Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
spürte. Aber dem war nicht so.
„Lauf, Rajin!“, rief Bratlor mit Blick auf das restliche Eiswolfrudel. Inzwischen waren etliche der Bestien auf Rajin und Bratlor aufmerksam geworden. Manche schienen noch abzuwarten, ob es sich vielleicht doch eher lohnte, sich über die gerissene Riesenschneeratte herzumachen, sobald der Leitwolf seine Aufmerksamkeit der neuen Beute zuwandte.
Der setzte die Vorderläufe auf den Kadaver der Beute, sodass er noch größer wirkte und die Lage noch besser zu überschauen vermochte. Sein Blick war auf das Geschehen am schwarzen Felsen gerichtet.
Drei der Riesenwölfe hatten sich entschieden. Sie näherten sich in drohender geduckter Haltung dem schwarzen Felsen. Einige weitere folgten ihnen.
Bratlor trat vorsichtig zu dem toten Eiswolf und zog ihm den Pfeil aus dem Auge. Dann warf er Rajin wieder einen gehetzten Blick über die Schulter zu. „Los, verschwinde schon! Mit etwas Glück gelingt es mir, die Meute lange genug aufzuhalten, dass du zur Orakelhöhle gelangen kannst! Meister Liisho soll sich irgendein Zauberkunststück ausdenken, um mich noch zu retten!“ Und leiser fügte er hinzu: „Davon werde ich dann wohl nicht mehr viel mitbekommen …“
Aber Rajin wirkte wie erstarrt. Er rührte sich nicht, sondern starrte zum Horizont.
„Sie kommen …“, murmelte er.
„Natürlich! Und deswegen …“
„Die Drachen! Eine ganze Armada!“, rief Rajin. „Ich spüre sie so deutlich, als wären sie bereits über die Berge!“ Er deutete mit dem Schwert zum Horizont und blinzelte. Hoben sich dort nicht bereits winzige schwarze Punkte gegen die glutrote Sonnenscheibe ab?
Das mussten sie sein. Liisho hatte recht gehabt. Die Feinde waren ihm viel dichter auf den Fersen, als er bisher geglaubt hatte. Und noch etwas anders beunruhigte ihn. Was bedeutete das Auftauchen der herannahenden Drachen-Armada für die Bewohner Winterborgs, wo sie zweifellos zuerst nach ihm gesucht hatten.
Rajin atmete tief die kalte Luft ein. Er spürte aus der Masse der sich nähernden geflügelten Bestien eine Drachenseele heraus, die ihm auf seltsame Weise vertraut vorkam. Nur für einen kurzen Moment berührte sie ihn geistig, dann wurde sie wieder eins mit den Kräften all jener Drachen, die sich der Senke Fjendurs näherten.
Es ist der Schwarz-Gelbe!, erkannte Rajin.
Er zweifelte nicht einen einzigen Augenblick daran, dass ihn das Monstrum umgekehrt ebenfalls erkannt hatte …
Ein drohendes Knurren ließ Rajin zusammenfahren.
Die Eiswölfe hatten sich bis auf wenige Dutzend Schritt genähert. Doch nun zögerten sie. Offenbar wirkte der Tod ihres Artgenossen wie eine Warnung auf sie, sodass sie sich noch zurückhielten und einen Angriff scheuten.
Bratlor hatte einen der Pfeile, die er aus dem Kadaver gezogen hatte, wieder auf die Sehne gelegt. Schließlich musste er sparsam damit sein. Das Eiswolfblut hatte die Spitze und gut ein Drittel des Schafts rot gefärbt.
Wieder warf der Sterneseher seinem jungen Freund Rajin einen Blick über die Schulter zu. „Du Narr, warum bist du nicht gelaufen?“, fragte er grimmig. „Dann hättest wenigstens du dich retten können – und falls dieser spitzbärtige Drachenmeister nicht doch nur ein fantasierender Narr ist, wäre dies für das Schicksal der gesamten Welt doch nur von Vorteil!“
Der Zynismus in seinen letzten Worten war nicht zu überhören. Mit seiner grimmigen Ironie brachte er zum Ausdruck, wie wenig er den Worten des Weisen Liishos traute.
„Ich werde dich nicht hier allein deinem Schicksal überlassen!“, entgegnete Rajin.
„Jetzt ist es jedenfalls zu spät, um fortzulaufen“, stellte Bratlor fest.
Einer der Eiswölfe wagte sich etwas weiter vor, während die anderen zunächst einfach abwarteten, was geschah. Das Tier knurrte und fletschte die Zähne. Bratlor und Rajin konnten den aasigen Atem, der aus dem Schlund der Bestie drang, selbst aus der Entfernung riechen.
Rajin hielt den Griff seines Schwerts mit beiden Händen und wich gemeinsam mit Bratlor ein Stück weiter zurück auf den schwarzen Felsen zu.
Kaum ein Dutzend Schritte lagen noch zwischen ihnen und dem gewaltigen, aus dem Eis ragenden Monolithen, der in Wahrheit Teil eines kosmischen Tores war.
Dann schnellte der Eiswolf plötzlich vor, erreichte seinen toten Artgenossen, hielt an, legte die Pranken auf den Kadaver und schnüffelte daran.
Aus den mannigfachen Erzählungen, die von den Legendensängern über die Eiswölfe verbreitet wurden, wusste
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