Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
eine ganze Riesenschneeratte zu vertilgen. Und wenn man davon ausging, dass der graue Rudelführer auch schon von der ersten Beute seinen Teil abbekommen hatte, musste er eigentlich bald satt sein.
„Bei den Göttern! Das hat uns gerade noch gefehlt!“, murmelte Bratlor. „Die ganze Zeit über sind sie uns gefolgt …“
„Offenbar ist die Beute im restlichen Winterland für sie so knapp geworden, dass sie sich jetzt sogar in Fjendurs kalte Senke hineintrauen.“
Einer der gierig auf seine Gelegenheit wartenden Eiswölfe kam dem grauhaarigen Rudelführer offenbar zu nahe, denn dieser sprang auf, machte einen Satz nach vorn und ließ sein Maul zuschnappen. Der vorwitzige Eiswolf zuckte zurück, aber der graue Riesenwolf erwischte ihn noch an einem der Vorderläufe. Das Blut spritzte, und der Gebissene heulte auf. Winselnd leckte er sich die von den Zähnen seines Rudeloberhaupts aufgerissene Pfote und zog sich zurück.
Der große Graue wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu. Die Langsamkeit, die er dabei an den Tag legte, schien eine Demonstration seiner Überlegenheit zu sein. Er schlug seine Fänge in das Fleisch des Kadavers und riss ein mächtiges Stück heraus.
„Wir können nur hoffen, dass die Bestien uns noch nicht bemerkt haben“, flüsterte Bratlor. Er nahm vorsorglich seinen Bogen vom Rücken und zog einen Pfeil aus dem Köcher.
Rajin bereute sehr, seinen eigenen Bogen nicht bei sich zu haben. Schon als er zu Fuß zur Orakelhöhle aufgebrochen war, hatte er Köcher und Bogen am Sattel seiner Riesenschneeratte zurückgelassen. Sie lagen wahrscheinlich irgendwo verstreut auf dem hartgefrorenen Boden der kalten Senke, zerfetzt wie das Sattelzeug.
Möge einer dieser Monstren die Bogensehne zwischen den Zähnen stecken geblieben sein, um es in alle Ewigkeit im Hals zu kitzeln, dachte Rajin grimmig und griff zu seinem Schwert.
„Auf Fjendurs Hilfe können wir wohl kaum hoffen, nachdem wir für den Tod seines Orakels verantwortlich sind“, knurrte er grimmig.
„Meinst du das Riesenfaultier?“, fragte Bratlor erstaunt. „Ich nehme an, dass sich das einfach nur dort für die letzten Jahrhunderte eingenistet und es genossen hat, ab und zu mit Opfergaben gefüttert zu werden.“
„Dann war die ganze Sache mit dem Orakel nur Aberglaube?“
„Das halte ich für möglich. Aber jetzt sollten wir erst mal sehen, dass wir nicht zur Beute dieser eisgrauen Jäger werden“, zischte der Sternenseher. „Keine plötzliche Bewegung, bitte! Wenn wir auf einmal davonlaufen, macht sie das nur auf uns aufmerksam.“
Vorsichtig schlichen die beiden Männer zurück in Richtung des schwarzen Felsens. Er warf einen tiefen Schatten, und diese Zone der Dunkelheit würde sie vielleicht für die weißgrauen Raubtiere vorerst unsichtbar machen.
Doch es war zu spät. Eine der Kreaturen warf den Kopf herum.
Der Eiswolf hatte Bratlor und Rajin zweifellos bemerkt. Mit weit ausholenden Sätzen jagte das Untier auf die beiden zu. Die Schulterhöhe des Riesenwolfs entsprach der Größe eines besonders kräftig gebauten Seemannen. Speichel troff von den Lefzen und gefror sofort am Boden. Das dumpfe Knurren wurde lauter und verriet die ungestillte Gier.
Für den Eiswolf schien dies eine willkommene Gelegenheit, leichte Beute reißen zu können, von der er den Großteil hinunterschlingen konnte, noch ehe sein Rudeloberhaupt Gelegenheit bekam, Anspruch darauf zu erheben.
Mit geöffnetem Maul stürmte der Eiswolf heran.
Bratlor spannte den Bogen, und Rajin umklammerte den Schwertgriff mit beiden Händen. Falls Bratlor das Tier verfehlte, blieb nur noch die Möglichkeit, dem Monstrum die Klinge in den Leib zu stoßen, wobei es gut sein konnte, dass der massige Leib des Eiswolfes ihn – Rajin - dabei erdrückte.
Bratlor schoss seinen Pfeil ab und traf das linke Auge der Wolfskreatur. Brüllend strauchelte das Monstrum, überschlug sich und versuchte wieder aufzustehen. Blut rann über die weit geöffnete Schnauze.
Rajin spürte eine geistige Berührung – ähnlich der, wie er sie bei seinem Zusammentreffen mit dem roten Drachen gefühlt hatte.
Nur stärker.
Im ersten Augenblick dachte er, das diese Kraft von dem Wolf ausging, aber als dann der zweite Pfeil den Eiswolf traf und sich durch dessen Kehle bohrte, erkannte Rajin, dass dies ein Irrtum sein musste. Der Eiswolf brüllte noch einmal auf, dann sank sein Kopf zur Seite. Spätestens da hätte auch die geistige Kraft verlöschen müssen, deren Anwesenheit Rajin
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