Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
heute wie ein Fluch auf allem, was existiert. Aber jede Kraft gebiert ihre Gegenkräfte, und die Kraft, die dem Feuer aus euren Schlünden und dem Feuer aus dem Inneren der Welt, die ihr aufgerissen habt, Einhalt gebot, war die Macht der Kälte.
Habt ihr nichts gelernt? Ist es euer Fluch, dass ihr es immer wieder versucht und die Welt jedes Mal in ein Chaos stürzt, das ihr als eure besondere Form der Herrschaft zu betrachten beliebt?
Seit den Tagen, da ihr durch schwächliche Zuwanderer, die durch die kosmischen Tore kamen, gezähmt worden seid, ist eure Kraft stetig geschwunden und euer Wille mehr und mehr erlahmt. Manche von euch liegen lebendig begraben unter hohen Gebirgen, und die meisten wurden zu Sklaven, erst der Magier, dann der Menschen. Aber ist es vielleicht so, dass ihr auch eure Herren mit dem Fluch angesteckt habt, der darin besteht, das Chaos zu bringen? Teilen eure Herren inzwischen vielleicht eure verderbte Lust, das Gleichgewicht zu stören? Anders ist es kaum erklärlich, dass sie euch in so großer Zahl hierher lenkten, dass ihre Präsenz mich aus einem Traum riss. Dem Traum davon, dass meine Existenz vielleicht verzichtbar und dass meine Leiden und Anstrengungen Vergangenheit sind.
Ah, wie nah war ich daran, mich nach all den Äonen auflösen zu dürfen …
In den sich verflüchtigenden Resten meiner entschlafenden Lebenskraft hätten noch ganze Zeitalter lang Inselbarbaren ihre Waffen für den Kampf gegen die Wassermenschen verzaubern und härten können, denen das Grunzen eines einfältigen, wenn auch langlebigen Faultieres als Orakel genügte.
Ich hatte so gehofft, all der Verantwortung entbunden zu sein und zu werden, was ich einst war …
Nichts!
So lernt den Gott der Kälte kennen, wenn ihr es nicht anders wollt, ihr Narren – Drachen und Menschen!
Katagi Ko Sajiro stand auf dem schmalen Balkon der kaiserlichen Gondel und hielt sich krampfhaft am Handlauf fest. Die Gondel war in eine äußerst unangenehme Schwingung geraten. Der gewaltige Gondelträger-Drache, dessen weit gespannte Flügel sich wie ein schattiges Dach über die Gondel spannten, konnte die bei dieser Pendelbewegung entstehenden Kräfte kaum noch ausgleichen. Immer langsamer und kraftloser bewegten sich seine Schwingen auf und nieder. Der Drache schrie auf, so als wollte er die unablässig drohende Stimme damit zum Schweigen bringen, deren Worte ihnen allen im Kopf widerhallten, sowohl Drachen als auch Menschen.
Doch eine Gedankenstimme ließ sich mit Gebrüll nun einmal nicht übertönen. Sie schien nur noch bedrängender, bohrender zu werden …
Mit Entsetzen sah Katagi, dass auch die anderen Gondelträger- und Reitdrachen von einer plötzlichen Lähmung befallen wurden. Die grauweißen, eiskalten Nebelschwaden, die vom Boden aufgewallt waren, schienen das zu verursachen – und spätestens die hoch aufragende Wolkengestalt eines Vermummten machte deutlich, dass mächtige übernatürliche Gewalten am Werk waren. Gewalten, die selbst die geballte Drachenmacht der kaiserlichen Kriegsarmada nicht so ohne Weiteres zu überwinden vermochte.
„Zurück!“, brüllte der Kaiser. „Umdrehen! Kehrt hinter den schwarzen Felsen zurück, oder wir werden alle jämmerlich zugrunde gegen!“
Sein Ruf verhallte. Mit ihm zusammen standen auch der Magier Ubranos, Lord Drachenmeister Tarejo sowie ein Signalbläser in der Uniform eines einfachen Fußkriegers an der Brüstung. Der Signalbläser hieß Siijii – und da dies zumindest im Norden Drachenias ein recht häufiger Name war, nannte er sich Siijii, Sohn von Siijii aus Tambanien, der am weitesten im Nordosten gelegenen Provinz des Drachenlandes. Da kein adeliges Blut in seinen Adern floss, stand ihm auch nicht das Recht zu, einen regulären Familiennamen zu führen.
An einem Riemen trug er ein Horn, mit dem Befehle an den Reiter des Gondeldrachens weitergegeben werden konnten.
Katagi schrie den Signalbläser an: „Na los, worauf wartest du Narr denn noch? Sollen wir erst am Boden zerschellen, wenn die Flügel des Drachen völlig erlahmen? Gib endlich das Signal zum Rückzug!“
Etwas unschlüssig warf Siijii einen kurzen Blick zum Lord Drachenmeister, der den Befehl hätte geben müssen. Aber Tarejo stand offenbar selbst zu sehr unter dem Eindruck dessen, was sich vor seinen Augen abspielte, als dass er in der Lage gewesen wäre, zu reagieren.
Siijii blies eine Tonfolge auf seinem Horn. Aber der Reiter des kaiserlichen Gondeldrachens hatte ohnehin schon
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