Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
uns irgendetwas über Paul Hugo oder Frederique Fontaine erzählen? Jede Kleinigkeit ist wichtig!“, fragte der Kommissar. „Ich weiß gar nichts – selbst die richtigen Namen der Wichser habe ich gerade zum ersten Mal gehört. Sie haben nicht mit uns geredet, es gab nur Befehle.“ Die Mädchen wurden unruhig, als die Polizisten ihnen erklärten, dass die beiden Verbrecher auf der Flucht waren. Dass die beiden Handlanger Jorge Ramos und Dimitri Shevchenko nicht mehr lebten, nahmen sie zur Kenntnis.
Hugo fühlte sich groß und überlegen, als er an einem Drive Inn hielt und ein großes Menü bestellte. Es missfiel ihm, dass er seit Wochen auf diesen ungesunden und primitiv schmeckenden Fraß angewiesen war, aber in einem anständigen Restaurant hätte er sein Essen nicht genießen können, nicht jetzt. Er musste die Sicherheit vor seine lieb gewonnenen Lebensgewohnheiten stellen. Aber das waren Nebensächlichkeiten im Vergleich zu dem Hochgefühl, das er jetzt hatte.
Dimitri und Jorge hatten ihre gerechte Strafe bekommen – wer ihn enttäuschte, der musste sterben. Hugo wusste, dass er Fehler gemacht hatte, aber dennoch fühlte er sich seinen Feinden turmhoch überlegen. Es gab nur eine Sache, die an ihm nagte. Das Duell mit der Polizistin – das hatte er verloren, zumindest die erste Runde.
Die Interviews mit den geschändeten Mädchen bestätigten das Bild, das van den Berg von Paul Hugo und Frederique Fontaine hatte – neue Schlüsse konnte er aus den Erzählungen der Mädchen nicht ziehen. Die beiden Verbrecher hatten in den fünf Jahren nichts von sich preisgegeben und die Mädchen waren zu bedröhnt gewesen, um viel mitzukriegen. Nicole nahm die Protokolle der Aussagen mit in die Mittagspause. Sie hatte vor, auf der Rue Neuve ein paar Einkäufe zu erledigen und anschließend die Notizen in einem Café zu studieren.
17
Van den Bergs Telefon klingelte. Es war der Techniker, der den Rechner aus der Holzhütte durchgecheckt hatte. „Ich weiß nicht, ob es dir weiterhilft, aber ich habe die Mailbox sichern können. Eine Stunde vor dem Zugriff im Wald wurde eine Nachricht gesendet.“ „So beschissen, wie es aussieht, hilft uns alles weiter“, erwiderte van den Berg gespannt. „Wir haben die E-Mail-Adressen des Absenders und des Empfängers und natürlich den Text, aber der wird euch nicht vom Hocker hauen.“ „Schieß los!“ „Wie geht es weiter?“ „Mehr nicht?“ „Nein, ich würde gerne mit mehr dienen – andere E-Mails waren im Postfach nicht gespeichert. Ich versuche, über den Provider mehr rauszubekommen.“
Van den Berg verabredete sich mit Nicole im Belga. Der Kommissar bedauerte, dass der Szene-Laden, der seit Langem sein Lieblingslokal war, mittlerweile einen dunklen Schatten hatte. Seine Gewohnheiten zu ändern, fiel ihm nicht im Traum ein.
Der Kommissar beobachtete ein knutschendes Liebespaar auf jener Bank, auf der Jorge Ramos die letzten Minuten seines Lebens verbracht hatte. Er fragte sich, ob sie wohl weitermachten, wenn sie von dem Blutbad wüssten. Plötzlich jagte ein Adrenalinstoß durch seinen Körper. Jetzt wusste er, wie er Hugo und Fontaine kriegen konnte – beide auf einen Streich. Als van den Berg erfuhr, was die Auswertung von Hugos Notebook ergeben hatte, war er leicht niedergeschlagen. Den Aufenthaltsort der beiden Verbrecher konnten sie nicht ermitteln. Aber sie hatten Hugos E-Mailadresse und sie hatten die von Fontaine. Van den Berg wurde schlagartig klar, dass es einen Weg gab, an die beiden heranzukommen – man musste ihnen nur eine Falle stellen. Nicole merkte gleich, dass ihr Partner in bester Stimmung war, als sie ihn vorne an der Bar erspähte. Nicole trug einen dunklen Mantel, der mit einem Tigerfellimitat verziert war. „Schick schaust du aus“, meinte der Kommissar, als die Psychologin auf ihn zukam. „Wir kriegen sie!“, rief er mit einem strahlenden Lächeln. „Ich habe gleich gemerkt, dass du was auf Lager hast“, erwiderte Nicole, während sie den Kommissar prüfend ansah.
„Wir kennen ihre E-Mailadressen, das ist unsere Chance – wir machen sie gemeinsam fertig, alle beide.“ Nicole lächelte halb skeptisch, halb amüsiert. „Wie willst du das machen? Warum sollten Hugo und Fontaine uns zuliebe ihre sichere Deckung verlassen?“ „Hugo ist immerhin schon zweimal großes Risiko gegangen und hat dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt.“ „Stimmt, als jemand seine Regeln gebrochen hat.“ „Hugo ist clever,
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