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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Podium. »… jede Möglichkeit«, sagte sie gerade. »Es ist schwierig, einen genauen Trend zu erkennen, wenn es überhaupt einen solchen Trend gibt. Das am Steigungswetteifer teilnehmende Volk ist hervorragend konditioniert. Deshalb ist es schwierig, eine genaue Feststellung zu treffen. Doch die Palliatorien sind Hinweis genug. Einige wenige Patienten werden entlassen, doch ein Mensch ist wie ein Seil: Unter einer bestimmten Belastung gibt beides nach. Diese ›Geheilten‹ verlassen die Palliatorien. Sie kehren zurück in den Lebenskampf und begegnen dem gleichen Druck, unter dem sie bereits zuvor zerbrachen – und das bringt sie in die Palliatorien zurück.
    Die Lösung kann nicht darin bestehen, das gerissene Seil zu flicken – man muß den Druck, die Zugkraft gewissermaßen, vermindern. Aber dieser Druck steigt eher, als daß er abnimmt. Deshalb müssen wir uns, wie wir bereits bei unserem letzten Treffen übereinkamen, auf alle Eventualitäten vorbereiten. Hier stelle ich Ihnen Morcas Marr vor, der Ihnen weitere Einzelheiten mitteilen kann.«
    Sie trat von dem Podest herunter. Imish stieß Waylock an. »Ich kenne diese Frau … Das ist Yolanda Benn!« Er war verblüfft. »Stellen Sie sich das vor – Yolanda Benn!«
    Morcas Marr kletterte aufs Podium, ein kleiner, knorriger Mann mit strengem Gesicht. Er sprach mit vollkommen monotoner Stimme und nahm dabei ein Notizbuch zu Hilfe.
    »Dies sind die Empfehlungen des Organisationskomitees. Um die Leitungsaufgaben zu vereinfachen, werden wir die gegenwärtigen Verantwortungsbereiche beibehalten. Ich habe hier …« – er hielt sein Notizbuch in die Höhe – »… die Bereichszuweisungen, die ich gleich verlese. Diese Ernennungen sind natürlich nur provisorisch, doch angesichts der allgemeinen Lage hielten wir es für das beste, unsere Organisation so schnell wie möglich in die Lage zu versetzen, wirksam einzugreifen und zu handeln.«
    »Zum Teufel auch«, flüsterte Imish Waylock ins Ohr, »wovon spricht er da eigentlich?«
    »Hören Sie zu!«
    »Jeder Leiter wird seinen eigenen Bereich organisieren, seine eigenen Exekutivgruppen zusammenstellen und sein eigenes Trainingsprogramm planen. Ich verlese nun die Berufungsliste.« Er hob sein Notizbuch. »Koordinationsleiter: Jacob Nile.«
    An der einen Seite der langen Zuhörerreihen kam es zu einem kleinen Gedränge. Waylock entdeckte Nile. Neben ihm stand eine Frau mit langem, nervös wirkenden Gesicht, hageren Wangenknochen und zerzaustem rotbraunen Haar: Pladge Caddigan.
    Morcas Marr las alle Namen und Bereichszuweisungen auf seiner Liste vor und fügte dann hinzu: »Nun, gibt es dazu irgendwelche Fragen?«
    »Ja, ganz bestimmt sogar!« Die Stimme ertönte in Waylocks unmittelbarer Nähe. Amüsiert und auch ein wenig verlegen stellte er fest, daß es die von Kanzler Imish war.
    »Ich will wissen, welche Absichten diese straffe, semikonspirative Organisation verfolgt«, fragte Imish mit Nachdruck.
    »Wer immer Sie auch sein mögen, Sie und Ihre Fragen sind uns willkommen. Wir hoffen, uns und die Zivilisation der Enklave in dem sich bereits ziemlich deutlich abzeichnenden Kataklysmus schützen zu können.«
    »›Kataklysmus‹?« Imish war völlig perplex.
    »Gibt es einen besseren Ausdruck für die Umschreibung völliger Anarchie?« Marr ließ seinen Blick über die Menge gleiten. »Noch weitere Fragen?«
    »Herr Marr«, sagte Nile und trat vor. »Ich glaube, ich erkenne unter uns eine bedeutende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens.« Seine Stimme nahm einen scherzhaften Tonfall an. »Es ist der Kanzler des Prytaneon, Claude Imish. Vielleicht können wir ihn dazu veranlassen, sich unseren Reihen anzuschließen.«
    Imish erwies sich als der Lage gewachsen. »Das mag durchaus der Fall sein, wenn ich wüßte, wofür Sie eintreten.«
    »Ach!« rief Nile aus. »Das ist eine Frage, die niemand beantworten kann, weil niemand die Antwort kennt. Wir lehnen es ab, unseren Standpunkt genau festzulegen. Und darin liegt unsere große Stärke. Wir alle sind Zeloten, denn alle von uns teilen die allgemeine Überzeugung. Wir sind nur durch unseren gemeinsamen Zweifel miteinander verbunden.«
    Imish wurde ärgerlich. »Anstatt von Kataklysmen zu sprechen und zu zweifeln, sollten Sie sich die Frage stellen: ›Wie kann ich am besten dazu beitragen, die Probleme zu vermindern, die die Bürger unserer Enklave bedrängen?‹«
    Kurzes Schweigen schloß sich an, dann ein Lärmorkan an energischen Gegenargumenten. Waylock

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