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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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angebrochen waren,
mussten sie sich nicht lange gedulden, bis sie zuschlagen konnten. Der
Einsatztrupp schlich in Tarnklamotten zur Hütte, um die sie im Radius von zwanzig
Metern einen Kreis bildeten. Van den Berg sah aus einiger Entfernung, dass
Licht durch die Fensterscheiben schimmerte. Als sie näher an das Blockhaus ran rückten,
konnten sie einen Schatten erkennen, der sich im Innern des Häuschens bewegte.
Es war kurz nach 17 Uhr, als es losging. Van den Berg pochte heftig an die Tür,
die sich keine fünf Sekunden später öffnete. Zehn Männer der Spezialeinheit stürmten
die Hütte mit lautem Gebrüll. „Die Hände in die Höhe und dann auf den Boden“,
befahlen die maskierten Polizisten martialisch. Alles ging ganz schnell, es gab
keinerlei Widerstand. Als van den Berg durch die Tür trat, stieß er einen
lauten Fluch aus. „Scheiße, das war ja wohl die falsche Adresse“, schrie er. Er
musterte einen etwa Dreißigjährigen, der zusammen mit seiner Freundin
bäuchlings auf dem Boden lag. „Lasst sie los“, fuhr er die Kollegen an. Van den
Berg schickte die Polizisten aus der Hütte und befreite das geschockte Paar
eigenhändig von den Handschellen. Der Kommissar fühlte sich schlecht. „Ich muss
mich bei euch entschuldigen, das tut mir wahnsinnig leid“, sagte er und nahm
die beiden freundschaftlich in den Arm. „Ich mache das wieder gut“, versprach
er im Herausgehen. Der Kommissar hatte Mühe, sich im Zaum zu halten. Er konnte
es nicht fassen, dass ihnen ausgerechnet jetzt ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen
war. Er blickte auf die Zeichnung, die ihm Dimitri Shevchenko gegeben hatte. Er
erkannte gleich, dass die Beschreibung des Ukrainers völlig korrekt war. Sie
hatten sich geirrt, weil sie die Lage des Hauses aus der falschen Perspektive
betrachtet hatten. „Wir sind nicht von Norden, sondern von Süden gekommen“,
merkte De Gruye korrekt an. „Ich muss zugegeben, dass mir das vorhin auch nicht
aufgefallen ist“, sagte van den Berg mit beleidigtem Gesicht. Nun war Hugo
nicht mehr schwer zu orten. Er musste in jener Hütte sein, die ganz ähnlich
aussah, wie das Objekt, das sie gerade gestürmt hatten. Als sie vor dem
Holzhäuschen standen, wuchsen van den Bergs Zweifel, dass sich Hugo darin
befand. „Alles ist dunkel, die Vorhänge sind zugezogen“, flüsterte er zu De
Gruye, der enttäuscht nickte. Van den Berg befahl, in der gleichen Weise
vorzugehen wie vor ein paar Minuten. Sie schlugen gegen die Türe, aber diesmal passierte
nichts. Die Sondereinheit eroberte die Hütte wieder mit lautem Tamtam. „Alle
Räume gesichert“, rief einer der Maskierten ein paar Sekunden später. Hugo war
verschwunden, wieder einmal. Van den Berg blickte auf die Ablage am
Waschbecken. Neben einem benutzten Teller stand eine Tasse, die zur Hälfte mit
Kaffee gefüllt war. „Der Cappuccino ist lauwarm – er ist noch nicht lange weg“,
meinte der Kommissar zu De Gruye. „Dann hat er uns wohl bemerkt.“ „Das war auch
wirklich nicht schwer“, erwiderte van den Berg mit ironischem Grinsen. Dann sah
der Kommissar, dass das Notebook im Standby-Modus lief.

 
 
 
 
 
       16

 
 
 
    Hugo
konnte sich vor Lachen kaum einkriegen, als er in seinem alten Ford aus dem
Waldstück herausgefahren war. Er hatte das Manöver der Bullen aus der Ferne
verfolgt. Ihm war klar, dass er unter normalen Umständen keine Chance gehabt
hätte zu fliehen – das war pures Glück. Von einem Moment auf den nächsten war
es mit Hugos Heiterkeit vorbei. Er dachte darüber nach, woher die Bullen von
der Hütte gewusst haben konnten. Außer ihm gab es nur drei Leute, die sie
kannten. Jorge Ramos war tot und der Jäger hatte sicher keine Veranlassung,
irgendjemandem sein Geheimversteck zu verraten, geschweige denn den Bullen. Es
blieb nur Dimitri Shevchenko, sein alter Kumpan aus der Legion. Aber konnte er
ihn wirklich verraten haben? Hugo hielt den Ukrainer für absolut loyal – er war
seinen Befehlen gefolgt, ohne jemals widersprochen zu haben. Ein einziges Mal
hatte er versagt. Aber die Panne mit dem Navigationssystem konnte er ihm nicht
vorwerfen – ihm fehlte jegliches Verständnis für technisches Gerät. Aber war
Dimitri zuzutrauen, ihn verraten zu haben? Hugo ärgerte sich, dass er Deflandre
nicht erreichen konnte. Der wusste sicher, ob Dimitri überhaupt noch lebte.
Vielleicht war er seinen schweren Schussverletzungen erlegen. Aber wer kam noch
als Verräter infrage? Hugo kam zu dem Schluss, dass der

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