Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Drachenreiter-Samurai hast entkommen lassen“, mischte sich Rajin ein. „Er ist doch ein Verräter! Seine Ahnen dienten meinem Vater und dessen Vater und schworen einer langen Reihe von drachenischen Kaisern die Treue. Er aber kämpft und mordet für einen Thronräuber!“
„Das ist richtig“, stellte Liisho fest.
„Also verdiente er doch den Tod“, war Rajin überzeugt. „Außerdem werden wir ihm und seinem Drachen doch wahrscheinlich schon bald erneut im Kampf gegenüberstehen. Entweder dann, wenn er und seinesgleichen erneut versuchen, mich zu töten, oder wenn der Tag kommt, da wir deinen Plan in die Tat umsetzen und tatsächlich die Herrschaft des Usurpators beenden.“
„Auch das ist richtig“, gestand Liisho ein. „Aber wenn wir dem wahren Kaiser zurück auf den Drachenthron verhelfen wollen, werden wir viele Verbündete brauchen. Auch solche, die zwischenzeitlich Katagi gedient haben, weil sie dachten, dies wäre die einzige Möglichkeit, ihren Treueeid zu erfüllen, oder weil sie glaubten, keine Wahl zu haben, da Katagi durch den Besitz der Drachenringe letztlich als Einziger die Macht hat, zu verhindern, dass aus den zahmen Reitdrachen wilde, unkontrollierbare Bestien werden, die zumindest ein gewöhnlicher Drachenreiter-Samurai wohl kaum bändigen könnte. Es gibt viele Gründe, aus denen sie Katagi folgen, und nicht alle sind rein egoistischer Natur, aber so mancher unter ihnen wird seinen Fehler vielleicht erkennen und auf unsere Seite wechseln. Dieser Mann wird sich womöglich ausgewählten Freunden anvertrauen und ihnen erzählen, was ihm widerfahren ist. Und das wird wie ein langsam wirkendes Gift in den Reihen der Drachenreiter sein.“
Liisho lenkte Ayyaam auf die Ruinenstadt zu. Offenbar beabsichtigte er auf einem Plateau zu landen, das sich auf einem kanzelähnlichen Vorsprung befand.
„Das bedeutet, du rechnest mit einer langen Zeit des Kampfes“, wandte sich Rajin noch einmal an seinen Mentor.
„Alle wirklich großen Dinge brauchen Zeit, Rajin. Das wird in diesem Fall nicht anders sein, fürchte ich.“
Der Drache ging auf dem Plateau nieder, das zur Küste hin offen war und auf der Landseite von einer Reihe halbverfallener Gebäude umgebe wurde.
Als Rajin vom Rücken des Drachen stieg, sah er die Wunden, die der Koloss davongetragen hatte. An manchen Stellen sickerte noch immer Blut hervor und suchte sich seinen Weg durch die Zwischenräume, die die hornigen Schuppen trennten.
Ayyaam ließ ein tiefes Brummen hören, das jedoch sofort sehr viel leiser wurde, als Liisho ihn entsprechend anwies und dabei den Drachenstab benutzte. „Hör auf damit“, ereiferte sich der Weise, „oder willst du, dass hier überhaupt kein Stein mehr auf dem anderen stehen bleibt?“
Der Gedankenstrom, den Liisho dabei konzentrierte, war offenbar stark genug, dass der Drache nur noch einen verhaltenen Brummlaut von sich gab. Vielleicht war er ein Ausdruck der Schmerzen, die ihm seine Wunden bereiteten.
Rajin war froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Wenig später waren auch Bratlor und der Weise Liisho vom Rücken des Drachen geklettert.
Rajin atmete tief durch. Er schwitzte erbärmlich, denn die Kleidung, die er trug, war für das warme Klima dieser Insel nicht geeignet. Also öffnete er den Mantel und schnürte den Kragen seines Wamses auf. Bratlor schien es ebenso zu gehen, denn auch dem Sternseher stand der Schweiß auf der Stirn.
Liisho ging zum Kopf des Drachen, den dieser auf den Boden gelegt hatte. „Sieh her, Rajin! Jetzt kannst du etwas lernen, was jeder Drachenreiter – aber vor allem ein zukünftiger Drachenkaiser - beherzigen sollte“, sprach der Weise. „Nähere dich nie von vorn! Selbst wenn diese Kreaturen es gar nicht beabsichtigen, kommt hin und wieder ein sehr heißer Luftstrom aus ihrem Maul oder den Nüstern. Manchmal ist eine Flamme zu sehen, manchmal nicht. Aber selbst wenn nichts zu sehen ist, kann dieser heiße Luftzug dich schlimm verbrennen.“
„Ich werde es mir merken“, versicherte Rajin. Auf jeden Fall gehörte das zu den Dingen, die Liisho ihm in den Visionen und Traumgeschichten noch nicht beigebracht hatte.
Liisho suchte eine ganz bestimmte Stelle seitlich am Kopf des Drachen. Dort befand sich eine Öffnung, von der Rajin annahm, dass es sich um das Ohr des Drachen handelte.
Ungefähr eine Handbreit darunter existierte eine kleine Vertiefung. Dorthin stieß Liisho seinen Drachenstab mit einer solchen Wucht, dass Rajin
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