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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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zusammensanken. Offenbar waren Ihnen Rauschmittel zu Kopf gestiegen. Der Albert und Der Denis kümmerten sich um Sie. Wir trennten uns.« Er deutete mit der Hand auf die Couch. »Nehmen Sie Platz und lassen Sie mich Ihnen ein Glas Wein anbieten.«
    »Nein. Ich bin heute abend nur aus dem Grund hier, um Informationen zu sammeln.«
    »Na schön. Was möchten Sie wissen?«
    Ihre Augen funkelten. »Die näheren Umstände meines Hinscheidens! Irgendein Schurke hat mich des Lebens beraubt. Ich möchte seinen Namen erfahren und ihm seine Verworfenheit heimzahlen.«
    »Verworfenheit ist wohl kaum der richtige Ausdruck«, verbesserte Waylock höflich. »Sie sind nach wie vor am Leben. Sie stehen vor mir, Sie atmen, Blut pulsiert in ihren Adern, und Sie emittieren Vitalität und Schönheit.«
    »Auf diese Weise würde ein Ungeheuer vielleicht sein Verbrechen rechtfertigen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß ich ein Ungeheuer bin, daß ich Ihr Leben schändete?«
    »Eine solche Anklage habe ich nicht erhoben. Ich sprach von Ihrer Denkweise.«
    »Dann sollte ich besser Enthaltsamkeit in Hinsicht auf das Denken üben«, sagte Waylock. »Ich würde es ohnehin vorziehen, die Zeit mit einer angenehmeren Art der Betätigung zu verbringen.« Er streckte erneut die Arme nach ihr aus.
    Sie wich wieder einen Schritt zurück und errötete vor Ärger und Verlegenheit. »Welche Beziehungen auch immer Sie zu meiner Vorgängerin unterhielten, sie haben nun keine Bedeutung mehr. Sie sind ein Fremder für mich.«
    »Ich beginne mit Vergnügen einen zweiten Beginn«, sagte Waylock. »Kommen Sie, möchten Sie nicht einen guten Schluck Wein mit mir trinken?«
    »Ich will nichts zu trinken, ich will Informationen! Ich muß wissen, wie ich befördert wurde.« Sie ballte die Fäuste. »Ich muß es erfahren, und ich werde es erfahren! Erzählen Sie mir alles!«
    Waylock zuckte mit den Achseln. »Da gibt es nur wenig zu erzählen.«
    »Wir trafen uns … wo trafen wir uns? Wann? Haben Sie nicht in Kharnevall gearbeitet, vor dem Haus des Lebens?«
    »Offenbar hatten Sie einen recht interessanten Plausch mit Basil Thinkoup.«
    »Ja. Vor einem Monat waren Sie noch in Kharnevall beschäftigt. Dann gaben Sie diese siebenjährige Tätigkeit auf, ließen sich in Schwarm registrieren, änderten Ihr Leben. Warum?«
    Waylock trat auf sie zu. Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand. Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ihre Fragen sind impertinent.«
    »Ach!« gab sie zurück. »Wie einfach Sie doch zu finden waren, wie deutlich Ihnen die Schuld im Gesicht geschrieben steht.«
    »Sie haben bereits eine vorgefaßte Meinung über mich. Sie wollen mich für schuldig halten.«
    Sie umfaßte seine Handgelenke, stieß seine Arme hoch von ihren Schultern weg. »Ich will nicht, daß Sie mich anfassen.«
    »Dann ist es sinnlos, daß Sie weiter hierbleiben.«
    »Sie wollen meine Fragen also nicht offen und ehrlich beantworten?«
    »Nein … nicht unter der Nötigung Ihrer Mutmaßungen.«
    »Dann werden Sie gegen Ihren Willen Rede und Antwort stehen. Eine Bewußtseinssondierung bringt die Wahrheit ans Licht – und Sie können sich ihr nicht entziehen.« Sie marschierte an ihm vorbei und auf die Tür zu. Dort blieb sie kurz stehen, warf ihm noch einen letzten Blick zu und ging.
     
2
     
    Waylock lauschte dem Geräusch ihrer sich entfernenden Schritte. Einige Augenblicke stand er völlig regungslos, tief in Gedanken versunken. Wenn Die Jacynth auch nur die Spur eines Verdachts gegen ihn hegte – wie hatte sie es dann wagen können, ihn allein und zu so später Stunde zu besuchen?
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er sah sich in seinem Appartement um und begann dann eine rasche Suche. Er entdeckte den Sender unter seiner Couch, eine Schachtel, die kleiner war als die Hälfte einer Hand. Offenbar hatte jemand das Gespräch mitgehört und ganz besonders auf jedes akustische Anzeichen eines Kampfes geachtet. Das war also die Erklärung für ihre Kühnheit.
    Waylock zertrat den Sender mit dem Absatz und warf die zermalmten Überbleibsel in den Abfallschacht.
    Er zupfte ein paar Weintrauben von den Stengeln, ließ sich auf die Couch fallen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Die Jacynth Martin brauchte nur eine Beschwerdeanzeige einzureichen. Die Assassinen würden ihn in eine Untersuchungszelle bringen. Drei Tribune würden zugegen sein, um ihn vor unzulässiger Sondierung zu bewahren, aber es war ganz unvermeidlich, daß sein Bewußtsein alle

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