Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
den Rest seines Burgers herunter zu würgen, ein bisschen Gehacktes landete zu seiner Verärgerung auf dem T-Shirt. Der Kommissar säuberte die Flecken hektisch mit einer Papierservierte.
Sie hatten einen Hinweis, der sie weiterbringen konnte. Wenn auch Dorothee mit Paul zu tun gehabt hatte, dann gab es etwas, wonach sie lange gesucht hatten: eine Gemeinsamkeit mit René Balbo.
Der Bankdirektor schaute ungläubig, als er den beiden Polizisten die Türe öffnete. „Kann ich noch etwas für sie tun?“ „Ich glaube nicht“, meinte van den Berg ernst. „Aber vielleicht ihr Sohn …“ Lerisse guckte den Kommissar irritiert an. Dann rief er den Jungen, der Patrique hieß, ins Wohnzimmer. Es stellte sich heraus, dass der Kommissar das Alter des Schülers richtig geschätzt hatte.
Der Junge gab den beiden die Hand, ohne sie dabei anzuschauen. „Du hast uns den Zettel ans Auto gemacht, richtig?“, fragte van den Berg, während er dem Jungen das Blatt vors Gesicht hielt. Der Teenager schüttelte schweigend den Kopf. „Wir können einen Schriftenabgleich machen“, sagte Nicole scharf, „dann wissen wir ganz schnell, ob du das hier geschrieben hast.“ Der Junge nickte verlegen. Nicole bemerkte, dass er rot wurde. „Also gut“, setzte der Kommissar an. „Wir sollen also nach einem Paul suchen. Warum?“ „Doro hat sich mit ihm getroffen, bevor sie abgehauen ist“, sagte der Junge leise. „Wie kommst du darauf, dass deine Schwester abgehauen ist?“ „Weil sie plötzlich weg war.“ „Hatte sie einen Grund abzuhauen? Gab es Streit mit deinen Eltern?“ „Nein, das nicht. Sie hat gesagt, dass sie einfach mal weg will.“ „Erzähl mir von diesem Paul!“ „Muss ein toller Typ gewesen sein. Doro hat sich mit ihm getroffen. Sie hat ein richtiges Geheimnis daraus gemacht!“ „Wo haben sie sich getroffen?“ Der Junge zuckte mit den Schultern. „Wie sah der Mann aus?“ „Ich weiß es nicht.“ Van den Berg nahm Blickkontakt mit Nicole auf. Die Psychologin schaute den Jungen misstrauisch an. „Deine Schwester hat ein Geheimnis daraus gemacht und du hast nicht nachgebohrt?“, wollte Nicole wissen. „Ich habe es versucht, ich habe sie einmal verfolgt, aber sie hat´s gemerkt und mich abgehängt.“
Die Psychologin nickte wohlwollend. „Warum hast du das nicht ausgesagt, als deine Schwester verschwunden ist?“, fragte van den Berg leicht gereizt. „Mich hat niemand gefragt!“, erwiderte der Junge forsch. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. Du willst mir erzählen, dass niemand mit dir gesprochen hat, als deine Eltern die Vermisstenanzeige aufgegeben haben?“ „Patrique war damals erst zehn. Wahrscheinlich haben ihre Kollegen seiner Aussage deshalb nicht soviel Bedeutung beigemessen“, erklärte der Bankdirektor, der das Gespräch aus dem Hintergrund verfolgte.
Nicole wandte sich erneut an den Jungen. „Es ist erstaunlich, dass du das noch weißt mit diesem Paul, nach fünf Jahren …“ „Ich habe ein gutes Gedächtnis“, antwortete der Junge lächelnd. „Wenn das so ist, möchte ich dich bitten, noch einmal nachzudenken, ob dir doch noch etwas zu diesem Paul einfällt. Das könnte uns helfen, den Fall aufzuklären, verstehst du? Jede Kleinigkeit ist wichtig!“ Die Polizisten verabschiedeten sich. „Das mit dem Zettel hättest du nicht anonym machen müssen. Wir tun niemandem was“, meinte Nicole beim Verlassen des Hauses. Der Junge nickte, aber sein Blick verriet Skepsis.
Hugo stieg beschwingt in seinen BMW. Er schob Bachs Sinfonie für Klarinette in seinen CD-Player. Hugo liebte klassische Musik und er bedauerte, dass kaum jemand in seinem Umfeld diese Leidenschaft teilte. Jorge hatte ihn verständnislos angeschaut, als er auf einer gemeinsamen Reise Beethovens Neunte eingelegt hatte. Hugo fragte sich, ob Dimitri mehr Sinn für die großen Komponisten haben würde.
Nach einer halben Stunde war er am Ziel. Hugo fuhr in das große Parkhaus und schaute suchend auf den großen Monitor. Der KLM-Flug 1863 aus Kiew war bereits im Landeanflug - Hugos gute Stimmung steigerte sich zu Euphorie.
Der Jäger verließ die Villa und stieg in seinen Wagen, ein neues Modell der Mercedes S-Klasse, den er einen Monat zuvor gekauft hatte. Das Automobil bot so ziemlich alles, was man als Zusatzausstattung bekommen konnte, sämtliche Scheiben waren dunkel getönt, zudem war das Fahrzeug mit vier Bildschirmen ausgestattet. Wenn der Jäger eine neue E-E-Mail bekam, erschien sie
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