Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
war sehr wohl bewusst, dass er sehr vorsichtig sein musste. Er hatte schließlich schon miterlebt, dass Katagi Untergebene aus weit geringfügigeren Anlässen dem Geschick seiner Henker und Folterknechte überlassen hatte.
Die Drachenarmada sammelte sich auf halbem Weg zwischen dem schwarzen Felsen und der südwestlichen Begrenzung der kalten Senke. Gut ein Dutzend Drachen hatte man verloren. Sie verendeten jämmerlich in dem sich weiterhin ausbreitenden Nebel, der ihnen jegliche Lebenskraft entzog. Auf die abgestürzten Drachenreiter und die Krieger in den Schützengondeln wurde keine Rücksicht genommen; sie mussten sich zu Fuß zum Sammelplatz durchschlagen, wo sie dann von den restlichen Gondeln aufgenommen werden konnten – vorausgesetzt sie überstanden den langen Weg in der eisigen Kälte und es gab noch Platz für sie.
Der Nebel quoll inzwischen zu beiden Seiten des schwarzen Felsens vorbei, und erste Schwaden waberten auch schon über ihn hinweg. Katagi verfolgte diese Entwicklung von einem der Gondelfenster aus. Lord Drachenmeister Tarejo drängte den Kaiser dazu, die Gondeln landen zu lassen, um den Drachen eine Verschnaufpause zu gönnen. Gelitten hatten schließlich alle Drachen, die sich – wenn auch nur für kurze Zeit – innerhalb des Nebels und damit im Einflussbereich der Geisterstimme befunden hatten. In den Köpfen der Drachenier war noch immer ein Flüstern; die Gedankenstimme Fjendurs war zu einem unverständlichen, aber drohenden Gemurmel geworden, da man sich nicht mehr ganz so dicht an ihrem vermeintlichen Ursprung befand.
Katagi lehnte das Ansinnen seines Lord Drachenmeisters jedoch kategorisch ab. „Wir kennen die Macht unseres Gegners nicht. Wenn wir die Drachen erst einmal landen lassen, könnte es sein, dass sie nicht wieder hochkommen“, befürchtete er.
So blieben zumindest die Gondeldrachen in der Luft, während nur den einfachen Reitdrachen eine Pause am Boden gegönnt wurde. Signalhörner erklangen, um die Armada erneut zu formieren. Der Lord Drachenmeister hatte sich dafür wieder auf den schmalen Balkon der kaiserlichen Gondel begeben, um einen besseren Überblick zu haben.
Katagi blieb mit Ubranos allein zurück. Der Kaiser blickte durch das Fenster. „Dieser Zaubernebel breitet sich immer weiter aus. Und seht - diese riesenhafte Gestalt, die da wie ein Schemen hindurchscheint!“
Ubranos sah es auch. „Der Vermummte …“
„Ihr wisst etwas über ihn?“
„Es sind Legenden der Inselbarbaren“, sagte Ubranos. „Ihr wisst, dass man in Magus diese Geschichten sammelt, in der Hoffnung, dadurch auf Hinweise zu stoßen …«
„Hinweise? Hinweise worauf, Ubranos?“
„Hinweise auf übernatürliche Kraftquellen, die wir Magier durch unsere besondere Natur anzuzapfen vermögen. Da ich selbst viele Jahre lang alte Schriften und Überlieferungen studieren musste, bevor man mich zur Prüfung als Meister der Magie zuließ, bin ich auf die Erwähnung einer solchen vermummten Gestalt gestoßen. Lasst Euch durch seine Größe nicht erschrecken …“
Der Vermummte erschien sogar den schwarzen Felsen um etwa ein Viertel seiner Höhe zu überragen. Langsam schritt er voran – aber nie so schnell, dass er aus den stetig voranwabernden Nebelschwaden herausgetreten wäre und sich vollkommen offenbart hätte.
„Dann entspricht das, was uns die Gedankenstimme aufdrängte, der Wahrheit?“, fragte Katagi.
„Wahrheit ist nichts anderes als ein Standpunkt, von dem aus man Dinge betrachtet“, sagte Ubranos. „Das sind die Worte unseres legendären Großmeisters Herandos, der noch zu Zeiten Barajans über Magus herrschte …“
Katagi verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Mit anderen Worten: Ihr wisst es nicht, Meister Ubranos. Anscheinend seid Ihr nicht nur ein Meister der Magie, sondern vor allem ein Meister darin, Eure Unfähigkeit mit schönen Worten zu verhüllen.“
Ubranos war klug genug, nicht auf die Anschuldigung des Kaisers einzugehen. „Jedenfalls werden wir nur kurz hier verweilen können“, sagte er. „Die Macht des Vermummten breitet sich weiter aus. Und wir sollten nicht so lange warten, bis uns dieser Zaubernebel vielleicht sogar einschließt. Dann wären wir verloren …“
„Ihr wollt mir ehrlich einreden, ich sollte aufgeben und Rajin Ko Barajan einfach davonziehen lassen und vielleicht darauf hoffen, dass die Kälte dieser ungastlichen Gegend auch ihn dahinrafft?“ Katagi lachte heiser. „Dazu werdet Ihr mich nicht bewegen
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