Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
gebohrt hatte, und lächelte.
    »In gewissem Sinne ist Waylock tatsächlich in den Fall verwickelt«, ertönte Imishs Stimme. »Aus Gründen, die nur ihm bekannt sind, hat er mir eine subtile Gefahr aufgezeigt, von der Sie möglicherweise noch keine Kenntnis haben.«
    »Die Beschäftigung mit erst noch zu erwartenden Gefahrensituationen gehört nicht zu meinem Aufgabenbereich.«
    Imish nickte. »Aber vielleicht zu meinem. Ich spreche von einer seltsamen Organisation, den Lebensartzweiflern …«
    Jarvis gab sich keine Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. »Da gibt es nichts, was für uns von Interesse wäre.«
    »Dann haben Sie also Agenten in dieser Gruppe?«
    »Nein. Auch nicht in der Sonnenuntergangsliga oder den Abrakadabristen oder der Steinmetzgilde oder dem Vereinten Globus oder den Wedistikern oder den Silberthionisten …«
    »Ich möchte, daß Sie sich umgehend mit der Untersuchung der Lebensartzweifler befassen«, sagte Imish.
    Es kam zu einem Wortwechsel. Imish erwies sich als recht halsstarrig. Schließlich warf Jarvis die Arme hoch. »Na schön. Ich werde alles wie von Ihnen gewünscht in die Wege leiten. Es sind tatsächlich unruhige Zeiten. Vielleicht waren wir etwas zu nachlässig.«
    Imish nickte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Jarvis schob sein grobes Kinn vor. »Und nun … ich habe noch ein sehr dringliches Anliegen vorzutragen. Werfen Sie Waylock raus. Schaffen Sie ihn sich vom Halse. Der Mann ist ein Pesthauch, ein dunkler Schatten. Mehr noch: Er ist ein Ungeheuer. Wenn Ihnen auch nur irgend etwas an dem Ruf Ihres Amtes liegt, dann entlassen Sie ihn, bevor wir uns offiziell mit ihm befassen.«
    Imishs Selbstsicherheit wurde hart erschüttert. »Nehmen Sie … äh … Bezug auf das Hinscheiden meines vorherigen Sekretärs Rolf Aversham?«
    »Nein.« Jarvis musterte Imish mit kühler Konzentration. Der Kanzler sank in sich zusammen. »Entsprechend Ihrer eigenen Zeugenaussage kann Waylock dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden.«
    »Nein«, sagte Imish, »natürlich nicht.«
    »Ich spreche von einem Verbrechen, das vor einigen Monaten in Kharnevall begangen wurde: Waylock arrangierte die Entleibung Der Jacynth Martin.«
    »Was?«
    »Wir haben Verbindung mit seinem Komplizen aufgenommen: einem berüchtigten Berber namens Carleon. Carleon will uns Beweise beschaffen, die zu einer Überführung Waylocks ausreichen – gegen eine entsprechende Belohnung.«
    »Weshalb erzählen Sie mir das alles?« fragte Imish gespannt.
    »Weil Sie uns helfen können.«
    »Auf welche Weise?«
    »Carleon verlangt Begnadigung. Er möchte das Viertel der Tausend Diebe verlassen und nach Clarges zurückkehren. Sie haben die rechtmäßige Befugnis, ihn zu amnestieren.«
    Imish blinzelte. »Meine Amtsgewalten haben nur nominellen Charakter, das wissen Sie ebensogut wie ich.«
    »Sie sind dennoch rechtsgültig. Ich könnte auch bei der Tribunenfakultät oder vor dem Prytaneon um eine solche Begnadigung ersuchen, aber das würde das Interesse der Öffentlichkeit erwecken und unangenehme Fragen aufwerfen.«
    »Aber dieser Carleon … ist seine Schuld nicht genauso groß wie die Waylocks? Warum dem einen Absolution erteilen, um den anderen zu bestrafen?«
    Jarvis schwieg. Imish war ganz und gar nicht der leicht zu beeinflussende und naive Narr, den vorzufinden er erwartet hatte. »Es hat etwas mit Politik zu tun«, sagte er schließlich. »Bei Waylock handelt es sich um einen besonderen Fall. Ich habe Anweisung, alle nur denkbaren Möglichkeiten auszuschöpfen, um ihn festnehmen zu können.«
    »Ganz offensichtlich übt die Amarant-Gesellschaft erheblichen Druck aus.«
    Jarvis nickte. »Betrachten Sie die Situation unter diesem Gesichtspunkt: Die Verbrecher Waylock und Carleon befinden sich beide auf freiem Fuß; indem wir Carleon die Amnestie gewähren, können wir Waylock festsetzen. Und das wäre ein eindeutiger Erfolg.«
    »Ich verstehe … Haben Sie die notwendigen Unterlagen mitgebracht?«
    Jarvis holte ein Dokument aus seiner Tasche. »Sie brauchen hier nur noch zu unterschreiben.«
    Imish las die Liste der Verbrechen durch, von denen er Carleon mit seiner Unterschrift freisprechen würde. Er entrüstete sich. »Der Mann ist verdorben! Und Sie wollen eine solche Kreatur in Schutz nehmen, um dadurch Waylock überführen zu können, der im Vergleich zu ihm beinah ein Heiliger ist?« Er ließ das Dokument sinken.
    Mit abgestumpfter Geduld erklärte Jarvis die Situation ein zweites Mal. »Ich habe Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher