Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Imbiss, Harrys Kneipe und meine, wir profitieren alle davon …«
»Und das sind schon mehr als genug Fremde, die in unser Dorf einfallen! Und jetzt müssen diese bescheuerten Mönche auch noch so ein Walnusshotel aufmachen …«
»Das heißt Wellnesshotel, Hannes«, berichtigte Angelika ihn. »Und was die aufgemacht haben, ist eben kein Wellnesshotel. Aber um das zu wissen, müsstest du ja mal was anderes lesen als deine Revolverblättchen.«
»Angelika, so spricht man nicht mit seinen zahlenden Kunden«, hielt Karl ihr vor.
Die Frau nickte. »Du hast recht. So spricht man nicht mit seinen zahlenden Kunden. Nur habt ihr beide gestern Abend anschreiben lassen, und für das, was ihr mir heute weggetrunken habt, habe ich auch noch keinen Cent gesehen. Also erzähl mir nichts von zahlenden Kunden!«
»… und jetzt kommen noch mehr Fremde her«, fuhr Hannes unbeirrt fort. »Wir haben hier überhaupt keine Ruhe mehr.«
»Fahr mal ins nächste Dorf!«, empfahl Angelika ihm. »Dann kannst du dir angucken, was Ruhe bedeutet.« Auf Alexandras ratlosen Blick hin erklärte sie ihr: »Nicht ganz dreißig Häuser, davon stehen zwölf leer, weil da nichts mehr los ist, weil es da kein Geschäft mehr gibt und die Leute zu alt sind, um in einer Gegend zu leben, in der sie für jede Kleinigkeit auf andere angewiesen sind. Freiwillig will da keiner hinziehen. Wir in Lengenich können froh sein, dass wir das Schullandheim haben, sonst säh’s hier genauso aus.«
Alexandra nickte. »Eigentlich bin ich nur hereingekommen, um nach dem Weg zu fragen …«
»Tut mir leid, junge Frau, aber wenn die beiden Herrschaften erst mal in Fahrt gekommen sind, muss ich einfach Kontra geben«, sagte die Wirtin und lächelte entschuldigend. »Sie haben davon gesprochen, dass die Straße in Richtung Kloster gesperrt ist? Dann hat der alte Kollweck wieder zugeschlagen. Ihm gehört der Hof links von der Abzweigung. Die ersten paar Meter Straße waren früher mal die Zufahrt zu seinem Hof, aber dann hat das Land beschlossen, genau da eine Straße zu bauen. Kollweck hat sich lange gesträubt, die Fläche herzugeben. Wenn Sie mich fragen, ging es ihm nur darum, die paar Quadratmeter möglichst teuer zu verkaufen. Aber irgendwann ist den Leuten von der Verwaltung der Geduldsfaden gerissen, und dann haben sie ihn einfach enteignet. Das Ganze ist schon viele Jahre her, trotzdem macht er von Zeit zu Zeit die Straße dicht und behauptet, dass das immer noch sein Grund und Boden ist.«
»Und was soll ich jetzt machen?«, fragte Alexandra. »Ich habe mir auf der Karte angesehen, was für einen Umweg ich ansonsten fahren muss. Soll ich die Polizei rufen?«
Die Wirtin winkte ab. »Ach was, das dauert viel zu lange. Da hilft nur eines: den Krempel aus dem Weg räumen und Kollweck meckern lassen.« Sie sah die beiden Männer an der Theke auffordernd an, und als sie nicht reagierten, sagte sie: »Braucht ihr noch eine ausdrückliche Einladung, oder bewegt ihr jetzt euren Hintern hier raus und helft der jungen Dame?«
»Ist doch nicht mein Problem«, grummelte Karl und linste an Angelika vorbei nach seinem Bierglas, das nach wie vor auf der Spüle stand.
»Je schneller ihr für sie Kollwecks Hindernis aus dem Weg räumt, desto eher bekommt ihr euer Bier zurück.«
Schnaubend erhoben sich die beiden von ihren Hockern und zogen von dannen, jedoch nicht, ohne Alexandra missmutige Blicke zuzuwerfen.
»Na also«, meinte Angelika, »gleich haben Sie freie Fahrt. Sie glauben gar nicht, wozu Karl und Hannes fähig sind, wenn man ihnen droht, ihnen ihr Bier vorzuenthalten.«
»Danke, das war sehr nett von Ihnen«, sagte Alexandra und lachte. Sie verabschiedete sich und verließ das Lokal, um zu ihrem Wagen zu gehen.
Als sie zum zweiten Mal die Abzweigung in Richtung Kloster nahm, stellte sie erleichtert fest, dass Hannes und Karl das Gatter tatsächlich an den Fahrbahnrand geschoben hatten. Ein dritter, etwas älterer Mann stand bei ihnen, fuchtelte aufgebracht mit den Armen und redete lautstark auf sie ein.
Die drei waren so in ihre hitzige Diskussion vertieft, dass sie Alexandra gar nicht bemerkten, die kurz angehalten hatte und ihren Helfern durch das geöffnete Seitenfenster einen Dank zurief. Schmunzelnd gab sie wieder Gas.
2. Kapitel
Alexandra folgte dem Verlauf der asphaltierten Straße, die zwischen Bäumen und Feldern hindurch bergauf führte und immer steiler anstieg. Schließlich schlängelte sie sich in Serpentinen durch einen Wald auf die andere
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