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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Wippersberg
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saßen an weiß gedeckten Tischen elegant gekleidete Damen und Herren. Sie aßen, tranken und unterhielten sich.
    Zwischen den Tischen liefen Kellner hin und her. Auf silbernen Tabletts schleppten sie Speisen und Getränke herbei.
    „Ich muss mir etwas einfallen lassen”, dachte der Kater, „damit mir die Menschen etwas von ihrem Essen abgeben.”
    Er trippelte über den weichen rostbraunen Teppich und verschwand ungesehen unter dem ersten Tisch.
    Hier gab es drei Paar Beine: Die Beine einer Frau, die Beine eines Mannes und die Beine eines Mädchens.
    „Jetzt iss endlich fertig, Jutta, damit wir nach Hause kommen”, sagte gerade eine Frauenstimme.
    Aber das Mädchen, das Jutta hieß, antwortete: „Ich mag nicht mehr, ich bin schon satt.”
    „Ich sollte diesem Mädchen ein wenig beim Essen helfen”, dachte Konstantin. „Dann ist Jutta früher fertig, und ich bin vielleicht satt.”
    Mit der rechten Vorderpfote klopfte er ganz zart an Juttas Beine.
    Das Mädchen schaute unter den Tisch.
    Konstantin machte leise „Miau” und leckte sich die Lippen.
    Jutta verstand, denn gleich darauf tauchte ihre Hand vor Konstantins Nase auf. Sie hielt ihm ein Stückchen Fleisch hin. Der Kater schnappte danach und hatte es – eins, zwei, drei – auch schon hinuntergeschlungen.
    Das schmeckte nach mehr.
    Oben fragte die Stimme der Mutter: „Was machst du da, Jutta?”
    „N-n-nichts”, stammelte das Mädchen.
    „Du hast ein Stück Fleisch unter den Tisch geworfen”, sagte Juttas Vater. „Ich hab's gesehen.”
    Schon erschien der Kopf des Mannes unter dem Tisch.
    Konstantin sagte „Miau”, weil ihm vor Schreck nichts anderes einfiel.
    Sofort zog der Mann den Kopf wieder zurück.
    Oben schimpfte er dann: „Das ist die Höhe!
    Da streunt eine Katze herum.”
    Schnell schlüpfte Konstantin unter den Stuhl des Mädchens und schaute sich um. Da drüben stand eine Zimmerpalme …
    Lautlos glitt der Kater davon und verbarg sich hinter dem Blumenkübel. Von hier aus konnte er Juttas Tisch beobachten.
    Die Mutter schaute ebenfalls unter den Tisch, aber der Vater sagte: „Die Katze ist grad weggelaufen.”
    Er hob den Arm und winkte einen Kellner heran: „Werfen Sie die Katze hinaus!”
    Der Kellner begriff nicht: „Welche Katze, bittesehr? Bei uns gab es noch nie eine Katze.”
    Juttas Vater blieb dabei: „Wir haben eine Katze gesehen, also gibt es hier eine Katze.”
    „Jeder Mensen kann sich einmal täuschen”, antwortete der Kellner höflich.
    „Wir täuschen uns nicht!”, gab der Vater gereizt zurück.
    Vom anderen Ende des Lokals sah der Kater Konstantin einen Herrn an den Tisch eilen. Es war klein, etwas rundlich und trug einen tadellosen schwarzen Anzug mit einer silbergrauen Weste.
    „Was ist hier los?”, fragte dieser Herr den Kellner.
    „Mischen Sie sich nicht ein!”, fuhr ihn Juttas Vater an. „Wer sind Sie eigentlich?”
    „Ich bin der Geschäftsführer, wenn Sie gestatten”, sagte der Herr, strich die Weste über der Bauchwölbung glatt und deutete eine Verbeugung an.
    „Haben die Herrschaften Grund zur Beschwerde? Wenn es in meiner Macht steht, werde ich das sofort in Ordnung bringen. In diesem Restaurant ist der Gast König! Das ist unser Leitspruch.”
    „König in einem Restaurant, wo die Katzen unterm Tisch liegen?”, fragte Juttas Mutter spöttisch.
    „Katzen?” Der Geschäftsführer traute seinen Ohren nicht. „Sagten Sie Katzen? Ausgeschlossen!”
    „Wenn wir es sagen, dann gibt es hier Katzen. Eine Katze wenigstens.”
    „Selbstverständlich. Wenn Sie es sagen, dann ist hier eine Katze. Ganz wie Sie befehlen.”
    Der Geschäftsführer wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Er selber schärfte den Kellnern ständig ein, dass der Gast immer Recht habe.
    Ein Gast – so pflegte er stets zu sagen – könne dumm sein oder sogar total verblödet, aber Recht habe er immer.
    Heute erfuhr der Geschäftsführer, wie schwierig es manchmal war, sich daran zu halten.
    „Wie sieht das Vieh denn aus?”
    „Schwarz, sehr groß, und es trägt eine Brille”, sagte Jutta, die bis jetzt geschwiegen hatte.
    „Eine Katze mit einer Brille, soso”, meinte der Geschäftsführer, und in Gedanken sagte er den Satz „Der Gast hat immer Recht” wie eine Beschwörungsformel vor sich her.
    „Glauben Sie uns etwa nicht?”, fragte Juttas Vater.
    „Doch, doch!” Der Geschäftsführer versuchte zu lächeln. „Eine Katze mit Brille, das ist ja ganz normal.”
    „Sie wollen uns

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