Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
wurde tatsächlich umgebracht und Pallenberg selbst war der Täter … oder jemand, den er schützen will.«
»Du hältst es für möglich, dass ein Polizist einen Mord begeht und ihn dann höchstpersönlich zu einem Unfall erklärt?« Tobias zog die Brauen zusammen. »Ich habe schon Mühe, mir den ersten Teil deiner Theorie vorzustellen! Ein Polizist, der hingeht und einen anderen umbringt …«
»Polizisten sind auch nur Menschen«, wandte sie ein. »Nur weil sie das Gesetz vertreten, heißt das nicht, dass sie vor niederen Regungen gefeit sind. Es hat beispielsweise schon Eifersuchtsdramen unter Polizisten gegeben. Außerdem reden wir hier über einen Mann wie Bernd Wilden. Der hat sich mit jedem im Kloster angelegt, mit dem Personal genauso wie mit uns. Ich glaube nicht, dass er vor einem Streit mit einem Polizisten zurückgeschreckt wäre. Angenommen, er hat sich im Ort von Pallenberg ungerecht behandelt gefühlt und ihm damit gedroht, sich bei seinen Vorgesetzten bis hin zum Polizeipräsidenten oder an noch höherer Stelle zu beschweren, oder angenommen, er hatte sogar was gegen Pallenberg in der Hand, was den Polizeiobermeister seinen Posten gekostet hätte, dann … na ja, dann wäre das doch ein Grund, Wilden aus dem Weg zu räumen und das Ganze als Unfall abzutun, damit niemand auf die Idee kommt, gegen ihn zu ermitteln.«
Tobias fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar und sah sie prüfend von der Seite an. »Du hast doch irgendetwas vor, richtig?«
Sie rang sekundenlang mit sich, ob sie ihm sagen sollte oder nicht, welchen Entschluss sie soeben gefasst hatte. Aber dann sah sie ein, dass es nichts bringen würde, wenn sie es ihm verschwieg. Tobias musste ihr nur eine Weile auf den Fersen bleiben. Spätestens dann würde ihm klar werden, was sie vorhatte. »Ich glaube, ich werde ein bisschen Detektiv spielen und selbst auf Spurensuche gehen.«
Kater Brown hob den Kopf und schaute blinzelnd von Alexandra zu diesem Tobias. Der Mann streichelte ihn so zaghaft! Wirklich angenehm war das nicht. Am liebsten hätte Kater Brown die Krallen ausgefahren und diesem Zauderer einen leichten Hieb versetzt. Aber davon wollte er vorerst noch mal absehen. Der Mann schien Angst vor ihm zu haben. Kater Brown schnupperte an dem Männerarm. Na, das hätte er sich ja denken können! Auch wenn der Duft nur sehr schwach an ihm haftete, roch Tobias eindeutig nach Hund! Bestimmt war das der Grund für seine Angst: Mit diesen dummen Hundeviechern, die sich von den Menschen dressieren und herumkommandieren ließen, kannte Tobias sich aus. Aber er hatte keine Ahnung, wie er mit einem Exemplar einer höheren Spezies umgehen sollte. Na gut, zumindest begegnete er Katzen mit Respekt und Interesse. Nun, da wollte Kater Brown mal nicht so sein und ihn gewähren lassen. Später konnte er noch immer versuchen, Alexandra die andere Entdeckung zu zeigen, die er gemacht hatte. Das musste ja nicht sofort sein. Auf Alexandras Schoß war es viel zu gemütlich …
7. Kapitel
»Du willst also Detektiv spielen!« Tobias grinste. »Und wie willst du das anstellen? Du kannst Pallenberg doch nicht ernsthaft einem Verhör unterziehen wollen.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Alexandra. »Er muss ja auch gar nicht der Täter sein! Aber von seiner Person einmal abgesehen, können wir die Leute im Hotel doch befragen. Vielleicht hat jemand etwas Verdächtiges gehört oder gesehen, das uns weiterhelfen kann.«
»Äh … kurze Zwischenfrage«, sagte er ein wenig irritiert. »Hast du gerade bewusst von wir gesprochen? Oder war das nur so dahingesagt?«
Sie sah ihn lange schweigend an. Tatsächlich war das ein Reflex gewesen, denn auch wenn sie sich nicht als Teil eines Zweierteams sah, hatte sie Tobias automatisch in ihr Vorhaben einbezogen. Bestimmt lag es nur daran, dass er der Einzige war, den sie hier kannte. Eine andere vernünftige Erklärung gab es dafür nicht. »Willst du mir etwa weismachen, du kümmerst dich weiter um deine Reisereportage, wenn es hier möglicherweise einen Mord aufzuklären gibt? Oder hältst du meine Überlegungen etwa für völlig abwegig?«
»Deine Theorie ist nicht abwegig«, stellte er klar, »auch wenn ich, wie gesagt, prinzipiell Schwierigkeiten damit habe, mir Pallenberg als Mörder vorzustellen. Aber wenn ich andererseits sehe, wie sich Wilden jedem gegenüber aufgeführt hat, dann möchte ich nicht ausschließen, dass irgendjemand ihn in den Brunnen gestoßen hat. Was ich nur nicht verstehe … Wieso möchtest
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