Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
Die Augen des Jägers bohrten sich in die Papiere, aufmerksam studierte er die erste Seite, dann nickte er zufrieden.
Der Polizist machte zwei Schritte zur Seite, riss die Dienstwaffe aus der Innentasche seines Mantels und drückte sie Fontaine an die Stirn. „Rühren sie sich nicht und nehmen sie die Hände hoch.“ Der Jäger schaute düster, duckte sich blitzschnell weg und zog etwas aus seiner Hosentasche. De Gruye suchte mit der Waffe nach Fontaines Kopf, dann verlor er die Orientierung, er konnte ihn einfach nicht mehr sehen. Da war nur noch dichter Nebel, der Mann war verschwunden. Überall um ihn herum graue Schwaden.
Der Cop blickte sich hilflos um, dann ein höllischer Knall und ein krasser Schmerz. De Gruye ging getroffen zu Boden, Tränen schossen in seine Augen. Van den Berg blickte gebannt in den Nebel, er sah, dass ein Mann über den Grand Place jagte. Er verstand sofort, was los war. Jetzt ging es nicht mehr nur darum, Fontaine und Hugo zu schnappen, jetzt standen zwei Menschenleben auf dem Spiel. Van den Berg schwitzte. Er rannte zu De Gruye, der sich den getroffenen Arm hielt. „Es geht schon“, rief der Polizist. „Kümmere dich um Fontaine!“ Der Plan war missglückt, der Kommissar konnte die Sache nicht mehr allein erledigen. „Du musst die Kollegen rufen.“
Er rannte auf die gegenüberliegende Seite des Platzes. Zu gleichen Zeit hastete Nicole zu dem Restaurant herüber, in dem Irina gewartet hatte. Die Psychologin eilte in das Lokal und stellte fest, dass die Blondine nicht mehr auf ihrem Platz war. Als sie sich umdrehte, stand van den Berg hinter ihr. Seine Miene drückte Verzweiflung aus. „Fontaine ist entwischt, De Gruye ist angeschossen.“ Nicole blickte ihren Partner betroffen an. „Wir müssen Irina finden“, sagte sie entschlossen. Van den Bergs Blick wanderte zu dem Paar an der Waffelbude.
Neben einer blonden Frau stand ein Typ, den er im ersten Augenblick nicht erkannte. Aber das konnte nur einer sein: Hugo! Nicole erspähte die beiden im selben Augenblick. Fünfzig Meter waren die beiden weg. Van den Berg wunderte sich, dass der Killer eine stoische Ruhe ausstrahlte. „Nehmen sie die Hände hoch Hugo, sie haben keine Chance“, brüllte der Kommissar. Van den Berg sah zu spät, dass Hugo einen Revolver unter seiner Jacke hielt. Mit einem routinierten Handgriff entsicherte er sein Schießeisen und hielt es Irina an die Schläfe. „Ihr lasst jetzt schön eure Revolver fallen und schiebt sie zu mir rüber.“ Er lachte wie der Leibhaftige.
Van den Berg und Nicole blickten fassungslos. „Scheiße“, flüsterte der Kommissar zu Nicole. „Jetzt geht er uns schon wieder durch die Lappen.“ Hugo drückte die Waffe noch fester an Irinas Kopf. Van den Berg jagten unzählige Gedanken durch den Schädel. Was konnte er tun? Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Auch, wenn sie ihn vermutlich endgültig verlieren würden. Van den Berg schaute dem Killer in die Augen. Hugo wirkte ganz ruhig und konzentriert, er würde keinen Fehler machen. Plötzlich bekam der Kommissar eine Gänsehaut, er hatte das Gefühl, zu halluzinieren, als er ein mehr als vertrautes Gesicht entdeckte. Nein, er phantasierte nicht – der Mann, der hinter dem Verbrecher stand, war ohne jeden Zweifel Eric Deflandre. Sekunden später entdeckte ihn auch Nicole.
Es kam nicht oft vor, dass Nicole nicht weiter wusste, aber in diesem Moment war sie verwirrt. Was machte Deflandre hier? Wollte er Hugo den Rückzug freischießen? Van den Berg bereitete der Anblick seines Ex-Kollegen körperliche Schmerzen. Er war kurz davor, dem Verräter etwas rüber zu rufen, aber jede Unbedachtheit konnte Irinas Leben in Gefahr bringen. Hugo bewegte sich hinter der Russin im Rückwärtsgang auf seinen Wagen zu, der am Rande des Grand Place verkehrswidrig abgestellt war und ein Protokoll am Wischer hatte.
Van den Berg und Nicole folgten Hugo vorsichtig in gebührendem Abstand, abwechselnd schauten sie zum Killer und zu Deflandre. Hugo erreichte sein Auto, er gab Irina den Schlüssel in die Hand und befahl dem Mädchen aufzuschließen. Die Russin drehte langsam den Zylinder, zog die Tür auf und setzte sich wie befohlen auf den Beifahrersitz. Hugo grinste triumphierend zu den Polizisten hinüber, dann erhob er seine Waffe wie zu einem Abschiedsgruß. „Wenn ihr mich verfolgt, stirbt das Mädchen! Klar?“ Dann kroch er über Irina zum Lenkrad. Hugo gab Gas, van den Berg das Zeichen, ihn nicht zu verfolgen. „Wir
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