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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Wippersberg
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Geld, besonders für Kinder – Konstantin wusste es.
    Er selber machte sich nichts aus Geld, aber er war ja auch ein Kater. Für die Menschen jedoch schien Geld wichtig zu sein.
    „Diesen kleinen Gefallen kannst du deinen Freunden doch tun”, redete Fixundfertig auf ihn ein. Er redete beinahe ohne Unterbrechung.
    „Halten Sie einmal eine Minute lang den Mund”, schnauzte ihn Konstantin an. „Ich denke nach.”
    Schon seit ein paar Wochen fühlte sich Konstantin nicht mehr richtig wohl. Er dachte und fühlte wie ein Tier, aber immer öfter ließ er sich überreden, zu handeln wie ein Mensch.
    Konstantin spürte es, er wurde den Menschen immer ähnlicher.
    Er hatte sich überreden lassen, für Zeitungen und Rundfunk Interviews zu geben, sich von allen Seiten fotografieren zu lassen und im Fernsehen aufzutreten.
    Und jetzt wollte man ihn für einen Werbefilm einspannen.
    Wenn das so weiterging, dann würde er eines Tages genauso denken wie die Menschen, aber dabei doch ein Kater bleiben – und das schien Konstantin ganz unmöglich.
    „Tut mir Leid”, erklärte er daher. „Ich kann euch den Gefallen nicht tun.”
    Die Kinder schauten ein bisschen traurig drein, sagten aber nichts.
    Herr Fliederbusch allerdings bat: „Denk noch einmal darüber nach, Konstantin.”
    „Nein”, antwortete der Kater.
    Zu genau wusste er:
    Wenn er jetzt zustimmte, würde man so etwas immer wieder von ihm verlangen.
    Er wollte aber ein richtiger Kater bleiben.
    „Nein”, wiederholte er. „Ich tu's nicht.”
    Herr Fixundfertig sah ein, dass er verloren hatte. Er sah Herrn Fliederbusch höhnisch an.
    „Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie mit dem Vieh solche Geschichten machen. Der versteht einfach nicht, worum es geht. Vermutlich ist das zu viel für einen Katzenschädel.”
    Genau das hatte Konstantin befürchtet:
    Die Menschen verlangten von ihm, dass er sich wie ein Mensch benahm; aber wenn's drauf ankam, behandelten sie ihn doch nicht wie ihresgleichen.
    „Sie halten sich wohl für sehr klug, verehrter Herr Fixundfertig?”, fragte Konstantin.
    „Na, jedenfalls bin ich doch klüger als eine Katze.”
    „Wetten, ich kann etwas, was Sie nicht können.”
    „So? Was denn – außer Miau zu schreien?”
    „Ich kann Ihnen zum Beispiel eine Flasche Tinte über den Kopf gießen – ohne dass sie blau oder nass werden, ohne dass ihr schönes Hemd beschmutzt wird.”
    „Glaub' ich nicht”, lachte Fixundfertig, „ganz ausgeschlossen.”
    „Wollen wir wetten?”, fragte Konstantin.
    Herr Fixundfertig zögerte. Aber dann gab er sich einen Ruck. Er durfte sich von diesem Kater nicht unterkriegen lassen.
    „Worum wollen wir wetten?”
    „Um gar nichts. Nur so.”
    „Meinetwegen.”
    Herr Fixundfertig musste sich auf einen Stuhl setzen.
    Der Kater Konstantin holte eine große Tintenflasche vom Schreibtisch, kletterte hinter den Werbemann auf die Stuhllehne, schraubte die Flasche auf – und goss dem Herrn von der Werbeagentur die Tinte über den Kopf.
    „Verdammte Schweinerei!”, rief Herr Fixundfertig zornig aus und schnellte hoch. Seine Haare, sein Gesicht, sein Hemd, seine Krawatte, sein Rock – alles war blau von Tinte.
    „Schade”, sagte Konstantin und lachte. „Ich habe die Wette verloren.”
    Dann drehte er sich um und lief aus dem Haus.
    Schon vor ein paar Tagen hatte es ein wenig geschneit, aber der Schnee war nicht liegen geblieben. Die Erde, die Häuser und Bäume waren noch ein bisschen zu warm gewesen, so dass die Schneeflocken darauf zu Wasser zerflossen waren.
    Heute schneite es wieder. Und jetzt überzog der Schnee den Schlossberg mit einer dünnen weißen Haut.
    Konstantin hatte noch niemals Schnee gesehen. Ein paar Mal hatten ihm die Kinder davon erzählt, aber er hatte sich nichts Rechtes darunter vorstellen können.
    Nun wirbelte ihm der Wind zum ersten Mal die federleichten Flocken um die Nase.
    Eine Weile vergnügte sich der Kater, indem er versuchte, ein paar Flocken zu fangen. Aber dann machte er sich auf den Weg.
    Von nun an wollte er ein richtiger Kater sein und nur mehr tun, was einem Kater Spaß machte. Kein Mensch sollte ihn mehr zu irgendetwas überreden können.
    Wie riesige weiße Leintücher dehnten sich hier die schneebedeckten Felder vor ihm aus. Konstantin setzte sich hin und konnte sich kaum satt sehen an dieser neuen, plötzlich weiß gewordenen Welt.
    Uschi und Philipp waren immer noch seine Freunde.
    Er nahm sich vor, den beiden einen Brief zu schreiben, um ihnen zu erklären,

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