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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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machte sich heimlich von Imish davon und trat zu Pladge Caddigan und Jacob Nile.
    »Ich habe Sie in vornehmer Begleitung gesehen«, stellte Pladge fest.
    »Verehrte junge Dame«, entgegnete Waylock, »ich bin vornehme Begleitung. Ich bin Vizekanzler.«
    Jacob Nile fand die Situation recht amüsant. »Sie beide fungieren als nominelle Regierungschefs – warum halten Sie sich in so fragwürdiger Gesellschaft auf?«
    »Wir hoffen Steigung zu erzielen, indem wir die Lebensartzweifler als konspirative Umstürzler entlarven.«
    Nile lachte. »Sie können auf mich zurückgreifen, wenn Sie irgendwelche Hilfe brauchen.«
    Zornige Rufe unterbrachen ihr Gespräch; Imish hatte einen verbalen Streit angezettelt. Der Abend erfüllte Waylocks Hoffnungen.
    »Hört euch diesen Blödmann an!« brummte Nile.
    »Wenn ihr keine Bande krimineller Syndikalisten seid«, brüllte Imish, »warum braucht ihr dann eine so straffe Organisation?«
    Ein Dutzend Stimmen antwortete ihm, doch Imish schenkte keiner von ihnen Beachtung. »Eins versichere ich Ihnen: Ich werde ihnen die Assassinen auf den Hals hetzen; ich werde diese unverschämte Usurpation vor dem Rat bloßstellen!«
    »Ha!« schrie Morcas Marr mit beißender Verachtung. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können! Wer hört Ihnen schon zu? Sie haben nicht den Einfluß, über den ich verfüge, Sie Ekel, Sie Widerling, Sie Schreihals!«
    Imishs Arme wedelten durch die Luft. Er war sprachlos und begann vor Wut zu stottern. Waylock umfaßte seinen Arm. »Kommen Sie.«
    Imish war von seinem Zorn so abgelenkt, daß er es zuließ, weggeführt zu werden. Sie nahmen auf dem Pomador Platz, der vierten Ebene des phantastischen Circegartens, und genossen eine abkühlende Erfrischung.
    Imish war wie benommen und machte sich Vorwürfe wegen seines Rückzugs. Waylock wahrte ein taktvolles Schweigen. Sie blickten auf die strahlende Farbpalette von Kharnevall hinaus. Es war Mitternacht, und der Trubel in der Amüsierstadt hatte seinen Höhepunkt erreicht. Die Luft bebte und vibrierte.
    Imish stürzte den Inhalt seines Glases mit einem Schluck hinunter. »Kommen Sie«, krächzte er, »gehen wir weiter.«
    Sie wanderten über die Boulevards. Ein- oder zweimal schlug Waylock vor, die Richtung zu ändern, doch Imish lehnte barsch ab.
    Sie schritten zur Esplanade hinunter. Im Argonaut sprachen sie erneut dem Alkohol zu. Kurz darauf begann sich Imish ein wenig unpäßlich zu fühlen und entschied, nach Hause zurückzukehren. An der Esplanade entlang machten sie sich auf den Weg zum Luftverkehrsdepot.
    Kharnevall erschien nun verschwommen und unwirklich. Die Lichter und Farben ertranken in den Fluten des Melodienstroms, und durch die Düsternis huschten geduckte Gestalten. Einige von ihnen waren Zecher, genauso anonym wie Papierfetzen, die auf den Wellen des dunklen Flusses schwammen. Bei anderen handelte es sich um Berber, die wie die Schicksalsverrückten Gefallen fanden an in der Finsternis verborgener Gewalt. Eine Gruppe von ihnen löste sich aus den Schatten. Sie schlich sich an Imish und Waylock heran, ging dann plötzlich zum Angriff über und fiel mit Tritten und Schlägen über sie her.
    Imish schrie auf, fiel auf die Knie und versuchte, auf allen vieren davonzukriechen. Waylock stolperte überrascht zurück. Die Gestalten traten auf den krabbelnden Imish ein und bearbeiteten Waylocks Gesicht mit Fausthieben, die Hammerschlägen ähnelten. Waylock wehrte sich. Die Angreifer wurden zurückgeworfen, stürmten dann wieder vor. Waylock ging zu Boden, und die Maske löste sich von seinem Gesicht.
    »Es ist Waylock!« erklang ein furchtsames Flüstern. »Gavin Waylock.«
    Waylock riß ein Messer aus einem versteckten Futteral. Die Klinge schnappte hervor; er stach nach einem Bein und vernahm einen Schrei. Er sprang wieder auf die Beine und stürzte mit dem Messer zuhackend und zustoßend vor. Die Berber wichen zurück, wandten sich um, flohen.
    Waylock kehrte dorthin zurück, wo sich Imish mit schmerzerfülltem Stöhnen in die Höhe mühte. Schmutzig und mit zerrissener Kleidung humpelten sie die Esplanade hinunter. Am Luftverkehrsdepot angekommen, kletterten sie in ein Taxi, das sie über den Fluß und nach Trianwood brachte.
     
4
     
    Einige Tage lang war Kanzler Imish sehr wortkarg und launisch. Waylock versah seine Pflichten so unauffällig und zurückhaltend wie möglich.
    An einem unfreundlichen Morgen im späten November – über dem Ödland hingen grauschwarze Regenschleier – kam Imish in

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