Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Mühe genug, den Drachen und die darunter hängende Gondel unter Kontrolle zu halten.
Auf breiter Front versuchten die Reiter der drachenischen Drachenarmada, ihre Reittiere zu wenden und zurück in das Gebiet jenseits des schwarzen Felsen zu lenken. Einer der Gondeldrachen sank ermattet so weit hinab, dass die Gondel mit ihren Armbrustschützen zuerst über den Boden schleifte und dort eine ziemlich deutliche Spur hinterließ, dann blieb sie an einem Felsbrocken hängen, der aus der vereisten Oberfläche ragte. Der Drache wurde von dem Haltegeschirr der Gondel im Flug gebremst, brüllte auf, flatterte wild mit den Flügeln, strampelte mit den Beinen und zappelte mit dem Schwanz und landete unsanft auf dem Boden.
Der massige Hinterleib des Drachen begrub dabei die inzwischen umgestürzte Gondel unter sich. Das Geräusch von berstendem Holz mischte sich mit den Schreien der kaiserlichen Krieger in der Gondel. Der Drache fauchte, ließ Feuerstöße aus seinem Maul züngeln, die immer schwächer wurden, bis schließlich nur noch etwas Rauch zwischen seinen Zähnen hervorquoll – begleitet von einem gurgelnden, an das Röcheln eines Sterbenden erinnernden Laut. Der Reiter versuchte sich verzweifelt im Sattel zu halten, aber der Drache strampelte mit all seinen Gliedmaßen wie im Todeskampf völlig unkontrolliert um sich; der Reiter wurde aus dem Sattel geschleudert, rutschte über ein Vorderbein zu Boden und blieb dort für einen Moment lang benommen liegen. Als er sich erhob, erwischte ihn der Schwanz, der einer Peitsche gleich über den Boden fuhr. Einer der Stacheln durchbohrte den Reiter in Brusthöhe und ragte etwa eine Schwertlänge weit aus dem Rücken hervor. Der Schwanz bewegte sich noch zweimal in horizontaler Richtung hin und her und fegte dabei mitsamt dem aufgespießten Drachenreiter über den Boden.
Katagi sah der Tragödie, die sich da vor seinen Augen abspielte, mit regungslosem Gesicht zu. Während es der Reiter des kaiserlichen Gondeldrachens schließlich schaffte, den Drachen zu wenden, wurden die Gedanken des Usurpators nur von einer einzigen Sache beherrscht: Er überlegte, dass diese unheimliche Macht, die sich selbst als göttlich betrachtete und sich mit einem einschüchternd intensiven Strom von Gedanken in die Seele zu drängen vermochte, offenbar auf Seiten Rajins stand.
So nah war er seinem Ziel gewesen, die Linie Barajans auszurotten und sich selbst damit im Bewusstsein der Drachenier als rechtmäßigen Herrscher zu etablieren! Ein günstiges Schicksal hatte ihm Rajins ungeborenen Sohn in die Hände gespielt, sodass er ihn töten könnte, wann immer er sich daraus einen Vorteil versprach. Und auch Rajin selbst wäre beinahe von Katagis Drachenreitern zur Strecke gebracht worden! Der Plan des Weisen Liisho, irgendwann doch wieder die alten Verhältnisse zu restaurieren und dem Kaiserhaus Barajan zurück zur Macht zu verhelfen, wären dann endgültig gescheitert gewesen.
„Ubranos! So tut doch etwas gegen die Zauberkräfte, die hier wüten!“, wandte sich der selbst ernannte Kaiser an seinen Magier-Diener, dessen sehr buschige und nach oben gebogenen Augenbrauen sich deutlich zusammenzogen, sodass auf der Stirn die typische, einer Pfeilspitze gleichende Magierfalte erschien. „Fließt wirklich Magierblut in Euch, oder stammt die Falte auf Eurer Stirn nur vom ungeschickten Umgang mit dem höfischen Essbesteck, an dass man in einer Barbarenstadt wie Capana vielleicht nicht gewöhnt ist?“, wetterte Katagi.
Ubranos’ Züge waren angespannt; er wirkte ratlos. „So einfach ist das nicht, mein Kaiser! Diese Kräfte …“ Er verzog schmerzverzerrt das Gesicht. „Ah, ihre Anwesenheit ist kaum zu ertragen!“
„Mein Kaiser, ich würde vorschlagen, Ihr begebt Euch wieder ins Innere der Gondel!“, mischte sich Tarejo ein.
„Schweigt, wenn Ihr keinen Weg wisst, wie wir Rajin doch noch töten können!“, fauchte Katagi.
Die Macht der Kälte soll euch lähmen. Fühlt die Agonie des Todes, auf dass der Traumhenker eure Seelen von den Körpern trennt … Katagi spürte einen heftigen Schmerz in den Schläfen, während ihn diese Gedanken befielen, sich geradezu aufdrängten und wie ein Messer durch seine Seele schnitten.
Den anderen schien es ähnlich zu ergehen. Die Schreie von Menschen und Drachen mischten sich auf schauerliche, ja, geradezu beängstigende Weise, und Katagi war nahezu fassungslos angesichts des Chaos, das inzwischen innerhalb seiner bisher so wohlgeordneten
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