Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
der Windschutzscheibe befestigten Gerät einen grimmigen Blick zu und fuhr weiter.
Sie sah kurz auf die Uhr neben der Tachoanzeige und verzog den Mund. Mit fast zwei Stunden Verspätung würde sie ihr Ziel erreichen, aber das konnte sie nicht der Wegbeschreibung des Klosterhotels anlasten. Drei Baustellen hatten auf ihrer Strecke gelegen, die sie weitläufig hatte umfahren müssen. Dafür hatte Alexandra auch einige Irrwege in Kauf nehmen müssen, da die Baufirmen großzügig auf Umleitungsbeschilderungen verzichtet hatten. Dachten diese Leute denn, hier wären nur Einheimische unterwegs? Alexandra überlegte, ob sie in ihrem Artikel über das Klosterhotel nicht besser eine andere Route vorschlagen sollte. Damit würde sie sich nach ihrem Aufenthalt im Kloster noch einmal in Ruhe beschäftigen.
Sie griff nach ihrem Diktiergerät, das in der Mittelkonsole steckte, schaltete es ein und sprach ins Mikrofon: »Prüfen, ob Anfahrt über Aachen, Trier oder Luxemburg einfacher möglich ist.« Dann legte sie das Gerät auf den Beifahrersitz und warf dabei noch einmal einen raschen Blick auf die Karte.
Nach ein paar Kilometern tauchte am Straßenrand ein Ortsschild auf, und beim Näherkommen konnte sie den Ortsnamen Lengenich erkennen. »Na bitte, wer sagt’s denn!«, meinte sie zufrieden und bremste auf die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit ab.
Sie fuhr vorbei an Bauernhöfen, die schon bessere Zeiten erlebt hatten, und frisch renovierten Einfamilienhäusern. Ihre Besitzer mussten es sich leisten können, in dieser Abgeschiedenheit zu leben, in der Arbeitsplätze rar gesät waren. Zu ihrer Rechten sah Alexandra eine Wirtschaft, gleich daneben ein leer stehendes Ladenlokal, in dem sich, den Überresten der Leuchtreklame nach zu urteilen, einmal ein Lebensmittelgeschäft befunden hatte. Aber das schien schon vor langer Zeit geschlossen worden zu sein.
Auf der linken Straßenseite wies ein Schild auf den Parkplatz eines Schwimmbades hin. Als Alexandra einen Blick auf die angrenzenden Liegewiesen warf, staunte sie nicht schlecht. Obwohl auf dem Parkplatz nur zwei Fahrzeuge standen, wimmelte es auf dem Freibadgelände von Kindern. Wie kann es in einem so winzigen Dorf so viele Kinder im schulpflichtigen Alter geben?, fragte sich Alexandra.
Drei Kilometer weiter fand sie die Antwort. An der Einfahrt zu einem weitläufigen Grundstück prangte ein großes Schild mit der Aufschrift Schullandheim Lengenich. »Daher also der Besucherandrang im Freibad«, murmelte sie. Im Vorbeifahren entdeckte sie zwischen den dicht stehenden Bäumen ein herrschaftlich wirkendes Gebäude, das Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut worden sein musste, vielleicht sogar noch etwas früher. Es wirkte wie der Landsitz einer vermögenden Industriellenfamilie von anno dazumal.
In ihre Überlegungen versunken, hätte Alexandra beinahe den Wegweiser verpasst, der zwischen zwei Häusern nach rechts zeigte und die Richtung zum Kloster Lengenich angab. Zum Glück befand sich hinter ihr kein Wagen, sodass sie eine Vollbremsung machen konnte, um in die schmale Straße einzubiegen. Aber schon wenige Meter später endete Alexandras Abbiegeversuch an einem Holzgatter, das die komplette Fahrbahn versperrte. Privatweg! Durchfahrt verboten! , verkündete die krakelige Aufschrift auf dem Pappschild. Das alles wirkte amateurhaft, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass ihr die Weiterfahrt hier verwehrt wurde.
Alexandra griff wieder nach der Landkarte und sah sich die Alternativrouten an, die zu ihrem Ziel führten. Nein, sie war nicht bereit, weitere Umwege in Kauf zu nehmen. Außerdem befand sie sich hier eindeutig auf der offiziellen Route zum Kloster, das belegte allein schon das Hinweisschild an der Hauptstraße. Dies konnte also unmöglich ein Privatweg sein!
Ratlos sah sie sich um, dann setzte sie den Wagen zurück und fuhr im Schritttempo weiter.
Nach einigen Metern entdeckte sie auf der linken Straßenseite eine weitere Wirtschaft. Der Biergarten vor dem Haus war trotz des schönen Wetters völlig verwaist. Alexandra stellte das Auto auf dem asphaltierten Parkplatz gleich neben dem Gebäude ab, griff nach ihrer Schultertasche, stieg aus und betrat kurz darauf das Lokal.
Die Wirtschaft verströmte den Charme längst vergangener Tage, einer Zeit, die Alexandra selbst nie erlebt hatte. Ihr kam es vor, als hätte sie eine Zeitreise in die Fünfzigerjahre angetreten, in denen Plastikelemente auch ganz unverhohlen nach Plastik hatten aussehen
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