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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinem Wolf attackiert wurde.
    Dafür entdeckte ich den Jungen, der auf dem Boden saß und unkontrolliert keuchte und nach Luft schnappte.
    »Archie!«, rief ich und erhielt augenblicklich eine Antwort. Allerdings nicht von dem Jungen.
    »Das ist nicht Archie!«, rief Dr. Wilson. »Das ist Timmy, sein bester Freund.«
    Etwas Schweres sackte in meinem Innern dem Magen entgegen. Der Stein wollte nicht verschwinden. Ich hatte plötzlich den Eindruck, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, und kümmerte mich auch nicht um Timmy, denn das übernahm der Tierarzt, der dem Jungen nicht fremd war.
    »Was ist denn da passiert?«, flüsterte Bill.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wollten Archie, John. Wir haben nur einen Wolf gesehen. Es gibt aber noch drei andere, und die haben sich verzogen. Aber nicht allein. Wetten, dass es so ist?«
    »Da wird uns Timmy eine Antwort geben können.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Dr. Wilson kümmerte sich um das Kind. Timmy war noch ziemlich von der Rolle. Deshalb ließen Bill und ich uns Zeit, um die Scheune zu durchsuchen. Wir schauten in den Ecken nach, leuchteten sie aus, erschreckten aber höchstens ein paar Mäuse. Von einem Jungen war leider nichts zu sehen, auch nicht in der oberen Etage, in die wir hinaufkrochen und dort ebenfalls leuchteten.
    »Nichts«, sagte Bill. »Ich denke, dass ich mit meiner Vermutung nicht falsch liege. Archie ist entführt worden. Oder siehst du da eine andere Möglichkeit?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Eben.«
    Wir kehrten zurück zu Dr. Wilson und Timmy. Der Tierarzt hatte sich auf einen Balken gesetzt und hielt seine Hände gegen die Arme des Jungen gedrückt, der noch immer unter Schock stand. Er weinte, aber er redete auch, wobei wir seine Worte kaum verstanden.
    »Und, Doktor?«, fragte ich.
    Tony Wilson hob die Schultern. »Ja«, sagte er leise und nickte vor sich hin. »Es ist wohl so, wie wir es vorausgesehen haben. Das muss ich ehrlich sagen.«
    »Wurde der Junge entführt?«
    »Ja, das wurde er.«
    »Von den Wölfen?«
    Tony Wilson schaute mich an. Er gab keine Antwort und hob nur die Schultern.
    »Also ja.«
    »Ich kann es mir nicht erklären, Mr. Sinclair, aber ich muss es wohl glauben. Es waren vier Wölfe, und sie haben den Jungen mitgeschleift. Sie bissen sich in seiner Kleidung fest und zerrten ihn einfach nach draußen. Archie hatte wohl keine Chance, wie ich hörte.«
    Ich strich über das Haar des Jungen. Mein Blick glitt dabei ins Leere. Es war nicht so überraschend für mich gekommen. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass Archie eine wichtige Rolle in diesem Fall spielte. Nun hatte ich die Bestätigung bekommen.
    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll«, flüsterte der Tierarzt. »Ein Kind, das von Wölfen entführt wurde. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es so etwas gibt. Höchstens in einer Geschichte. Aber jetzt...« Er hob die Schultern und wusste nicht, was er noch sagen sollte.
    Ich dachte da pragmatischer. »Am besten wird es sein, wenn Sie den Jungen hier nach Hause bringen.«
    »Ja, das versteht sich.« Er drückte Timmy an sich. »Und was haben Sie beide vor?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Wir werden zu Mrs. May gehen und ihr erklären müssen, was mit ihrem Sohn passiert ist. Es bringt ja nichts, wenn wir sie im Unklaren lassen.«
    »Das meine ich auch. Obwohl ich bestimmt nicht in Ihrer Haut stecken möchte.«
    »Da sagen Sie was«, meinte Bill.
    »Ich werde dann später nachkommen.«
    »Okay, tun Sie das.« Ich sagte allerdings nicht, dass er uns wahrscheinlich nicht mehr vorfinden würde, denn was genau zu tun war, das stand für mich bereits fest.
    ***
    Esther May sah unseren Gesichtern an, dass etwas passiert war. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, da floss ein »Oh Gott« über ihre Lippen, bevor sie die Hand vor den Mund presste.
    »Dürfen wir hineinkommen?«, fragte ich.
    Sie gab den Weg frei. Mir fiel auf, dass sie stark zitterte. Es hatten sich auch erste Tränen gebildet, die an den Wangen hinabliefen. Sie ging und schwankte leicht.
    »Sie haben Archie nicht gefunden!« Es war keine Frage, Esther May war sich bereits sicher.
    »Richtig.«
    »War er nicht in der Scheune mit seinem Freund zusammen?«
    »Das schon, Mrs. May. Nur ist Ihr Sohn leider entführt worden, wie wir von Timmy hörten.«
    Sie hatte mich bestimmt verstanden, aber sie reagierte nicht auf meine Bemerkung. Zumindest gab sie mir keine Antwort. Sie ging nur bis zu einem Sessel und ließ sich dort

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