Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
Blut, das sich mit dem nassen Lehm zu einem rotbraunen Brei vermischte.
Hugo hatte kein Interesse, sich Jorges Todeskampf bis zum Ende anzuschauen. Er eilte am See entlang, bis er aus der Sichtweite des Café Belga verschwunden war. Dann warf er das Messer in den Tümpel, stieg in ein Taxi und fuhr davon.
Van den Berg war mit Deflandre und Nicole auf dem Weg ins Präsidium, als das Handy schellte. „Wir haben Jorge Ramos gefunden – er ist tot.“ „Was, wie, tot?“ Van den Berg konnte kaum glauben, was ihm De Breuyn da erzählte.
Als er von den tödlichen Schnittverletzungen am Hals hörte, dämmerte es ihm. „Sie haben ihn hingerichtet“, rief er mit weit aufgerissenen Augen. Nicole zog eine schiefe Grimasse.
Der Kommissar überließ Deflandre das Steuer – in kaum mehr als einer halben Stunde waren sie am See. Die Stimmung der drei Polizisten schwankte zwischen Erleichterung und Besorgnis.
Der mutmaßliche Mörder der drei Mädchen war tot, er konnte niemanden mehr vergiften. Aber sie hatten eine vielversprechende Informationsquelle verloren, Jorge nahm seine Geheimnisse mit ins Grab.
Van den Berg bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend, als er den Toten sah. Jorge Ramos Augen wirkten kalt – sein Gesicht war seltsam entstellt, seine ganzen Klamotten blutdurchtränkt. Van den Berg fragte sich, ob der Mann überhaupt noch Blut im Körper hatte. „Da wollte wohl jemand, dass er nicht mehr reden kann“, sagte van den Berg nachdenklich. Nicole beugte zu dem Toten herunter und schob dessen Pullover nach oben. Van den Berg starrte ungläubig auf die Brust des Spaniers. „Die sieben Flammen!“ Die Psychologin nickte.
Der Jäger heulte begeistert auf, als er die Neuigkeiten auf dem Mega-Display in seinem Separee erblickte. Alles war wieder gut, er war in Sicherheit. Mit Hugo würde er bald besprechen, wie es weiterging.
Die Zeugenbefragungen am See verliefen ergebnislos. Niemand hatte das Drama mitbekommen, das sich auf der Bank abgespielt hatte. Obwohl sie so kurz nach den tödlichen Stichen am Tatort waren, kamen sie nicht weiter. Nicole betrachtete den Toten mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu. „Der das getan hat, muss von Sinnen gewesen sein. Er hat extrem heftig zu gestochen – es sieht fast aus, als wollte er ihm den ganzen Hals abschneiden“, sagte die Psychologin. Es schien beinahe, als hätte sie Mitleid mit dem Killer.
„Wir haben jetzt endlich den Beweis, dass er kein Einzeltäter war“, sagte van den Berg nachdenklich. „Und dass er niemanden mehr umbringen wird“, grinste Deflandre.
Van den Berg trommelte die Sonderkommission zusammen. Vorher hatte er noch eine Stunde, um mit Nicole das Tagebuch von René Balbo zu studieren. Das Mädchen hatte jede Seite korrekt mit einem Datum versehen. Die Notizen waren in einer schulmäßigen Schönschrift zu Papier gebracht worden. Sie hatte zu jedem Tag nur zwei oder drei Sätze aufgeschrieben.
Van den Berg und Nicole konzentrierten sich auf die Einträge der letzten Wochen vor ihrem Verschwinden. Es waren beinahe nur Alltäglichkeiten, die sie notiert hatte, Schwärmereien von Filmschauspielern und Boybands. Nur ein Eintrag schien ihm von Interesse. „Paul im Escalier getroffen. Was will er von mir?“
Sie hatten noch eine halbe Stunde, bis sie im Team die Lage besprechen würden. Van den Berg rief noch einmal die Eltern der ermordeten René an. Ihnen war kein Paul bekannt. Auch in ihrer Schulklasse hatte es vor fünf Jahren keinen Jungen dieses Namens gegeben. Renés Schulfreundin hatte ebenfalls keine Ahnung. „Weder die Eltern noch die beste Freundin kennen diesen Paul – das ist schon eigenartig“, fand van den Berg. „Vielleicht war es nur eine flüchtige Begegnung und nicht wichtig genug“, meinte Deflandre.
Nicole schaute aus dem Fenster und dachte nach. „Das ist kein Mädchen, das irgendwas ins Tagebuch schreibt. Sie hat an jedem Tag nur das notiert, was ihr wichtig war“, sagte die Psychologin mit Nachdruck. Van den Berg schüttelte den Kopf. Warum hatte das Mädchen niemanden von diesem Typen erzählt? Wenn sie wenigstens etwas mehr über ihn geschrieben hätte. Sie mussten wieder einmal die Stecknadel im Heuhaufen suchen.
Van den Berg malte bei der Zusammenkunft mit der Sonderkommission den Namen Paul auf die Tafel. Freddy De Breuyn sollte alle Pauls, die in Mord- oder Sexualdelikte verstrickt waren, aus dem Rechner zaubern.
Hugo saß auf dem schwarzen Ledersofa
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