Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
musste ganz schnell gehen. Er fuhr dicht an die Église Notre-Dame du Sablon heran und inspizierte gründlich die Umgebung.
Weit und breit waren keine Menschen zu sehen. Kraftvoll riss er die Hintertür des Wagens auf und schleuderte Nadja brutal vor die Pforte. Er beugte sich kurz zu dem Mädchen hinunter und stellte fest, dass sie nicht mehr atmete. Er verzog angewidert das Gesicht, als er die von Todesangst verzerrte Mimik der jungen Frau betrachtete.
Der Ukrainer sprang in sein Gefährt und raste davon. Seine Uhr zeigte zehn Minuten vor zwei, er war fünf Minuten hinter der Zeit.
Van den Berg fuhr in seinem Bett hoch, er hatte nur mit einiger Mühe einschlafen können. Jetzt klingelte sein Handy. Es war De Breuyn, der noch immer im Präsidium ausharrte und Überstunden schob. „Wir haben wieder eine Tote vor einer Kirche. Deflandre ist schon unterwegs.“ „Scheiße, das ist doch ein Albtraum“, fluchte der Kommissar.
Er ordnete Straßensperren am Brüsseler Ring an, auch wenn er ahnte, dass die Maßnahme wieder nichts bringen würde.
Der Jäger saß mit Hugo im Salon. „Das war ganz schön knapp“, sagte er spitz, nachdem Hugo ihm zu Ende berichtet hatte. „Nicht wirklich. Als die Schlafmützen ankamen, habe ich längst im Auto gesessen und die ganze Aktion in aller Ruhe im Rückspiegel beobachtet. Unser Freund hatte mich zwanzig Minuten zuvor gewarnt, es konnte nichts passieren“, erwiderte Hugo gelassen. Der Jäger lächelte, denn Dimitri sendete zum zweiten Male das verabredete Signal. Alles lief perfekt nach Plan.
Van den Berg hatte ein beklemmendes Gefühl, als er in Laeken ankam. Schon als er aus dem Auto stieg, sah er Ekatherina auf den Stufen liegen.
Der Kommissar fühlte anders als bei den drei Mädchen zuvor. Diesmal spürte er keine Traurigkeit mehr, vielmehr fühlte er sich total leer. „Zeugen können wir vergessen, so verlassen, wie das hier aussieht“, sagte Deflandre. „Eine schöne Scheiße ist das.“
Van den Berg fühlte sich hilflos. Sein Handy klingelte. Wieder war De Breuyn an der Strippe. „Wir haben die nächste Tote – Petit Sablon!“ Der Kommissar war kurz davor, sein Handy auf das Pflaster zu knallen, brachte sich im letzten Moment noch unter Kontrolle. „Jetzt dreht dieser Psycho total durch – jetzt legt er noch nicht einmal mehr Pausen ein.“ Nicole kam angerannt. „Bouvier“, rief sie dem Kommissar entgegen. „Was?“ Van den Berg verstand erst nicht, was sie meinte. „Bouvier ist der dritte Mann auf dem Foto.“ „Wie kommst du darauf?“ „Die Hose! Es ist die gleiche, die er im Laden anhatte. Sie hat die gleichen Flecken, außerdem ist sie ein Stück zu kurz. Und die dicke Wampe passt auch. Ich frage mich, warum mir das nicht eher klar geworden ist.“
Der Kommissar fasste sich an die Nase. „Scheiße! Komm los. „Echt krass – das toppt noch die Dutroux-Geschichte“, meinte die Psychologin gehetzt. „Dutroux ist mir scheißegal“, erwiderte der Kommissar gereizt. Nicole bemerkte, wie kaputt van den Berg aussah. Van den Berg wandte sich an Deflandre: „Du bleibst hier, vielleicht hat ja doch jemand was gesehen. Und ruf mich sofort an, wenn die Jungs irgendwas bei dem Mädchen gefunden haben.“ „Wie viele Kirchen gibt es in Brüssel?“, fragte der Kommissar, als sie losfuhren. „Verdammt viele, allein innerhalb des Rings dürften es bestimmt zwanzig sein“, schätzte Nicole. „Wir brauchen Einsatzkräfte an allen Kirchen in der Stadt“, befahl er über Funk. „Wo sollen wir so viele Leute herholen?“, fragte Jan Woudrecht, der ziemlich neu im Präsidium war. „Das ist jetzt dein Problem, trommele jeden zusammen, den du kriegen kannst, kapiert?“
Dimitri fluchte und hämmerte mit den Handballen auf das Lenkrad. Er hatte vergessen, dem dritten Mädchen rechtzeitig das Gift zu verpassen. Er trat kräftig auf die Bremse und hielt am Straßenrand. Olja schrie wie von Sinnen, als der Killer nach hinten kam, und setzte ihren Körper ein, so gut sie konnte. Das kräftig gebaute Mädchen warf sich gegen die Seitenwand des Wagens und spuckte dem Killer ins Gesicht. Dimitri wischte sich den Speichel ab und schlug ihr mit der Faust gegen die Schläfe, sodass sie auf die Pakete fiel. Zielsicher drückte er seinem dritten Opfer die Spritze in die Vene.
Van den Berg und Nicole fuhren mit Vollgas auf die Kirche am Petit Sablon zu. Sie sprachen kein Wort, beide suchten in ihren Gedanken nach Wegen, wie sie den
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