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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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erst noch ein oder zwei Wochen Urlaub hier – ich liebe Brüssel.“ „Was waren das für Männer, die sie fünf Jahre gefangen hielten?“ „Der eine war ein alter widerlicher Sack – mehr muss man über den nicht sagen.“ Der Reporter grinste. „Und sein Komplize?“ „Hugo meinen sie?“ Irina lachte spöttisch. „Den haben wir nur den Idioten genannt. Er hatte nichts zu sagen, er war der Laufbursche des Alten – mehr nicht.“ „Sie sind von beiden Männern vergewaltigt worden?“ „Nicht von beiden - Hugo wäre dazu gar nicht imstande gewesen – er ist entweder impotent oder schwul“, meinte Irina abfällig.
    Das Interview lief den ganzen Abend in fast allen Sendern des Landes rauf und runter. Das BRF hatte von van den Berg die Auflage bekommen, den anderen Sendern das Interview kostenlos zur Verfügung zu stellen. Alle Medien rissen sich um die O-Töne.

 
    Hugo verwandelte sein Äußeres noch einmal. Seine Haare waren nun mittelblond und nach hinten gekämmt. Er trug einen lässigen Kapuzenpullover, eine modische Jeans und schwarze Turnschuhe. Man hätte ihn locker für einen Werber oder einen DJ halten können. Statt einer Brille trug er nun stahlblau gefärbte Kontaktlinsen. Er ging in ein Lokal am De Brouckére, in dem es passables Essen gab und wo über zahllose Monitore Fußballübertragungen und Nachrichtensendungen flimmerten.
    Für Sport interessierte sich der Killer nicht die Bohne – viel mehr für das, was beim BRT lief. Er erkannte Irina sofort. Hugo verfügte über ein fotografisches Gedächtnis und hätte alle Mädchen, die er in die Katakomben geholt hatte, auf der Stelle wiedererkannt. Als er die Worte der Russin hörte, blieb ein Stück seines Entrecóte im Halse stecken. „Was erlaubt sich dieses Dreckstück?“, schnaubte Hugo vor sich hin. So intelligent Hugo war, so berechenbar war er auch.
    Schon in der Schulzeit hatte er sich nicht beherrschen können, wenn er provoziert wurde. Als er von einem Mitschüler einmal wegen seiner Pickel gehänselt wurde, schlug er so lange auf den Jungen ein, bis er bewusstlos war.

 
    Als Irina ihr Interview beendet hatte, winkten sie van den Berg und Nicole zu sich her. „Gut gemacht! Aber sie gehen keinen Schritt mehr nach draußen, ohne dass jemand von uns in der Nähe ist, okay?“ Die Russin nickte.

 
    Die Kollegen der Sonderkommission waren mächtig angefressen, als sie das Interview im Fernsehen sahen. „Hast du das genehmigt?“ blaffte De Wilde in Richtung van den Berg, als die Sonderkommission zusammentrat. „Ich denke, wir sind an einem Punkt, wo wir den Medien nicht mehr verbieten können, Interviews zu führen.“ „Und das aus deinem Munde!“, schob De Wilde nach. „Hat sonst jemand ein Problem damit?“ „Das Mädchen hat zwar ziemlichen Mist erzählt, aber das ist ja nicht unser Problem“, meinte De Breuyn. Die anderen Kollegen hielten sich raus.

 
    Sie hatten die Mädchen in einem ehemaligen Kinderheim einquartiert. Das Gebäude war nicht in allerbestem Zustand, der Putz blätterte von den Wänden, die Möbel waren morsch und klapprig. Aber das Haus war groß, und es war leicht zu bewachen. Es zogen auch zwei Psychologinnen in das verwohnte Objekt ein, um mit den Mädchen über ihren fünf Jahre währenden Alptraum zu reden.
    Zwei Boulevardjournalisten verfolgten Irina nach ihrem Interview an der Börse und druckten das Foto des Heims in ihrem Boulevardblatt. Der Kommissar hätte die widerlichen Schmierfinken liebend gerne wüst beschimpft und ihnen vorgehalten, die Mädchen in große Gefahr gebracht zu haben. Diesmal aber spielten ihm die blutrünstigen Schreiberlinge perfekt in die Karten.
    Van den Berg und Nicole war klar, dass sie ihren Plan zeitnah umsetzen mussten – gleich am nächsten Morgen.

 
    Es wurde Nacht in Brüssel. Hugo raste vor Wut, gerade lief die Wiederholung von Irinas infamen Beleidigungen über den Flatscreen. Hugo besorgte sich die Abendzeitung, jetzt steigerte sich sein Hass auf das aufmüpfige Mädchen ins Unermessliche – die Beleidigungen prangten in fetten Buchstaben auf der Titelseite. Als er das Foto des Kinderheims entdeckte, lächelte er leise. Hugo hatte große Lust, direkt zu dem Haus zu fahren, Irina aufzulauern und sie ohne viel Tamtam abzuknallen. Aber Hugo wusste, dass er sein Glück in den letzten Wochen überstrapaziert hatte. Warum unnötige Risiken eingehen? Die Bullen würden das Gebäude so scharf bewachen, wie einen kostbaren Goldschatz, da war sich Hugo

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