Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman

Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman

Titel: Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Sander
Vom Netzwerk:
»Falls Wilden noch lebt, aber schwer verletzt ist, würden wir ihm unter Umständen mehr schaden als helfen, wenn wir selbst versuchten, ihn da rauszuholen. Da müssen Fachleute ran.«
    Es verstrichen noch einmal zehn Minuten. Inzwischen war eine halbe Stunde vergangen, seit der Notruf gewählt worden war. Alexandra hatte sich vom Brunnen zurückgezogen und auf eine Holzbank gesetzt, auf der Kater Brown hockte und das Treiben aufmerksam verfolgte. Nachdem es ihm gelungen war, Alexandra auf seinen Fund aufmerksam zu machen, hatte er sich auf der Bank niedergelassen, als wäre seine Arbeit erledigt. »Das hast du gut gemacht«, raunte Alexandra ihm zu, damit Tobias sie nicht hörte. Er würde sich nur wieder über sie lustig machen, weil sie sich mit Kater Brown »unterhielt«.
    Auf dem Platz rings um den Ziehbrunnen herrschte betroffene Stille. Alle schienen auf das Nahen des Notarztwagens zu lauschen. Und tatsächlich ertönte auf einmal in einiger Entfernung eine Sirene, und kurz darauf kam ein Rettungswagen in Sichtweite. Er hielt mit hoher Geschwindigkeit auf den Feldweg zu, bremste scharf ab und holperte über den Weg an der Zufahrt zum Parkplatz vorbei. In wenigen Metern Entfernung zum Brunnen hielt er schließlich an. Zwei Rettungssanitäter stiegen aus und gingen zu Bruder Johannes, der sie aufgeregt zu sich winkte.
    Alexandra stand auf und kehrte zum Brunnen zurück, gerade als die Sanitäter einen Blick in den Schacht warfen. »Hm, wie sollen wir ihn denn da rauskriegen?«, fragte der bärtige Sanitäter, auf dessen Jacke ein Namensschild mit dem Schriftzug Buchner befestigt war.
    Der andere, sein Name war Kersting, schüttelte ratlos den Kopf. »Frag mich was Leichteres! Da müsste eigentlich die Feuerwehr ran, aber die ist bei der Demo in Trier …«
    Nachdem die beiden bestimmt eine halbe Minute unschlüssig in den Brunnen gestarrt hatten, beschloss Alexandra, sich einzumischen: »Ich bin keine Expertin, was die Rettung von Verletzten angeht, aber ich nehme an, dass sich einer von Ihnen schnellstmöglich nach unten begeben muss, um das Opfer zu bergen. Der Mann liegt schon viel zu lange da unten.«
    »Immer langsam, Kleine«, meinte Kersting, der seinen Kollegen um fast einen Kopf überragte. »Wir können hier nichts überstürzen.«
    »›Kleine‹?«, wiederholte sie ungläubig.
    Bevor sie weiter aufbegehren konnte, spürte sie Tobias’ Hand beschwichtigend auf ihrem Arm. »Komm, lass die Leute ihre Arbeit machen, das bringt doch nichts.«
    »Dann sollten sie auch ihre Arbeit machen, anstatt nur dazustehen«, fauchte sie. Alexandra machte sich aus seinem Griff frei. Es wurde höchste Zeit, dass Wilden aus dem Schacht geborgen wurde. Sollte er doch noch leben, kam es auf jede Sekunde an. »Wollen Sie dem Mann nicht helfen?«, drängte sie die beiden Sanitäter.
    »Doch, doch, natürlich«, sagte Buchner. »Aber wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, sind mein Kollege und ich nicht unbedingt die Schlanksten, und wenn einer von uns da runterklettert, hat er überhaupt keinen Platz, um sich da unten zu bewegen -ganz zu schweigen davon, den Mann irgendwie zu fassen zu bekommen, um ihn rauszuziehen.«
    »Ganz genau«, stimmte Kersting ihm zu. »Da muss jemand runter, der schlank und zierlich ist, zum Beispiel …«
    Als der Sanitäter abrupt verstummte, stutzte Alexandra. Im ersten Moment glaubte sie, er wolle sich einen Scherz erlauben, doch darauf deutete nichts weiter hin – im Gegenteil. Kerstings Blick war auffordernd auf sie gerichtet. »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, gab sie kopfschüttelnd zurück. »Sie wollen tatsächlich mich da runterschicken?«
    Alexandra drehte sich zu Tobias um, der sich mit einem Mal verdächtig ruhig verhielt. »Wolltest du dich gerade freiwillig melden?«, fragte sie spitz.
    »Sorry, in dieses Loch kriegst du mich nicht rein«, sagte er. »Um dich da unten bewegen zu können, musst du kopfüber runter. Das heißt, du musst dich mit zusammengeschnürten Beinen abseilen lassen.«
    »Ich mach’s«, erklärte da ein Mönch mit dunklem, lockigem Haar, der Alexandra bislang noch nicht aufgefallen war. Er trug eine altmodisch anmutende Hornbrille und war mindestens einen halben Kopf kleiner als die anderen Mönche, die nach wie vor die Gäste auf Abstand hielten. Einige der Leute waren inzwischen ins Kloster zurückgekehrt, die anderen standen da und beobachteten das Treiben. Ein paar von ihnen hatten eine Kamera oder ein Handy gezückt, um die Ereignisse im Bild

Weitere Kostenlose Bücher