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Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Kleindrachens. Eine innere Kraft war ihm eigen, die diejenige vieler weitaus größerer und älterer Artgenossen überstieg. Schade, dachte Rajin. Aber ich werde wohl nicht so lange warten können, bis du groß genug bist, um mich zu tragen …
    Die Drachen wichen nun vor Rajin zurück und bildeten für ihn eine Gasse. Sie schienen begriffen zu haben, dass seine innere Kraft durchaus dazu ausreichte, um es mit ihnen aufzunehmen. Ihre Gedanken berührten Rajins Geist und er öffnete sich ihnen bereitwillig. Sie sollten ruhig erkennen, wer er war und dass er durchaus in der Lage war, einen Drachen zu töten, wenn es sein musste. Schließlich entstammte er dem Kaiserhaus Barajan und damit einer langen ehrwürdigen Ahnenreihe von Drachenbezwingern und Trägern der Drachenringe. Und auch wenn es sich bei den Inseldrachen ausschließlich um wilde Geschöpfe handelte – oder um solche, die nach der Vernichtung von Qô verwildert waren -, so hatte Rajin doch keinen Zweifel daran, dass sie Ausflüge bis zum Festland unternommen und mit ihren dortigen Drachenbrüdern in Kontakt standen und so zumindest im Groben wussten, was im Drachenland vor sich ging.
    Doch dann begegnete Rajin einem Drachen, der nicht vor ihm zurückwich, sondern vor ihm stehen blieb und sogar majestätisch die Flügel ausbreitete. Äußerlich wirkte er eher unscheinbar. Seine Größe entsprach etwa der eines durchschnittlichen drachenischen Kriegsdrachen, womit er deutlich kleiner war als Ayyaam und auch von der Mehrheit der Inseldrachen an Größe übertroffen wurde. Aber Rajin spürte vom ersten Augenblick an die besondere Kraft, die ihm innewohnte.
    „Wie ist dein Name?“, fragte Rajin.
    Der Drache senkte den Kopf, öffnete das Maul, und es war Rajin bewusst, dass nur die Tatsache, dass er das Feuer-Tabu der Inseldrachen nicht verletzen wollte, ihn daran hinderte, einfach einen Flammenstrahl hervorschießen zu lassen, um Rajin zu Asche zu zerblasen. Ein sehr tiefer Brummton drang tief aus seiner Kehle.
    Und dann offenbarte er seinen Namen in einem Gedanken, der sich so intensiv aufdrängte, dass er Rajin laut im Kopf dröhnte.
    Ghuurrhaan!!!
    Die ganze innere Kraft dieser Kreatur lag in diesem Gedanken, diesem Namen, und Rajin hatte die allerletzten Zweifel verloren: Dies war der Drache, den er zu seinem Diener machen und auf dessen Rücken er einst in den Kaiserpalast von Drakor einfliegen wollte, um seine Bestimmung zu erfüllen und seinen Platz auf dem Drachenthron einzunehmen.
    Er richtete den Drachenstab auf Ghuurrhaan.
    Diene mir!
    Alles, was an innerer Kraft in ihm mittlerweile versammelt war, legte er in diesen einen Gedanken.
    Diene Rajin Ko Barajan, dem rechtmäßigen Erben der drachenländischen Kaiser!
    Ghuurrhaan brüllte auf. Er machte eine Bewegung nach vorn und holte zu einem Schlag mit der rechten Vorderpranke aus.
    Rajin blieb ruhig stehen. Er rührte sich nicht einen Fingerbreit vom Fleck.
    Der inneren Kraft des zukünftigen Drachenkaisers kannst auch du dich nicht widersetzen, Ghuurrhaan, so groß deine Stärke auch sein mag …!
    Der Drache brüllte so laut auf, dass sich mehrere Dutzend seiner Artgenossen dazu veranlasst sahen, mit dröhnenden, für das menschliche Ohr beinahe unerträglich lauten Rufen zu antworten. Selbst Ayyaam beteiligte sich daran, und Liisho musste die ganze Kunst eines Drachenreiters aufwenden, um sein Reittier ruhig zu halten.
    Ghuurrhaan stellte sich indessen auf die Hintertatzen und brüllte erneut, schlug mit den Flügeln, ließ sich dann zur Seite fallen, faltete die Flügel zusammen und ließ stattdessen den Schwanz nach vorn schnellen. Einer Sense gleich strich er über den Boden und wirbelte eine Staubwolke auf. Jeder Einzelne der spitzen Hornstacheln war eine Waffe, deren Wirkung dem Stoß eines seemannischen Anderthalbhänders gleichkam.
    Diesmal verharrte Rajin nicht. Doch statt die Flucht zu ergreifen, lief er der echsenartigen Kreatur entgegen, den Drachenstab gerade nach vorn gestreckt, wie es den klassischen Fechtübungen entsprach, die von den Samurai des drachenischen Kaisers einem Ritual gleich durchgeführt wurden und die letztlich auch dem Sammeln der inneren Kraft dienten.
    Unzählige Male hatte Liisho ihm Bilder dieser Übungen in seine Träume gesandt, und die anderen Jungen von Winterborg hatten ihn seinerzeit ausgelacht, wenn sie beobachteten, wie er diese Bewegungen nachzuahmen versuchte.
    Mit drei langen Schritten, die eher Sprüngen glichen, hatte Rajin den Drachen erreicht.

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