Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Satteltasche, die vorn vom Knauf seines Drachensattels hing. „Wenn du dir einen ausgesucht und ihm deinen Willen aufgezwungen hast, Rajin, steht dir übrigens das Schwierigste noch bevor!“
„So?“
„Du musst dem Auserwählten ein oder zwei Rückenstacheln absägen, je nachdem welchen Sattel du auflegen willst. Ich habe die Stachelsäge dabei.“
Rajin nickte nur. Seine Füße berührten den Boden. Er spürte die Seelenkräfte, die von den Drachen ausgingen – und sie spürten Rajins innere Kraft. Hier und dort war ein Knurren zu hören, manchmal auch Laute, die eher wie Gurgeln oder Fauchen klangen.
Ja, sammle deine innere Kraft, dachte Rajin, und halte sie zusammen wie Wasser in einem Stauwehr, das jeden Moment geöffnet werden kann … Er setzte einen Fuß vor den anderen und sprach innerlich zu sich selbst, um sich zu beruhigen – denn rein äußerlich betrachtet traf Bratlors Einschätzung zu. Er war den Drachen vollkommen ausgeliefert.
Er zog den Drachenstab hervor, den er neben das Schwert hinter den Gürtel gesteckt hatte. Die Drachen ließen ihn nicht aus den Augen, während er zwischen ihnen herging. Einer der Jungdrachen, vor denen Liisho ihn gewarnt hatte, machte ein paar schnelle Schritte auf ihn zu und schnaubte. Ein kratzender Reibelaut drang mit etwas Rauch aus seinen Nasenlöchern. Möglicherweise hatte er gerade eine Feuerlohe mühsam unterdrückt, was ihm in seinem Alter noch schwerfiel.
Rajin sah ihn an. Er sammelte seine innere Kraft und ließ den Jungdrachen seine Gegenwart spüren, woraufhin dieser sich wieder ein paar Schritte zurückzog. Dabei wirbelte er eine Sandwolke auf, was einige der anderen sehr viel älteren und größeren Drachen ärgerlich knurren und brummen ließ.
Rajin durchschritt die Drachenschar und versuchte jeweils das Maß ihrer inneren Kraft zu erfassen. Ein besonders imposanter Koloss, dem die anderen auswichen, bewegte sich auf Rajin zu. Die Flügel waren zunächst auf dem Rücken gefaltet, dann spreizte er sie, was die unmittelbar in der Nähe befindlichen Drachen dazu veranlasste, sich noch etwas weiter von ihm zu entfernen. Er stellte sich kurz auf die Hinterbeine, ließ die vorderen Pranken durch die Luft kreisen und stieß dabei ein markerschütterndes Gebrüll aus.
Dann ließ er sich nach vorn fallen, kam wieder auf die Vorderpranken auf und schnappte mit dem riesigen Maul nach Rajin. Sein Schlund war so gewaltig, dass er einen Menschen mit einem Happen hätte hinunterschlucken können. Ein intensiver Schwefelgeruch schlug Rajin entgegen und raubte ihm schier den Atem. Wahrscheinlich wurde er dadurch verursacht, dass auch dieser Drache das Feuerspeien mühsam unterdrückte.
Rajin tat drei Schritte nach hinten, hob den Drachenstab und benutzte die innere Kraft auf ähnliche Weise, wie er es beim Kampf gegen den roten Drachen getan hatte – nur das er inzwischen in der Lage war, diese Kraft zu dosieren.
Der Riesendrache zuckte förmlich zurück, seine Hinterbeine knickten dabei ein, und der stachelbewehrte Schwanz wischte über den Boden und traf mehrere in der Nähe befindliche Drachen. Die brüllten laut auf, fauchten und schwängerten die Luft so stark mit Schwefelgeruch, dass Rajin das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen.
Der riesenhafte Koloss wich ein ganzes Stück zurück. Ist das derjenige, den du dir als Diener nehmen solltest?, überlegte Rajin. Nein, es war klar, dass die innere Kraft dieses Kolosses nicht der der äußeren Erscheinung entsprach.
Rajin setzte nach. Er machte ein paar schnelle Schritte auf sein Gegenüber zu, und dann berührte sein Drachenstab den Giganten am rechten Vorderbein.
Der Drache brüllte auf, diesmal in einer etwas höheren Tonlage, die allerdings immer noch ein ganzes Stück dunkler gefärbt war als selbst die tiefste Männerstimme. Er zog sich noch weiter zurück, während Rajin voranschritt. Er war sicher, dass die anderen Drachen genau beobachtet hatten, was gerade geschehen war und nun zumindest ein Mindestmaß an Respekt ihm gegenüber aufbrachten.
Rajin ging weiter, vorbei an einem halb aus dem Sand gegrabenen Drachenei, das dort mindestens zwei Jahrhunderte gelegen hatte. Ein etwa mannsgroßer Drachenschlüpfling hatte damit begonnen, sich aus der Schale zu befreien. Nach Schwefel riechende Dämpfe traten dabei aus seinem Maul hervor, hin und wieder züngelte auch ein Flammenstrahl, der aber kaum länger als ein menschlicher Arm war. Rajin spürte den wilden, ungezähmten Geist dieses
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