sich zurück, und der zentrale Bildschirm zeigte nun wieder Den Roland Zygmont, Vorsitzender der Gesellschaft. Er sprach in einem gedämpften Tonfall. »Die Jacynth hat einige spezifische Aspekte des Grundproblems beleuchtet. Dieser Grayven Warlock ist ohne jede Frage ein cleverer Bursche. Offenbar hat er die Assassinen in die Irre geführt und sich daraufhin sieben Jahre lang verborgen gehalten. Dann ließ er sich als sein eigenes Relikt in Schwarm registrieren, um erneut den Aufstieg in Amarant in Angriff zu nehmen.«
»Und wo ist das Verwerfliche daran?« ertönte eine leise Stimme.
Der Roland ignorierte diese Frage. »Das allgemeine Problem ist jedoch umfassender und …«
Das Bild der Jacynth erschien wieder auf dem Schirm. Ihr Blick glitt suchend über die zehntausend Gesichter. »Wer hat eben gesprochen?«
»Ich.«
»Und wer sind Sie?«
»Ich bin Gavin Waylock – oder Der Grayven Warlock, wenn Ihnen das lieber ist. Ich fungiere als Vizekanzler des Prytaneon.«
In dem großen Mosaik bewegten sich die Minigesichter, als die Blicke der Konferenzteilnehmer zehntausend Facetten inspizierten.
»Lassen Sie mich fortfahren.
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