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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Dein Gefährte Bratlor glaubt, dass hier ein Spiel im Gang ist, bei dem Figuren verschoben werden wie beim Drachenreiter-Schach. Das ist wahr! Allerdings solltest du erkennen, dass du keine dieser Figuren bist, Rajin. Du bist der Spieler!“
    Liisho lehnte sich mit dem Rücken gegen die Höhlenwand, dann erzählte er Rajin von jener Nacht, in der er sich mit seinem Drachen Ayyaam dem Ort Winterborg genähert hatte: „Die Nächte über Winterland mögen oft klar und kalt sein. Aber diese war grau und wolkenverhangen. Nur hin und wieder schimmerte das besonders intensive Licht des grünen Jademondes durch die Wolken. Ayyaam war nicht mal ein Schatten für jenen, der in dieser Nacht hoch zum Himmel geblickt hätte.
    Ich hatte zuvor die Stadt ausgekundschaftet, Rajin. Den Ort – aber auch die Menschen. Ich wusste, dass es dir im Hause von Wulfgar Wulfgarssohn gut gehen würde. Aber mir war natürlich auch klar, dass dein Auffinden so unspektakulär wie möglich geschehen musste. Ein Kind mit Mandelaugen im Seereich war schon außergewöhnlich genug, und in der Tat hat es ja alle möglichen Spekulationen darüber gegeben, ob du nicht ein Fluchbringer wärst. Aber wenn jemand Ayyaam gesehen hätte, wärst du wahrscheinlich sofort ins Meer geworfen worden.
    Ayyaam war von dem Flug über das kalte Land ziemlich erlahmt und konnte sich kam noch bewegen. Ich ging mit ihm jenseits der Berge runter, die sich nordwestlich von Winterborg befinden. Die letzten Meilen legte ich zu Fuß zurück. Ein Schneesturm wehte über das Land; es war eine Nacht, in der man den ärgsten Feind nicht vor die Tür jagen würde. Mit einem Zauber sandte ich Wulfgar Wulfgarssohn einen Traum, der ihn erwachen und dich finden ließ.
    Du magst diese Geschichte nun glauben oder nicht – es war mir nie gleichgültig, was mit dir geschieht. Schon deshalb nicht, weil ich mich deinem Vater sehr verbunden fühlte. Kaiser Kojan war ein großer Herrscher. Einer, dem ich es zugetraut hätte, auch dem erwachenden Urdrachen Yyuum zu begegnen und das Gleichgewicht der fünf Reiche aufrechtzuerhalten. Er hatte es nicht verdient, so grausam dahingemetzelt zu werden. Und dasselbe gilt natürlich für deine Mutter, die Kaiserin, von der immer noch in den Straßen Drakors nur Gutes erzählt wird.“
    Rajin sah Liisho eine Weile prüfend an. „Ich muss dir vertrauen können, Liisho. Nur darum ist es wichtig, ob in jener Nacht die Monde schienen oder nicht. Nur darum sind all diese Einzelheiten von Bedeutung.“
    „Soweit ich weiß, betreibt man im Seereich eine sehr ausführliche Wetteraufzeichnung, weil man dem fragwürdigen Glauben anhängt, aus dem vergangenen Wetter das zukünftige vorhersagen zu können. Vielleicht wirst du Gelegenheit finden, in diesen Aufzeichnungen nachzuprüfen, ob man in jener Nacht die Monde sehen konnte und ich die Wahrheit spreche. Das Datum deiner Auffindung ist ja bekannt.“
    „Von diesen Wetteraufzeichnungen hat mir Bratlor erzählt“, sagte Rajin. „Nicht nur die Sternenseher betreiben das, auch manche Häfen beschäftigen Wetteraufzeichner. In Borghorst oder Witborg findet man ihre Niederschriften - aber nicht in Winterborg.“ Rajin lächelte verhalten. „Der Kapitänsrat war immer mit großer Mehrheit der Auffassung, dass es wichtiger sei, das Geld für genügend Legendensänger gegen die Langeweile der endlosen Winter auszugeben und für neue Kesselhäuser, als einen Wetteraufzeichner anzustellen. Schließlich ist das Wetter in der Gegend sehr beständig, nämlich immer gleich schlecht. Und außerdem sollte man in der Seefahrt lieber auf Njordir vertrauen statt auf die Vorhersagen von Wetteraufzeichnern. Einige glaubten sogar, dass unser Meeresgott so etwas als Akt des Misstrauens gegen seine Schutzmacht ansehen und sich rächen würde. Dies sei der wahre Grund, weshalb zum Beispiel Witborg so oft von Stürmen und Fluten heimgesucht wurde.“
    „Du bist unter einfältigen Narren groß geworden, wie mir scheint", sagte Liisho verschmitzt lächelnd, "aber dennoch wohlgeraten.“
    Rajin erhob sich. „Ich werde mal nach Bratlor sehen.“ Mit diesen wandte er sich dem Höhlenausgang zu.
    „Lass dich von seinem Misstrauen nicht vergiften!“, rief der Weise Liisho ihm nach. „Was er die ›Logik des Gedankens‹ nennt, ist in Wahrheit nur ein anders Wort für Irrtum!“
    4. Kapitel:
    Kampf in der Kälte
     
    Rajin trat ins Freie. Jenseits des Bergrings, der Fjendurs kalte Senke umgab, schob sich die Morgensonne als glühende

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