Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Gerichtsmediziner liegt nach einem Motorradunfall mit ein paar Knochenbrüchen im Krankenhaus, und sein Vertreter aus Hückelhoven war eben nicht erreichbar, weil sein Team und er zu einer Flussleiche gerufen worden sind. Ich kann also im Augenblick gar nichts tun. Ich verfüge weder über die Ausrüstung, um Spuren zu sichern, noch bin ich in der Lage, den Knaben da zu sezieren, um festzustellen, ob ihn womöglich irgendjemand mit einem Kissen erstickt oder ihm K.-o.-Tropfen verabreicht hat, um ihn anschließend in den Brunnen zu werfen.«
»Das heißt, Sie erklären einen Todesfall einfach so zum Unfall? Ich kann es gar nicht fassen, dass ich das tatsächlich höre«, sagte sie und sah zu Tobias, von dem sie eigentlich Unterstützung erwartet hätte. Doch er stand nur schweigend da.
Pallenberg seufzte. »Wie gesagt, vor Montag habe ich keine Hilfe von der Gerichtsmedizin und der Spurensicherung zu erwarten.«
»Bis dahin könnte ein Täter doch längst über alle Berge sein, und zwar im wörtlichen Sinn«, gab Alexandra zu bedenken. »Sie können doch kein Interesse daran haben, ein solches Risiko einzugehen.«
Pallenberg ließ sich von ihren Worten nicht beeindrucken. »Noch einmal, Frau Berger: Ob es mir gefällt oder nicht – im Augenblick sind mir einfach die Hände gebunden, da Spusi und Gerichtsmedizin anderswo im Einsatz sind. Bitte akzeptieren Sie das!«
»Ja, aber Sie müssen doch irgendwas unternehmen. Wenn ihn jemand umgebracht hat …«
Der Polizist bedeutete ihr mit einer wirschen Handbewegung zu schweigen. »Dann verraten Sie mir doch mal, welches Motiv jemand gehabt haben sollte, diesen Mann umzubringen!«
»Es ist doch nicht meine Aufgabe, nach den Motiven zu suchen!«
Pallenberg zuckte mit den Schultern, ging auf ihre Bemerkung aber gar nicht weiter ein. »Ich werde nun eine Reihe von Fotos machen, die der Spurensicherung hoffentlich weiterhelfen werden, und dann kommt unser Toter in die Kühlkammer. Sobald sich einer der Polizeimediziner um ihn kümmern kann, wird das passieren, und dann wird sich ja zeigen, ob wir es mit einem Mord zu tun haben.«
»Und es stört Sie nicht, dass Sie möglicherweise einen Mörder entwischen lassen?«
»Wen soll ich denn festnehmen? Jeden, der Ihrer Meinung nach etwas mit dem Tod des Mannes zu tun haben könnte?«, fragte er ironisch. »Vielleicht sollte ich dann das Kloster beschlagnahmen. Auf der Wache habe ich nämlich nur eine Zelle für zwei Personen zur Verfügung.«
»Sie müssen sich nicht über mich lustig machen!«
»Dann erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit zu erledigen habe. Ich muss mich bei meinem Vorgesetzten rechtfertigen.«
Mit diesen Worten ging er zu seinem Wagen, telefonierte kurz und kam wenig später mit einer Digitalkamera zurück zu der Gruppe. Dann fotografierte er den Toten und den Brunnenschacht sorgfältig aus den unterschiedlichsten Winkeln. Als er fertig war, sagte er zu Dr. Randerich: »Der Leichenwagen ist angefordert. Würden Sie noch auf ihn warten? Ich werde noch woanders gebraucht.«
Der Arzt nickte. »Kein Problem. Vorausgesetzt, es wickelt sich in der Zwischenzeit nicht wieder irgendein Raser um den nächsten Baum.«
Pallenberg nickte den Anwesenden knapp zu und ging zu seinem Wagen. Kurz darauf brauste er mit quietschenden Reifen in Richtung Landstraße davon.
Alexandra, Tobias, Bruder Johannes und der Notarzt sahen dem Polizeiauto schweigend nach.
»Wenn es ein Mord war, dann hat der Täter also jetzt die Gelegenheit, unbehelligt zu entkommen«, murmelte Tobias nach einer Weile ärgerlich.
»Ganz genau.« Alexandra drehte sich zu Bruder Johannes um.
Der schüttelte nur betrübt den Kopf, ehe er erklärte: »Ich habe davon gehört, dass es aufgrund seiner Dienstzeiten in Pallenbergs Ehe Probleme gibt, vielleicht ist das ja der Grund, dass er so reagiert.«
Dr. Randerich räusperte sich. »Herr Pallenberg war in letzter Zeit großem Stress ausgesetzt. Sie haben vielleicht von diesem schrecklichen Unfall mit einem Reisebus am Grenzübergang Vetschau gehört … Ich weiß, das ist keine Entschuldigung für Pallenbergs Verhalten, aber manchmal verschwört sich einfach alles gegen einen. Im Ort erzählt man sich, dass er sich schon seit einiger Zeit um einen Termin beim Polizeipsychologen bemüht.«
Tobias war hellhörig geworden. »Der Unfall mit den vierzehn Toten?«
»Neunzehn«, sagte der Arzt. »Darunter befanden sich vier von Pallenbergs Kollegen. Das Ganze glich einem Massaker. Herr Pallenberg
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