Katakomben (van den Berg)
Berg energisch. Seine Gedanken
wanderten zu Bouvier, er fragte sich, welche Rolle er in der Mordserie spielte.
Der
Jäger und Hugo saßen noch immer in dem großen geschmackvoll eingerichteten
Salon. Der Jäger konnte seine Wut nur schwer kontrollieren. Hugo musste sein
ganzes Repertoire aufbieten, um ihn davon zu überzeugen, dass die Lage unter
Kontrolle war. Sie schauten die ausführliche Sondersendung, die das BRF über
die Brüsseler Morde brachte. Immer wieder flimmerten das Foto, welches Dimitri
im Krankenwagen zeigte und die Abbildung des UPS-Wagens über den Bildschirm. Plötzlich
wurde die Übertragung von einer Einblendung überlagert. Eine neue E-Mail
öffnete sich automatisch. „Sie wissen, wo ihr seid“ stand da in großen
feuerroten Buchstaben geschrieben. Der Jäger und Hugo waren wie vom Blitz
getroffen. Hugo sah, dass dem Jäger Tränen in die Augen schossen. Es waren
Tränen der Wut. Der Jäger stieß einen Schrei aus, der wohl bis in die
Katakomben gedrungen wäre, wenn sie nicht so hermetisch abgeriegelt gewesen
wären. „Du bringst mich um das Finale“, schrie der Jäger, während er Hugo am
Kragen packte. „Du bist reich, du kannst überall auf der Welt weitermachen – wo
immer du willst.“ „Du hast Amateure geholt, armselige Amateure – sie haben
nicht die Klasse, so etwas durchzuziehen“, herrschte der Jäger seine rechte
Hand an. „Wir müssen los“, erwiderte Hugo, während er sein Notebook und seinen
Mantel schnappte. Er blickte konzentriert auf die Überwachungsmonitore und sah,
dass sich fünf Autos in der Villa näherten. Sie würden noch mindestens vier
Minuten brauchen, bis sie an der Villa waren. Der Jäger und Hugo waren auf
dieses Szenario vorbereitet. „Sie kommen, wir müssen los“, sagte Hugo scharf.
Er hielt es für das Beste, den Wachleuten nichts von der herannahenden Gefahr
zu sagen – bald war es ohnehin zu spät. Die Mädchen mussten sie in den
Katakomben zurücklassen. Jetzt ging es nur noch darum, ihre eigene Haut zu
retten. Der Jäger war wie hypnotisiert. Er überlegte, wo er seine Pläne weiter verfolgen
würde mit der Kohle, die er größtenteils in der Schweiz geparkt hatte. Jetzt
bereute er, dass nicht eher aus Belgien abgehauen war. Er hatte sich nie
hundertprozentig sicher gefühlt und schon vor Jahren erwogen, nach Chile oder
nach Paraguay zu gehen. Jetzt hatte er den Beweis, dass er mit seinen
Befürchtungen recht gehabt hatte. Hugo beeilte sich, zu seinem BMW zu kommen.
Er startete den Motor und blickte in den Rückspiegel. Der Jäger sollte ihm in
seinem silbernen Mercedes Geländewagen folgen. Aber er bewegte sich nicht von
der Stelle. Hugo wurde ungeduldig, er schaute auf die Uhr. Noch zwei Minuten,
dann würden die Bullen an der Villa aufkreuzen. Was war mit dem Jäger los?
Hatte er beschlossen, sich kampflos zu ergeben? Hatte er keine Kraft mehr? Hugo
ließ das Seitenfenster runter – jetzt konnte er die Motoren der Polizeiwagen
hören. Hugo stieg aus und sah, dass der Jäger apathisch hinter dem Steuer saß.
Hugo schnaubte tief durch, dann beschloss er, allein zu fliehen. Die Polizisten
würden einige Zeit brauchen, um den Fluchtweg zu finden, den der Jäger schon
vor einigen Jahren angelegt hatte. Er begann hinter der Villa, auf den ersten
Metern musste man zwischen dichten Sträuchern hindurchfahren, ehe man auf einen
schmalen aber asphaltierten Weg gelangte, der direkt auf eine
Hauptverkehrsstraße führte. An deren Ende war die Strecke so perfekt mit
Pflanzen getarnt, dass man den Weg auch von der großen Straße aus nicht
einsehen konnte. Als Hugo den Schleichweg verließ, öffnete er entspannt das
Schiebedach und streckte seine geöffnete Hand gen Himmel.
Der
Jäger wartete, bis Hugo auf dem Feldweg verschwunden war. Dann parkte er den
auffälligen Wagen hinter den dichten Büschen, die die Fluchtroute kaschierten. Als
er zum Hintereingang der Villa hastete, hörte er aufgeregte Stimmen und das
Knallen von Autotüren. Fontaine wusste, dass das, was er vorhatte, seinen Tod
bedeuten konnte. Aber es ging nicht anders. Er glitt mit dem Lift nach unten,
wie unzählige Male zuvor. Es war ihm klar, dass er die Katakomben nie mehr
wiedersehen würde. Als der Jäger aus der Kabine trat, war alles wie immer. Er
dachte nach. Was sollte er mit den fünfzehn Mädchen anstellen? Der Gedanke, sie
alle auf einen Schlag zu vergiften, war verlockend. Es würde keine Probleme
machen - das Curare lagerte ganz in der Nähe. „Bringt die Mädchen in
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