Kat und der heissbluetige Spanier
Mädchen, die das Leben für eine Art Abenteuerspielplatz hielten.
Aber warum, zur Hölle, hatte er dann nicht einfach Nein gesagt?
Weil Oscar Balfour in der Vergangenheit sehr gut zu ihm gewesen war und ihm half, sein Immobilien-Imperium aufzubauen, dem er seinen Wohlstand verdankte. Zu der Zeit gab es niemanden außer Oscar, der einem aufbrausenden und unbeherrschten jungen Spanier, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, sein Leben von Grund auf zu ändern, auch nur den kleinen Finger gereicht hätte.
Carlos Guerrero war damals nicht mehr als ein Ex-Matador mit großen Flausen im Kopf gewesen, versessen darauf, jeden seiner eisern gesparten Cents zu investieren, um ein Vermögen zu machen. Oscar gefielen sein Ehrgeiz und sein Ungestüm, darum gab er ihm das Darlehen, das die Banken ihm verweigerten, und zeigte sich, was die Höhe und den Zinssatz betraf, zudem noch äußerst großzügig.
Und so etwas würde kein Mann je vergessen. Wie hätte er Oscar den Gefallen abschlagen können?
„Natürlich gefällt mir das Ganze ebenso wenig wie dir“, erwiderte er ruhig. „Ich habe wahrlich Wichtigeres zu tun, als Kindermädchen für ein verwöhntes Gör zu spielen. Aber in diesem Fall zählen meine eigenen Wünsche und Befindlichkeiten nicht. Dein Vater hat mich um meine Hilfe gebeten, und ich gewähre sie ihm. Das schulde ich ihm einfach.“
Jetzt grinste er auch noch und zuckte mit den breiten Schultern! „Außerdem ist es nicht so eine Tortur, dich hier auf meiner Jacht zu beschäftigen, zumal uns ohnehin ein Smutje und ein Leichtmatrose fehlen.“
„Willst du Geld?“, fragte sie. „Ich kann dir einen Scheck ausschreiben.“
Fassungslos über so viel Dreistigkeit schüttelte Carlos langsam den Kopf. Hielt sie ihn ernsthaft für käuflich? Möglich wäre es, angesichts der Art und Weise, wie sie sich offenbar bisher durch ihr nutzloses Leben laviert hatte.
Ohne es zu wollen, fühlte er sich an die Armut in seiner Kindheit und Jugend erinnert. Daran, dass seine Mutter in jeder freien Minute die Böden der Reichen geschrubbt hatte, bis ihre Hände rot und rissig waren und die dunklen Ringe unter ihren schönen Augen von der Erschöpfung sprachen, die sie ihm gegenüber nie eingestehen wollte.
„Schon vergessen, dass Freikaufen keine Option mehr ist, nachdem dein Vater dir das Konto gesperrt hat?“, fragte er zynisch.
„Dann verkaufe ich eben meine Juwelen!“, fuhr sie auf.
„Hier? Auf der offenen See?“
Erst jetzt traf die Realität Kat mit ihrer ganzen Härte und machte sie regelrecht sprachlos. Immer wieder schüttelte sie fassungslos den Kopf, und als sie Carlos anschaute, glänzten ihre blauen Augen vor ungeweinten Tränen. „Ich … ich bin sicher, wir werden zu irgendeiner, wie auch immer gearteten Einigung kommen …“ Das hörte sich fast flehend an.
„Das glaube ich weniger“, sagte Carlos, während sein Blick auf ihrem knappen weißen Top ruhte, bevor er ihn bedächtig zu dem flachen, goldgetönten Bauch wandern ließ, der zwischen Oberteil und Hot-Pants aufblitzte. „Es sei denn, du dachtest an etwas ganz Besonderes. Passend angezogen bist du ja …“
Kat brauchte einen Moment, bis sie seine Anspielung verstand, dann spürte sie heiße Wut in sich aufsteigen und fühlte, wie ihr Kampfgeist wieder erwachte.
Wie sollte sie es an Bord auf einer Jacht mit einem Mann aushalten, der seine Verachtung für sie so offen und unverblümt zur Schau stellte? Und dabei auch noch ihn und seine Crew bekochen und hinter ihnen herräumen?
„Vielleicht bist du es ja gewöhnt, für Sex zu bezahlen!“, fauchte sie ihn an. „Und wahrscheinlich auch daran, alles zu bekommen, wonach dein Herz begehrt. Diesmal nicht, Señor Guerrero ! Da spiele ich nicht mit!“
Ohne Vorwarnung stürmte sie an ihm vorbei durch die offene Tür und hinauf aufs Deck. Dort streifte sie ihre Korksandaletten von den Füßen, stieg auf die Reling, schien sekundenlang zwischen Himmel und Erde zu schweben und starrte hinunter ins azurblaue Meer. Dann holte sie tief Luft und sprang ins Meer.
3. KAPITEL
Der Schock des Aufpralls und die Kälte verschlugen Kat den Atem, aber sie war eine gute Schwimmerin. Während ihrer Zeit in Sri Lanka hatte sie sich fast nur im Wasser getummelt und wurde von allen Fischlein genannt.
Doch in einem Pool oder vom sicheren Strand aus zu schwimmen war etwas anderes als hier, mitten auf offener See. Es dauerte noch eine Weile, bis Kat die ganze Tragweite ihrer spontanen Aktion bewusst wurde.
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