Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
mein getreuer Drache Ayyaam deinen Gefährten Bratlor nicht einfach mit einem Peitschenschlag seines Stachelschwanzes töten wird, nur weil ich nicht in seiner Nähe bin.“
Rajin nickte nur, dann nahm er den Drachenstab aus der Vertiefung zwischen den Nasenlöchern des Drachen. Ghuurrhaan quittierte das mit einem leisen Grunzen.
„Eile dich nicht, wenn du dich aus dem feuergefährlichen Bereich vor seinem Maul begibst“, mahnte Liisho. „Denn sonst könnte er deine innere Stärke anzweifeln und dich für einen Feigling halten.“
„Glaubst du, er würde dann das Feuer-Tabu der Inseldrachen brechen?“, fragte Rajin.
„Hauptsache, du glaubst nicht, dass er das tun wird“, erwiderte Liisho. „Denn deine Unsicherheit würde er spüren. Merke dir eins, Rajin: Die Herrschaft über einen Drachen ist zu allererst die Herrschaft über deinen eigenen Willen und deine eigene innere Kraft.“ Nach diesen Worten reichte er dem jungen Mann, den er seinen Zögling genannt hatte, die Satteltasche mit der Säge. „Das musst du noch erledigen.“
Rajin ließ den Blick schweifen. Die anderen Drachen sahen sehr aufmerksam zu, was dort mit einem der ihren geschah. „Können wir meinen noch nicht ganz so getreuen Ghuurrhaan nicht dazu bringen, uns zu folgen, sodass wir das Absägen der Stacheln in Qô erledigen könnten?“
„Du versuchst den leichteren Weg zu gehen, Rajin!“, stellte Liisho im mahnenden Tonfall fest. „Nein, du wirst deinen Drachen nach Qô reiten müssen! Wenn du jetzt schon vor ihm zurückweichst, wird er dich nie dauerhaft als seinen Herrn akzeptieren. Und wenn du jetzt zögerst, ihm die Stacheln abzusägen — glaub es mir —, wirst du ewig Schwierigkeiten mit dieser Prozedur haben, sobald sie nachwachsen.“
Rajin nickte. Er nahm die Tasche, hängte sie sich über den Rücken, steckte den Drachenstab hinter den Gürtel und begann dann über das linke Vorderbein auf den Rücken des Drachen zu steigen; zwischen den hornigen Schuppen fand er genug Halt.
Ghuurrhaan ließ ein etwas lauteres Knurren hören und hob den Kopf. Rajin jedoch hielt in seinen Bewegungen nicht inne, denn auch dies hätte der Drache als Zeichen der Schwäche interpretieren können. Aber er ließ den Drachen noch einmal für einige Augenblicke etwas deutlicher seine innere Kraft spüren.
Ich bin Rajin, dein Herr!
Der Drache wurde wieder ruhiger, auch wenn nach wie vor zu spüren war, dass es ihm nicht behagte, dass ein Mensch auf ihm herumkletterte. Doch sein Knurren wurde so leise, dass es kaum noch hörbar war und an die Laute eines Insektenschwarms erinnerte, der sich in seinem Bau versammelt hatte.
„Nimm den dreizehnten Großstachel weg!“, rief Liisho. „Vom Kopf aus gerechnet. Wenn du dort sitzt, bist genau an der richtigen Stelle, um deinen Drachenstab optimal einsetzen zu können. Und damit du gleich auch Platz genug für einen größeren Sattel hast, säge auch Nummer vierzehn und fünfzehn ab!“
Rajin tat, wie der Weise ihm geheißen. Abgesehen von einem durchaus bedrohlich klingenden Knurren, dessen Lautstärke noch einmal so sehr anschwoll, dass man sein eigenes Wort nicht mehr hätte verstehen können, zeigte Ghuurrhaan keinerlei Anzeichen des Aufbegehrens mehr. Als das Knurren des Drachen zu laut wurde und vor allem auch einige seiner Artgenossen zunehmend beunruhigte, griff Rajin zum Drachenstab und berührte damit eine ganz bestimmte Stelle, die von dem Platz aus, wo sich der dreizehnte Großstachel befand, leicht zu erreichen war: Es handelte sich um eine deutliche Vertiefung zwischen zwei handgroßen, herzförmigen Hornplatten – für Rajin nicht schwer zu finden, denn in den Träumen, die Liisho ihm gesandt hatte, war ihm das oft genug vorgeführt worden.
Der Drache beruhigte sich und ließ sich ohne jeden Widerstand auch noch zwei weitere Stacheln absägen – ganz so, wie Liisho es von Rajin verlangt hatte. Anschließend warf Rajin sowohl die Stacheln als auch die Tasche mit der Säge vom Drachenrücken nach unten. Sie landeten vor Liishos Füßen, der einen Schritt zurückwich. Dann nahm er die Tasche an sich und hängte sie sich über die Schulter. Die Stacheln ließ er zurück, so wie es drachenischer Brauch war. Denn die abgesägten Stacheln eines Drachen zu behalten, brachte Unglück.
„Deinen ersten Ritt auf diesem Prachtexemplar wirst du ohne Sattel durchführen müssen“, rief er zu Rajin empor. „Also halt dich gut fest!“
11. Kapitel:
Drachenreiter Rajin
Während des
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