Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
bösesten aller Alpträume beenden konnten. Vor der Kirche hatten sich bereits die ersten Fotografen versammelt. „So eine Scheiße – haut ab hier. Ihr behindert polizeiliche Ermittlungen“, blaffte van den Berg einen Mann an, der mit seiner Kamera unmittelbar neben der Leiche kniete.
„Fünf tote Mädchen in einer Woche – wenn wir diesen Paul Hugo oder wie er auch immer heißen mag, nicht finden, können wir uns selbst die Kugel geben.“ Van den Berg weigerte sich, das Mädchen aus der Nähe anzuschauen. Er wusste, was ihn erwartete. Wieder hatte der Mörder das Mädchen mit einem Brandmal gezeichnet, diesmal war es die 4. „Er nummeriert sie fein säuberlich durch, dieser kranke Bastard“, fluchte van den Berg, der sich kaum beruhigen konnte. „Jorge Ramos hat die ersten drei Mädchen getötet - okay“, sagte der Kommissar. „Ich frage mich, ob sich Hugo jetzt selbst Hand die Hände schmutzig macht.“ „Glaube ich nicht“, antwortete Nicole schnell. „Er ist nicht der Typ, der sich mit so was abgibt. Du hast den Mann gesehen auf dem Foto. Ist das einer, der Mädchen durch die Gegend schleppt und vor Kirchen schmeißt?“ „Auch Bouvier ist auf dem Foto, er ist allemal in der Lage dazu“, sagte van den Berg, dem der Schweiß auf der Stirn stand.
Nicole blickte dem Kommissar ernst in die Augen. Sie hatte van den Berg noch nie so fertig gesehen. Ihr fiel auf, dass seine Haut fahl war, dass sich unter seinen Augen tiefe Ringe gebildet hatten, dass seine Bewegungen seltsam unbeholfen waren. „Ich frage mich: Passiert heute Nacht noch etwas?“ Van den Berg schwieg, er dachte einen Augenblick daran, welcher Druck auf ihn zukommen würde, wenn die zwei frischen Morde erst durch die Medien geisterten. Vielleicht werden sie mir den Fall abnehmen, dachte er. Wenn sie nicht endlich weiterkamen, dann würde es wohl soweit kommen.
„Wenn er heute noch mal zuschlägt, dann kriegen wir ihn“, sagte van den Berg leise, er versuchte, entschlossen zu klingen. „Wir müssen jetzt nach Anderlecht, zu Pascal Bouvier“, rief der Kommissar.
Dimitri ärgerte sich noch immer darüber, dass er Olja die tödliche Injektion zu spät gesetzt hatte und überlegte, was für Konsequenzen der zeitliche Verzug haben könnte. Dass sie ein paar Minuten später sterben würde, war egal, aber vielleicht war sie noch stark genug, sich bemerkbar zu machen und nach Hilfe zu schreien. Dieses Risiko musste er in Kauf nehmen. Zu warten und sie später zur Kirche zu bringen, kam nicht infrage. Hugo hatte ihm befohlen, den Zeitplan unbedingt einzuhalten.
Dimitri raste mit dem braunen UPS-Wagen durch Ixelles. Er lag jetzt fast im Zeitplan, es war fünf Minuten vor zwei, in ein paar Minuten war er in Etterbeek. Dimitri stellte das Radio leiser, er hörte Oljas Schreie jetzt deutlich, aber sie prallten an ihm ab. Dennoch beschlich den Killer ein ungutes Gefühl. Dass etwas nicht planmäßig gelaufen war, ging ihm gewaltig gegen den Strich.
Er versuchte, sich zu beruhigen, in ein paar Minuten wäre alles vorbei. Dann war sein erster Auftrag erfüllt und Hugo bekam die dritte SMS. Seine Nachlässigkeit würde niemandem auffallen. Dimitri sah die Église Saint Antoine vor sich liegen, er überlegte kurz, auf welcher Seite das Hauptportal lag. Er hatte sich gut auf die Besonderheiten der drei Kirchen vorbereitet, jetzt aber war er unsicher. Dimitri fuhr einmal um den Platz herum, dann war ihm klar, wo er Olja ablegen musste.
Im Gegensatz zu den beiden anderen war die Russin noch nicht zu schwach, um sich gegen den herannahenden Tod zu wehren. Dimitri musste viel Kraft aufwenden, um das kräftige, durchtrainierte Mädchen aus dem Wagen zu zerren. „Komm schon raus du Miststück“, schrie der Killer. Er verpasste dem Mädchen zwei Hiebe in den Magen, dann schubste er sie auf den Steinboden.
Dimitri warf Olja einen prüfenden Blick zu. Sie war mit dem Kopf aufgeschlagen und blutete stark. Er überlegte, ob sie noch in der Lage war zu schreien. Der Killer zog ein paar Papiertaschentücher aus seiner Jackentasche und stopfte sie dem Mädchen hastig in den Mund. In diesem Moment hatte der Killer seine Mission erledigt, die Rückfahrt konnte keine Probleme mehr bereiten.
Olja schaffte es noch immer, klar zu denken. Das Mädchen griff sich an den Schädel, dann ließ es die Hand in die Blutlache gleiten. Mit dem Zeigefinger schrieb sie etwas auf den Stein: весь .
Dann kam alles ganz anders, als es der Killer geplant
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