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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Wohnraum. Sie bemerkten die Frau erst im letzten Moment. „Ich möchte ihnen mein Beileid aussprechen. Das mit Dorothee tut mir sehr leid“, sagte der Kommissar, bemüht, diesmal sensibler zu sein. Jaqueline Lerisse war Anfang vierzig und überaus zierlich. Sie trug ein elegantes dunkelblaues Kostüm von Lagerfeld, das von ihren auffallend tiefen Rändern unter den Augen nicht ablenken konnte. „Wir haben bis zuletzt gehofft, Dorothee wieder zu sehen. Bis ihre Kollegen kamen und uns das Foto brachten - eine Welt ist für uns zusammengebrochen“, sagte die Dame mit dünner Stimme.
    „Er wird weiter töten“, sagte der Kommissar dramatisch. „Wenn wir nicht sehr bald einen Schritt weiterkommen.“ Er merkte, dass das betuchte Ehepaar helfen wollte. Die Polizisten klopften alles ab, den Freundeskreis des Mädchens, die Klassenkameraden, ihre Freizeitaktivitäten. Alles normal und völlig unspektakulär. Auch die Durchsuchung des geräumigen, edel eingerichteten Kinderzimmers brachte sie nicht weiter.
      Das Mädchen schien kein Tagebuch geführt zu haben, nicht einmal oberflächliche Notizen tauchten auf. Stattdessen fanden sie stapelweise Jugendzeitschriften und Poster mit Teenie-Idolen.
      Van den Berg setzte ein ernstes Gesicht auf. „Wissen sie, dass Dorothee als Prostituierte gearbeitet hat?“ Monsieur Lerisse blieb das Lachen im Halse stecken. „Ich finde ihre Scherze nicht besonders geschmackvoll.“ Van den Berg reichte dem Mann den Zettel aus dem Fenster der Rue de la Prairie. Das Ehepaar verfiel in eine Schockstarre. „Es tut mir leid. Ich weiß, dass es für sie schwer zu ertragen ist. Die Kollegen hatten schon länger Anhaltspunkte dafür, dass sich ihre Tochter im Milieu bewegt hat. Ich gebe zu, es ist eine Schlamperei, dass sie darüber nicht informiert wurden.“
    Madame Lerisse begann zu weinen. „Was ich nicht verstehe, ist: Wie konnte Dorothee regelmäßig nachts das Haus verlassen?“ Van den Berg sah den verlegenen Gesichtern an, dass sie ihm etwas verheimlicht hatten. „Wir waren abends häufig nicht zu Hause, hatten oft geschäftliche Einladungen, die wir wahrnehmen mussten. Wir sind manchmal erst im Morgengrauen zurück gewesen oder später.“ „Und sie haben mit Dorothee vorab darüber gesprochen, wie lange sie wegblieben?“ „Natürlich, sie musste doch wissen, wann wir nicht da waren.“ Bei van den Berg machte sich Frust breit, als er sich verabschiedete.
    „Wir haben nichts, rein gar nichts“, fluchte der Kommissar, als sie losfuhren. „Ich hätte mir gerne Jorge Ramos noch einmal vorgenommen“, sagte Nicole nachdenklich.
      Als der Wagen beschleunigte, bemerkte van den Berg, dass sich an der Windschutzscheibe etwas bewegte. Unter dem Scheibenwischer flatterte etwas im Wind. „Halt mal an, Nicole.“ Der Kommissar sprang aus dem Wagen und zog einen Zettel unter dem Wischer hervor. Das Blatt Papier war kariert, es schien aus einer Kladde oder einem Schulheft zu stammen. Jemand hatte etwas mit Füller darauf geschrieben: „Suchen sie nach Paul.“ „Das glaub ich nicht. Schon wieder jemand, der uns auf Paul hetzen will“, rief van den Berg, während er angestrengt nachdachte. „Aber wer verdammt hat diesen Zettel geschrieben?“
      Nicole hatte eine Idee, aber erst einmal musste sie etwas essen. An der nächsten Straßenecke gab es einen Burger King. Van den Berg schlug vor, einen Snack zu nehmen.
      Der Kommissar bestellte das Whopper-Menü mit einer Cola, Nicole begnügte sich mit einem Kaffee und Pommes frites. Die Psychologin blickte aus dem Fenster. Angestrengt musterte sie einen grauen Mercedes, der im Begriff war, aus einer Parklücke herauszusetzen.
      Sie schaute auf den Zettel, der auf dem Tisch lag und grinste. „Fällt dir nichts auf?“ „Was soll mir denn auffallen?“, entgegnete van den Berg ratlos, während er in den Burger biss und gleichzeitig das Papier studierte. „Na, die Handschrift …“ Van den Berg betrachtete jetzt jeden einzelnen Buchstaben. „Könnte von einer Frau sein …“ „Das sehe ich anders“, konterte Nicole schnippisch. „Das ist für mich eindeutig die Handschrift eines Kindes oder Teenagers. Van den Berg schaute verblüfft drein.
      „Und wenn mich nicht alles täuscht, stammt dieser herausgerissene Zettel aus einem Schulheft.“ „Der Bruder!“ „Das denke ich auch. Ich finde, wir sollten uns den Bengel gleich noch mal vornehmen“, sagte Nicole mit einem gewinnenden Lächeln.
      Van den Berg beeilte sich,

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