Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Kugel empor.
Aber diese Glut blieb kraftlos. Hier, in dieser Senke war auch am Tage die Macht Fjendurs größer als die der Sonne.
In einiger Entfernung sah er Bratlor auf den schwarzen Felsen zumarschieren. Der Sternenseher ging mit energischen Schritten voran.
Rajin rief seinen Namen. Bratlor drehte sich herum und winkte ihm zu, ging aber weiter. Rajin folgte ihm und setzte zu einem Dauerlauf an. Sein Atem gefror dabei zu kleinen Wolken.
Beim schwarzen Felsen wartete der Sternenseher auf ihn.
„Wie ich sehe, hast du die Gesellschaft dieses eingebildeten Alten auch nicht mehr ertragen“ sagte er.
„Er war geistig immer bei mir! Mein Leben lang“
„Wie du das ertragen konntest, ist mir ein Rätsel.“
„Liisho scheint es wirklich darum zu gehen, die Welt vor dem Verderben zu bewahren. Nur der rechtmäßige Herrscher aus der Linie Barajans kann die Drachen unter Kontrolle halten und verhindern, dass sie die Herrschaft über die Welt wieder übernehmen. Es geht Liisho nicht nur um das Schicksal Drachenias, nicht einmal nur um die Existenz der Fünf Reiche, sondern um das Schicksal aller Wesen, die außer den Drachen noch unter den fünf Monden wandeln.“
Bratlor atmete tief durch. „Er scheint dich ja ziemlich überzeugt zu haben. Aber ich gebe dir den Rat, ihm nicht zu sehr zu trauen.“
„Im Augenblick haben wir kaum eine Wahl.“
„Du meinst, wir haben keine Wahl als abzuwarten, dass sich das kosmische Tor erneut öffnet und Liishos Drache uns auf seinen Rücken steigen lässt, sodass wir zu dieser Ruinenstadt auf der Insel der Vergessenen Schatten entschweben?“
„Besser, als unseren Verfolgern in die Hände zu fallen, ist es allemal“, hielt Rajin dagegen.
Bratlor nickte leicht. „Trotzdem würde ich ihm nicht zu sehr vertrauen … Und was den Drachen und das kosmische Tor betrifft, haben wir auch noch eine andere Möglichkeit.“
„Wovon redest du?“
„Ich dachte, ich schaue mal nach unseren Riesenschneeratten. Irgendwo hinter dem schwarzen Felsen werden sie sein. Auch wenn selbst die Kraft eines Drachen kaum ausreichen dürfte, sie in die Nähe der Orakelhöhle zu zwingen, sie könnten uns vielleicht trotzdem helfen, von hier fortzukommen, falls sich die Zauberkunst von Meister Liisho als doch nicht so wirkungsvoll erweist.“
„Wenn du nach den Tieren sehen möchtest, nur zu“, sagte Rajin. „Bis zum erneuten Aufgang des Meermondes bleibt uns auf jeden Fall genügend Zeit.“
Sie umrundeten den schwarzen Felsen, erst dann machte es überhaupt Sinn, die Riesenschneeratten mit dem Pfiff einer Knochenflöte zu rufen.
Als sie um den Felsen herumtraten, lag die gesamte Südwesthälfte von Fjendurs kalter Senke vor ihnen. Aber die Riesenschneeratten waren nicht mehr dort, wo sie hätten sein sollen. Die Pflöcke, an denen die Reittiere festgebunden worden waren, bevor man zur Orakelhöhle ging, waren offenbar aus dem Boden gerissen worden; jedenfalls fehlten sie.
Dafür lagerte mitten in der Senke ein Rudel Eiswölfe. Ein besonders riesenhaftes Tier mit zotteligem grauem Fell und Reißzähnen, etwa so lang wie die Kurzschwerter, die gern von den Kapitänen des südlichen Seereichs als zusätzliche Waffe getragen wurden, zerfetzte gerade einen Kadaver. Es musste sich um eine der Riesenschneeratten handeln, doch nur noch das Sattelzeug wies darauf hin; es lag blutgetränkt einige Schritt entfernt auf dem gefrorenen Boden und war völlig zerrissen. Wahrscheinlich hatten sich einige der Eiswölfe darum gebalgt, bis sie schließlich begriffen hatten, dass es sich um nichts Fressbares handelte.
Während der graue Rieseneiswolf, der selbst für seine Art gewaltig wirkte, in aller Ruhe seine Mahlzeit fortsetzte, umlagerten ihn die anderen Mitglieder seines Rudels. Wolken aus gefrorenem Atem umwehten sie. Sie hechelten gierig, wagten aber kaum mehr als ein dumpfes Knurren, um anzudeuten, dass auch sie noch etwas von der Beute wollten.
Ungefähr hundert Schritt entfernt in Richtung des südwestlichen Teils des Bergringes, der Fjendurs kalte Senke umschloss, lag noch das, was – anscheinend - von der zweiten Riesenschneeratte übrig geblieben war: ein zerrissenes Fell und blutige Knochen. Ein paar halb ausgewachsene Jungtiere nagten daran herum. Die Älteren wussten offenbar, dass es sich mehr lohnte, darauf zu warten, dass der Rudelführer sein Mahl beendete – denn so groß der Appetit eines Eiswolfs auch sein mochten, so war ein Einzelner von ihnen auf keinen Fall dazu in der Lage,
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